Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 909.

Alle diese Erfordernisse nun zeigen sich, wie vorzüglich
der würdige Boer für Deutschland zuerst öffentlich behaup-
tet und bewiesen hat, im Gebnrtsbett oder im Ge-
burtslager
, wenn es zweckmäßig eingerichtet wird, hin-
länglich erfüllt, und wir werden deßhalb zunächst diese Vor-
richtung beschreiben, und dann auch der künstlichern Vor-
richtungen gedenken. --

§. 910.

Die ruhige ausgestreckte Lage auf wagerechter Ebene
anzunehmen (eine Lage, welche als die naturgemäßeste selbst
das gebärende Thier erwählt), eignet sich aber keine Vor-
richtung so vollkommen, als das gewöhnliche Bett, und
dieses muß daher die Grundlage des Geburtslagers bilden.
Damit nun aber die Gebärende nicht zu tief mit der Kreuz-
gegend einsinke, und dadurch die Unterstützung des Mittel-
fleisches und den Empfang des Kindes erschwere, ist es
zweckmäßig, die Betten selbst zu entfernen, und blos auf
eine Matratze die Kreisende zu legen. Die Kreuzgegend fer-
ner ist durch ein untergelegtes, vier bis sechs Zoll hohes Kis-
sen etwas zu erhöhen, und man bedient sich zu dieser Unter-
lage entweder eines bloßen Sophakissens, oder eines eigenen,
vorn in der Breite von zehn bis zwölf Zoll ausgeschnittenen
Geburtskissens. Hierbei muß man darauf sehen, daß die
Kreisende, wenn sie mit der Kreuzgegend auf diesem Kissen
ruht, dem Fußbrette des Bettes nahe genug sey, um mit
mäßig gebogenen Schenkeln sich an demselben anstemmen zu
können. Brustgegend und Kopf werden durch ein schief un-
tergelegtes Sopha- oder Kopfkissen, oder auch durch bloße
Kopfkissen u. dergl. nach Bedürfniß der Gebärenden erhöht.

§. 911.

Damit ferner für die Reinlichkeit des Lagers und der
Kissen gesorgt werde, läßt man über das Geburtskissen und
den untern Raum des Bettes zuerst ein Stück Wachstuch,
oder (bei Reichern) ein Rehfell unterbreiten, dieß zuerst mit

§. 909.

Alle dieſe Erforderniſſe nun zeigen ſich, wie vorzuͤglich
der wuͤrdige Boër fuͤr Deutſchland zuerſt oͤffentlich behaup-
tet und bewieſen hat, im Gebnrtsbett oder im Ge-
burtslager
, wenn es zweckmaͤßig eingerichtet wird, hin-
laͤnglich erfuͤllt, und wir werden deßhalb zunaͤchſt dieſe Vor-
richtung beſchreiben, und dann auch der kuͤnſtlichern Vor-
richtungen gedenken. —

§. 910.

Die ruhige ausgeſtreckte Lage auf wagerechter Ebene
anzunehmen (eine Lage, welche als die naturgemaͤßeſte ſelbſt
das gebaͤrende Thier erwaͤhlt), eignet ſich aber keine Vor-
richtung ſo vollkommen, als das gewoͤhnliche Bett, und
dieſes muß daher die Grundlage des Geburtslagers bilden.
Damit nun aber die Gebaͤrende nicht zu tief mit der Kreuz-
gegend einſinke, und dadurch die Unterſtuͤtzung des Mittel-
fleiſches und den Empfang des Kindes erſchwere, iſt es
zweckmaͤßig, die Betten ſelbſt zu entfernen, und blos auf
eine Matratze die Kreiſende zu legen. Die Kreuzgegend fer-
ner iſt durch ein untergelegtes, vier bis ſechs Zoll hohes Kiſ-
ſen etwas zu erhoͤhen, und man bedient ſich zu dieſer Unter-
lage entweder eines bloßen Sophakiſſens, oder eines eigenen,
vorn in der Breite von zehn bis zwoͤlf Zoll ausgeſchnittenen
Geburtskiſſens. Hierbei muß man darauf ſehen, daß die
Kreiſende, wenn ſie mit der Kreuzgegend auf dieſem Kiſſen
ruht, dem Fußbrette des Bettes nahe genug ſey, um mit
maͤßig gebogenen Schenkeln ſich an demſelben anſtemmen zu
koͤnnen. Bruſtgegend und Kopf werden durch ein ſchief un-
tergelegtes Sopha- oder Kopfkiſſen, oder auch durch bloße
Kopfkiſſen u. dergl. nach Beduͤrfniß der Gebaͤrenden erhoͤht.

