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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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rischen Zustande dann oft selbst entzündliche Affektionen sich
entwickeln. Die Zeichen dieser Begründung der Krankheit
sind theils aus der Constitution und Lebensweise zu entnehmen,
wohin ein kurzer, gedrungener vollsaftiger Körperbau, Hämer-
thoidalanlage, früher geführte reichlich nährende Diät,
sitzende Lebensweise, Einschnüren des Unterleibes u. s. w.
zu rechnen sind, theils geben sie sich kund durch Auftreibung
und Empfindlichkeit der Präkordien, Vollheit des Pulses,
Neigung zu varikösen Geschwülsten und öfters sich hinzu ge-
sellende Fieberzustände.

§. 987.

3. Eben so kann auch mechanischer Druck auf den Darm-
kanal durch hartnäckige Verstopfung und Anfüllung des
Blind- und Dickdarms mit veralteten Unreinigkeiten, durch
Einklemmung einiger Darmwindungen oder des Netzes
zwischen den schwangern Uterus und das Becken, oder in
Brüchen (z. B. in Mutterscheidenbrüchen) Druck von einem
schiefliegenden Uterus, von Drüsenanschwellungen u. s. w.
hierher gerechnet werden; welches sich denn durch die Zeichen
dieser einzelnen Abnormitäten und aus genauer geburtshülflicher
Untersuchung erkennen lassen wird. 4. Endlich aber können
auch organische Verbildungen die Ursache solchen anhaltenden
Erbrechens werden, wohin Statt habende Verwachsungen des
Netzes oder der Darmwindungen mit dem Uterus u. s. w.
gehören *), welche denn vorzüglich durch genaue Berücksich-
tigung früher Statt gehabter Ereignisse, erkannt werden können.
(Besonders verdienen Puerperalfieber, an welchen etwa die
Kranke nach frühern Entbindungen gelitten hat, in dieser
Hinsicht ausführliche Beachtung, indem diese nur gar zu leicht
dergleichen Verbildungen zurückzulassen).


*) In einem Falle solcher Verwachsung sah z. B. Weidmann
durch heftiges Erbrechen und andere Beschwerden zuletzt den Tod
der Schwangern herbeigeführt werden.

riſchen Zuſtande dann oft ſelbſt entzuͤndliche Affektionen ſich
entwickeln. Die Zeichen dieſer Begruͤndung der Krankheit
ſind theils aus der Conſtitution und Lebensweiſe zu entnehmen,
wohin ein kurzer, gedrungener vollſaftiger Koͤrperbau, Haͤmer-
thoidalanlage, fruͤher gefuͤhrte reichlich naͤhrende Diaͤt,
ſitzende Lebensweiſe, Einſchnuͤren des Unterleibes u. ſ. w.
zu rechnen ſind, theils geben ſie ſich kund durch Auftreibung
und Empfindlichkeit der Praͤkordien, Vollheit des Pulſes,
Neigung zu varikoͤſen Geſchwuͤlſten und oͤfters ſich hinzu ge-
ſellende Fieberzuſtaͤnde.

§. 987.

3. Eben ſo kann auch mechaniſcher Druck auf den Darm-
kanal durch hartnaͤckige Verſtopfung und Anfuͤllung des
Blind- und Dickdarms mit veralteten Unreinigkeiten, durch
Einklemmung einiger Darmwindungen oder des Netzes
zwiſchen den ſchwangern Uterus und das Becken, oder in
Bruͤchen (z. B. in Mutterſcheidenbruͤchen) Druck von einem
ſchiefliegenden Uterus, von Druͤſenanſchwellungen u. ſ. w.
hierher gerechnet werden; welches ſich denn durch die Zeichen
dieſer einzelnen Abnormitaͤten und aus genauer geburtshuͤlflicher
Unterſuchung erkennen laſſen wird. 4. Endlich aber koͤnnen
auch organiſche Verbildungen die Urſache ſolchen anhaltenden
Erbrechens werden, wohin Statt habende Verwachſungen des
Netzes oder der Darmwindungen mit dem Uterus u. ſ. w.
gehoͤren *), welche denn vorzuͤglich durch genaue Beruͤckſich-
tigung fruͤher Statt gehabter Ereigniſſe, erkannt werden koͤnnen.
(Beſonders verdienen Puerperalfieber, an welchen etwa die
Kranke nach fruͤhern Entbindungen gelitten hat, in dieſer
Hinſicht ausfuͤhrliche Beachtung, indem dieſe nur gar zu leicht
dergleichen Verbildungen zuruͤckzulaſſen).


*) In einem Falle ſolcher Verwachſung ſah z. B. Weidmann
durch heftiges Erbrechen und andere Beſchwerden zuletzt den Tod
der Schwangern herbeigefuͤhrt werden.
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[207/0231] riſchen Zuſtande dann oft ſelbſt entzuͤndliche Affektionen ſich entwickeln. Die Zeichen dieſer Begruͤndung der Krankheit ſind theils aus der Conſtitution und Lebensweiſe zu entnehmen, wohin ein kurzer, gedrungener vollſaftiger Koͤrperbau, Haͤmer- thoidalanlage, fruͤher gefuͤhrte reichlich naͤhrende Diaͤt, ſitzende Lebensweiſe, Einſchnuͤren des Unterleibes u. ſ. w. zu rechnen ſind, theils geben ſie ſich kund durch Auftreibung und Empfindlichkeit der Praͤkordien, Vollheit des Pulſes, Neigung zu varikoͤſen Geſchwuͤlſten und oͤfters ſich hinzu ge- ſellende Fieberzuſtaͤnde. §. 987. 3. Eben ſo kann auch mechaniſcher Druck auf den Darm- kanal durch hartnaͤckige Verſtopfung und Anfuͤllung des Blind- und Dickdarms mit veralteten Unreinigkeiten, durch Einklemmung einiger Darmwindungen oder des Netzes zwiſchen den ſchwangern Uterus und das Becken, oder in Bruͤchen (z. B. in Mutterſcheidenbruͤchen) Druck von einem ſchiefliegenden Uterus, von Druͤſenanſchwellungen u. ſ. w. hierher gerechnet werden; welches ſich denn durch die Zeichen dieſer einzelnen Abnormitaͤten und aus genauer geburtshuͤlflicher Unterſuchung erkennen laſſen wird. 4. Endlich aber koͤnnen auch organiſche Verbildungen die Urſache ſolchen anhaltenden Erbrechens werden, wohin Statt habende Verwachſungen des Netzes oder der Darmwindungen mit dem Uterus u. ſ. w. gehoͤren *), welche denn vorzuͤglich durch genaue Beruͤckſich- tigung fruͤher Statt gehabter Ereigniſſe, erkannt werden koͤnnen. (Beſonders verdienen Puerperalfieber, an welchen etwa die Kranke nach fruͤhern Entbindungen gelitten hat, in dieſer Hinſicht ausfuͤhrliche Beachtung, indem dieſe nur gar zu leicht dergleichen Verbildungen zuruͤckzulaſſen). *) In einem Falle ſolcher Verwachſung ſah z. B. Weidmann durch heftiges Erbrechen und andere Beſchwerden zuletzt den Tod der Schwangern herbeigefuͤhrt werden.

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/231>, abgerufen am 28.03.2024.