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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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drückt ist (dieses wird aber vorzüglich durch etwas längeres
Verweilen der Hüftengegend im Becken, und kräftige von
oben auf den Kopf drängende Wehen bewerkstelligt), b) je
mehr er sich in die passenden Durchmesser des Beckens fügt;
4) durch diejenige Richtung des Rumpfs und Kopfs im
Becken, bey welcher Rückenfläche und Hinterhaupt nach dem
Schambogen gekehrt sind. --

§. 838.

Nun sind aber unter den drei in diese Klasse gehörigen
Geburten, bei keiner Ordnung diese Bedingungen voll-
kommner erfüllt, als bei der Steisgeburt, welche über-
haupt schon dadurch zur regelmäßigsten wird, weil nur bei
ihr das Kind völlig in guter Stellung d. i. mit an den
Leib heraufgezogenen Schenkeln sich befindet. Es werden
hierbei die weichen Theile durch die vorausgehende dem Kopf
an Umfang ähnliche Fläche vollkommen eröffnet, der Kopf,
(weil mehr Wehendrang zur Durchbeförderung der Steis-
fläche nöthig ist) wird vollkommner auf die Brust gedrängt,
und die Arme bleiben leichter an der Brust liegen, weshalb
denn hier auch leicht und oft die Geburt für Mutter und
Kind den glücklichsten Erfolg hat. Knie- und Fußgeburten
hingegen, bei welchen das Kind gleichsam als Keil mit dem
dünnern Ende zuerst, und in weniger natürlicher Stellung
der Gliedmaßen eintritt, haben leichter, vorzüglich wo die
Natur durch unzeitige, zweckwidrige Hülfsleistungen gestört
wird, das Heraufschlagen der Arme neben dem Kopfe und
erschwerteres Eintreten, so wie unvollkommneres Durchbewe-
gen des Kopfs durch das Becken zur Folge, endigen daher
auch öfters für das Kind weniger glücklich als die Steis-
geburten.

Erste Ordnung. Steisgeburt, gedoppelte Ge-
burt
. (Partus clunibus praeviis.)
§. 839.

Die Kennzeichen der vorliegenden Steisfläche (welche bei
noch nicht genugsamer Uebung im Untersuchen leicht mit einer

druͤckt iſt (dieſes wird aber vorzuͤglich durch etwas laͤngeres
Verweilen der Huͤftengegend im Becken, und kraͤftige von
oben auf den Kopf draͤngende Wehen bewerkſtelligt), b) je
mehr er ſich in die paſſenden Durchmeſſer des Beckens fuͤgt;
4) durch diejenige Richtung des Rumpfs und Kopfs im
Becken, bey welcher Ruͤckenflaͤche und Hinterhaupt nach dem
Schambogen gekehrt ſind. —

§. 838.

Nun ſind aber unter den drei in dieſe Klaſſe gehoͤrigen
Geburten, bei keiner Ordnung dieſe Bedingungen voll-
kommner erfuͤllt, als bei der Steisgeburt, welche uͤber-
haupt ſchon dadurch zur regelmaͤßigſten wird, weil nur bei
ihr das Kind voͤllig in guter Stellung d. i. mit an den
Leib heraufgezogenen Schenkeln ſich befindet. Es werden
hierbei die weichen Theile durch die vorausgehende dem Kopf
an Umfang aͤhnliche Flaͤche vollkommen eroͤffnet, der Kopf,
(weil mehr Wehendrang zur Durchbefoͤrderung der Steis-
flaͤche noͤthig iſt) wird vollkommner auf die Bruſt gedraͤngt,
und die Arme bleiben leichter an der Bruſt liegen, weshalb
denn hier auch leicht und oft die Geburt fuͤr Mutter und
Kind den gluͤcklichſten Erfolg hat. Knie- und Fußgeburten
hingegen, bei welchen das Kind gleichſam als Keil mit dem
duͤnnern Ende zuerſt, und in weniger natuͤrlicher Stellung
der Gliedmaßen eintritt, haben leichter, vorzuͤglich wo die
Natur durch unzeitige, zweckwidrige Huͤlfsleiſtungen geſtoͤrt
wird, das Heraufſchlagen der Arme neben dem Kopfe und
erſchwerteres Eintreten, ſo wie unvollkommneres Durchbewe-
gen des Kopfs durch das Becken zur Folge, endigen daher
auch oͤfters fuͤr das Kind weniger gluͤcklich als die Steis-
geburten.

Erſte Ordnung. Steisgeburt, gedoppelte Ge-
burt
. (Partus clunibus praeviis.)
§. 839.

Die Kennzeichen der vorliegenden Steisflaͤche (welche bei
noch nicht genugſamer Uebung im Unterſuchen leicht mit einer

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[121/0145] druͤckt iſt (dieſes wird aber vorzuͤglich durch etwas laͤngeres Verweilen der Huͤftengegend im Becken, und kraͤftige von oben auf den Kopf draͤngende Wehen bewerkſtelligt), b) je mehr er ſich in die paſſenden Durchmeſſer des Beckens fuͤgt; 4) durch diejenige Richtung des Rumpfs und Kopfs im Becken, bey welcher Ruͤckenflaͤche und Hinterhaupt nach dem Schambogen gekehrt ſind. — §. 838. Nun ſind aber unter den drei in dieſe Klaſſe gehoͤrigen Geburten, bei keiner Ordnung dieſe Bedingungen voll- kommner erfuͤllt, als bei der Steisgeburt, welche uͤber- haupt ſchon dadurch zur regelmaͤßigſten wird, weil nur bei ihr das Kind voͤllig in guter Stellung d. i. mit an den Leib heraufgezogenen Schenkeln ſich befindet. Es werden hierbei die weichen Theile durch die vorausgehende dem Kopf an Umfang aͤhnliche Flaͤche vollkommen eroͤffnet, der Kopf, (weil mehr Wehendrang zur Durchbefoͤrderung der Steis- flaͤche noͤthig iſt) wird vollkommner auf die Bruſt gedraͤngt, und die Arme bleiben leichter an der Bruſt liegen, weshalb denn hier auch leicht und oft die Geburt fuͤr Mutter und Kind den gluͤcklichſten Erfolg hat. Knie- und Fußgeburten hingegen, bei welchen das Kind gleichſam als Keil mit dem duͤnnern Ende zuerſt, und in weniger natuͤrlicher Stellung der Gliedmaßen eintritt, haben leichter, vorzuͤglich wo die Natur durch unzeitige, zweckwidrige Huͤlfsleiſtungen geſtoͤrt wird, das Heraufſchlagen der Arme neben dem Kopfe und erſchwerteres Eintreten, ſo wie unvollkommneres Durchbewe- gen des Kopfs durch das Becken zur Folge, endigen daher auch oͤfters fuͤr das Kind weniger gluͤcklich als die Steis- geburten. Erſte Ordnung. Steisgeburt, gedoppelte Ge- burt. (Partus clunibus praeviis.) §. 839. Die Kennzeichen der vorliegenden Steisflaͤche (welche bei noch nicht genugſamer Uebung im Unterſuchen leicht mit einer

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/145>, abgerufen am 28.03.2024.