§. 911.

Damit ferner fuͤr die Reinlichkeit des Lagers und der
Kiſſen geſorgt werde, laͤßt man uͤber das Geburtskiſſen und
den untern Raum des Bettes zuerſt ein Stuͤck Wachstuch,
oder (bei Reichern) ein Rehfell unterbreiten, dieß zuerſt mit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <pb facs="#f0186" n="162"/>
                <div n="6">
                  <head>§. 909.</head><lb/>
                  <p>Alle die&#x017F;e Erforderni&#x017F;&#x017F;e nun zeigen &#x017F;ich, wie vorzu&#x0364;glich<lb/>
der wu&#x0364;rdige <hi rendition="#g">Boër</hi> fu&#x0364;r Deut&#x017F;chland <hi rendition="#g">zuer&#x017F;t</hi> o&#x0364;ffentlich behaup-<lb/>
tet und bewie&#x017F;en hat, im <hi rendition="#g">Gebnrtsbett</hi> oder im <hi rendition="#g">Ge-<lb/>
burtslager</hi>, wenn es zweckma&#x0364;ßig eingerichtet wird, hin-<lb/>
la&#x0364;nglich erfu&#x0364;llt, und wir werden deßhalb zuna&#x0364;ch&#x017F;t die&#x017F;e Vor-<lb/>
richtung be&#x017F;chreiben, und dann auch der ku&#x0364;n&#x017F;tlichern Vor-<lb/>
richtungen gedenken. &#x2014;</p>
                </div><lb/>
                <div n="6">
                  <head>§. 910.</head><lb/>
                  <p>Die ruhige ausge&#x017F;treckte Lage auf wagerechter Ebene<lb/>
anzunehmen (eine Lage, welche als die naturgema&#x0364;ße&#x017F;te &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
das geba&#x0364;rende Thier erwa&#x0364;hlt), eignet &#x017F;ich aber keine Vor-<lb/>
richtung &#x017F;o vollkommen, als das gewo&#x0364;hnliche Bett, und<lb/>
die&#x017F;es muß daher die Grundlage des Geburtslagers bilden.<lb/>
Damit nun aber die Geba&#x0364;rende nicht zu tief mit der Kreuz-<lb/>
gegend ein&#x017F;inke, und dadurch die Unter&#x017F;tu&#x0364;tzung des Mittel-<lb/>
flei&#x017F;ches und den Empfang des Kindes er&#x017F;chwere, i&#x017F;t es<lb/>
zweckma&#x0364;ßig, die Betten &#x017F;elb&#x017F;t zu entfernen, und blos auf<lb/>
eine Matratze die Krei&#x017F;ende zu legen. Die Kreuzgegend fer-<lb/>
ner i&#x017F;t durch ein untergelegtes, vier bis &#x017F;echs Zoll hohes Ki&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en etwas zu erho&#x0364;hen, und man bedient &#x017F;ich zu die&#x017F;er Unter-<lb/>
lage entweder eines bloßen Sophaki&#x017F;&#x017F;ens, oder eines eigenen,<lb/>
vorn in der Breite von zehn bis zwo&#x0364;lf Zoll ausge&#x017F;chnittenen<lb/>
Geburtski&#x017F;&#x017F;ens. Hierbei muß man darauf &#x017F;ehen, daß die<lb/>
Krei&#x017F;ende, wenn &#x017F;ie mit der Kreuzgegend auf die&#x017F;em Ki&#x017F;&#x017F;en<lb/>
ruht, dem Fußbrette des Bettes nahe genug &#x017F;ey, um mit<lb/>
ma&#x0364;ßig gebogenen Schenkeln &#x017F;ich an dem&#x017F;elben an&#x017F;temmen zu<lb/>
