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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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ablege. -- Ist es eine Erstgebärende, besonders von einem
schon vorgerücktem Alter, mit etwas rigider Körperfaser, so
ist ein laues Bad noch zu Anfange dieser Periode anzuwen-
den, äußerst vortheilhaft, und man muß oft bedauern, die-
ses große Erleichterungsmittel der Geburt, vermöge unserer
gewöhnlichen Einrichtungen weniger anwenden zu können.

Zweite Geburtsperiode.
§. 924.

Während dieser Periode ist nun vorzüglich, wegen der
stärkern Wehen und der nähern Vorbereitungen zum Ein-
tritt des Kindes selbst, für Entleerung der Harnblase und
des Mastdarms zu sorgen. -- Erstere wird gewöhnlich von
selbst erfolgen, und kann oft, wenn sie wegen des tiefliegen-
den Kindeskofs erschwert seyn sollte, durch das in horizonta-
ler Lage der Kreisenden vorgenommene gelinde Aufheben des
Kindeskopfs erleichtert werden. Erfolgte indeß der Abgang
des Urins auch auf diese Weise nicht, so muß, bevor sich
der Muttermund zu seiner völligen Eröffnung ausgedehnt,
mit besonderer Vorsicht der Katheter eingebracht, und so die
Entleerung der Blase bewirkt werden. Die Entleerung des
Darmkanals wird am zweckmäßigsten gegen die Mitte der
zweiten Periode (wenn auch die Kreisende noch vor beginnen-
den Wehen Stuhlausleerung gehabt haben sollte) durch ein
oder einige erweichende Lavements bewerkstelligt.

§. 925.

Um sich vom Fortgange der Geburt zu unterrichten,
und die Zeit, zu welcher die Kreisende auf das Geburtsbette
zu bringen ist, nicht zu versäumen, ist es ferner nothwen-
dig, von Zeit zu Zeit die innere Untersuchung zu wiederho-
len, allein immer muß dieses in möglichst langen Zwischenräu-
men geschehen, und mit äußerster Behutsamkeit, um nicht
durch roheres Eingehen in den Muttermund und Reizung
desselben, die Eröffnung zu stören. -- Am besten rich-

ablege. — Iſt es eine Erſtgebaͤrende, beſonders von einem
ſchon vorgeruͤcktem Alter, mit etwas rigider Koͤrperfaſer, ſo
iſt ein laues Bad noch zu Anfange dieſer Periode anzuwen-
den, aͤußerſt vortheilhaft, und man muß oft bedauern, die-
ſes große Erleichterungsmittel der Geburt, vermoͤge unſerer
gewoͤhnlichen Einrichtungen weniger anwenden zu koͤnnen.

Zweite Geburtsperiode.
§. 924.

Waͤhrend dieſer Periode iſt nun vorzuͤglich, wegen der
ſtaͤrkern Wehen und der naͤhern Vorbereitungen zum Ein-
tritt des Kindes ſelbſt, fuͤr Entleerung der Harnblaſe und
des Maſtdarms zu ſorgen. — Erſtere wird gewoͤhnlich von
ſelbſt erfolgen, und kann oft, wenn ſie wegen des tiefliegen-
den Kindeskofs erſchwert ſeyn ſollte, durch das in horizonta-
ler Lage der Kreiſenden vorgenommene gelinde Aufheben des
Kindeskopfs erleichtert werden. Erfolgte indeß der Abgang
des Urins auch auf dieſe Weiſe nicht, ſo muß, bevor ſich
der Muttermund zu ſeiner voͤlligen Eroͤffnung ausgedehnt,
mit beſonderer Vorſicht der Katheter eingebracht, und ſo die
Entleerung der Blaſe bewirkt werden. Die Entleerung des
Darmkanals wird am zweckmaͤßigſten gegen die Mitte der
zweiten Periode (wenn auch die Kreiſende noch vor beginnen-
den Wehen Stuhlausleerung gehabt haben ſollte) durch ein
oder einige erweichende Lavements bewerkſtelligt.

§. 925.

Um ſich vom Fortgange der Geburt zu unterrichten,
und die Zeit, zu welcher die Kreiſende auf das Geburtsbette
zu bringen iſt, nicht zu verſaͤumen, iſt es ferner nothwen-
dig, von Zeit zu Zeit die innere Unterſuchung zu wiederho-
len, allein immer muß dieſes in moͤglichſt langen Zwiſchenraͤu-
men geſchehen, und mit aͤußerſter Behutſamkeit, um nicht
durch roheres Eingehen in den Muttermund und Reizung
deſſelben, die Eroͤffnung zu ſtoͤren. — Am beſten rich-

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[170/0194] ablege. — Iſt es eine Erſtgebaͤrende, beſonders von einem ſchon vorgeruͤcktem Alter, mit etwas rigider Koͤrperfaſer, ſo iſt ein laues Bad noch zu Anfange dieſer Periode anzuwen- den, aͤußerſt vortheilhaft, und man muß oft bedauern, die- ſes große Erleichterungsmittel der Geburt, vermoͤge unſerer gewoͤhnlichen Einrichtungen weniger anwenden zu koͤnnen. Zweite Geburtsperiode. §. 924. Waͤhrend dieſer Periode iſt nun vorzuͤglich, wegen der ſtaͤrkern Wehen und der naͤhern Vorbereitungen zum Ein- tritt des Kindes ſelbſt, fuͤr Entleerung der Harnblaſe und des Maſtdarms zu ſorgen. — Erſtere wird gewoͤhnlich von ſelbſt erfolgen, und kann oft, wenn ſie wegen des tiefliegen- den Kindeskofs erſchwert ſeyn ſollte, durch das in horizonta- ler Lage der Kreiſenden vorgenommene gelinde Aufheben des Kindeskopfs erleichtert werden. Erfolgte indeß der Abgang des Urins auch auf dieſe Weiſe nicht, ſo muß, bevor ſich der Muttermund zu ſeiner voͤlligen Eroͤffnung ausgedehnt, mit beſonderer Vorſicht der Katheter eingebracht, und ſo die Entleerung der Blaſe bewirkt werden. Die Entleerung des Darmkanals wird am zweckmaͤßigſten gegen die Mitte der zweiten Periode (wenn auch die Kreiſende noch vor beginnen- den Wehen Stuhlausleerung gehabt haben ſollte) durch ein oder einige erweichende Lavements bewerkſtelligt. §. 925. Um ſich vom Fortgange der Geburt zu unterrichten, und die Zeit, zu welcher die Kreiſende auf das Geburtsbette zu bringen iſt, nicht zu verſaͤumen, iſt es ferner nothwen- dig, von Zeit zu Zeit die innere Unterſuchung zu wiederho- len, allein immer muß dieſes in moͤglichſt langen Zwiſchenraͤu- men geſchehen, und mit aͤußerſter Behutſamkeit, um nicht durch roheres Eingehen in den Muttermund und Reizung deſſelben, die Eroͤffnung zu ſtoͤren. — Am beſten rich-

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/194>, abgerufen am 25.04.2024.