ko&#x0364;nnen. Bru&#x017F;tgegend und Kopf werden durch ein &#x017F;chief un-<lb/>
tergelegtes Sopha- oder Kopfki&#x017F;&#x017F;en, oder auch durch bloße<lb/>
Kopfki&#x017F;&#x017F;en u. dergl. nach Bedu&#x0364;rfniß der Geba&#x0364;renden erho&#x0364;ht.</p>
                </div><lb/>
                <div n="6">
                  <head>§. 911.</head><lb/>
                  <p>Damit ferner fu&#x0364;r die Reinlichkeit des Lagers und der<lb/>
Ki&#x017F;&#x017F;en ge&#x017F;orgt werde, la&#x0364;ßt man u&#x0364;ber das Geburtski&#x017F;&#x017F;en und<lb/>
den untern Raum des Bettes zuer&#x017F;t ein Stu&#x0364;ck Wachstuch,<lb/>
oder (bei Reichern) ein Rehfell unterbreiten, dieß zuer&#x017F;t mit<lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[162/0186] §. 909. Alle dieſe Erforderniſſe nun zeigen ſich, wie vorzuͤglich der wuͤrdige Boër fuͤr Deutſchland zuerſt oͤffentlich behaup- tet und bewieſen hat, im Gebnrtsbett oder im Ge- burtslager, wenn es zweckmaͤßig eingerichtet wird, hin- laͤnglich erfuͤllt, und wir werden deßhalb zunaͤchſt dieſe Vor- richtung beſchreiben, und dann auch der kuͤnſtlichern Vor- richtungen gedenken. — §. 910. Die ruhige ausgeſtreckte Lage auf wagerechter Ebene anzunehmen (eine Lage, welche als die naturgemaͤßeſte ſelbſt das gebaͤrende Thier erwaͤhlt), eignet ſich aber keine Vor- richtung ſo vollkommen, als das gewoͤhnliche Bett, und dieſes muß daher die Grundlage des Geburtslagers bilden. Damit nun aber die Gebaͤrende nicht zu tief mit der Kreuz- gegend einſinke, und dadurch die Unterſtuͤtzung des Mittel- fleiſches und den Empfang des Kindes erſchwere, iſt es zweckmaͤßig, die Betten ſelbſt zu entfernen, und blos auf eine Matratze die Kreiſende zu legen. Die Kreuzgegend fer- ner iſt durch ein untergelegtes, vier bis ſechs Zoll hohes Kiſ- ſen etwas zu erhoͤhen, und man bedient ſich zu dieſer Unter- lage entweder eines bloßen Sophakiſſens, oder eines eigenen, vorn in der Breite von zehn bis zwoͤlf Zoll ausgeſchnittenen Geburtskiſſens. Hierbei muß man darauf ſehen, daß die Kreiſende, wenn ſie mit der Kreuzgegend auf dieſem Kiſſen ruht, dem Fußbrette des Bettes nahe genug ſey, um mit maͤßig gebogenen Schenkeln ſich an demſelben anſtemmen zu koͤnnen. Bruſtgegend und Kopf werden durch ein ſchief un- tergelegtes Sopha- oder Kopfkiſſen, oder auch durch bloße Kopfkiſſen u. dergl. nach Beduͤrfniß der Gebaͤrenden erhoͤht. §. 911. Damit ferner fuͤr die Reinlichkeit des Lagers und der Kiſſen geſorgt werde, laͤßt man uͤber das Geburtskiſſen und den untern Raum des Bettes zuerſt ein Stuͤck Wachstuch, oder (bei Reichern) ein Rehfell unterbreiten, dieß zuerſt mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/186
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/186>, abgerufen am 25.04.2024.