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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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mit andern zum Theil schon erwähnten Leiden der Verdauungs-
werkzeuge, namentlich mit dem Erbrechen, vor. -- Die
Zufälle welche anhaltende Verstopfungen in der Schwangerschaft
hervorbringen, sind: Beängstigungen auf der Brust, Andrang
des Blutes nach dem Kopfe, Fieberbewegungen, Unordnun-
gen im Kreislaufe des Pfortadersystems u. s. w.

§. 997.

Rücksichtlich der Behandlung ist auch hier wieder zunächst
auf die zweckmäßige Einrichtung der Lebensordnung zu achten,
Sparsame mehr vegetabilische Diät, häufigere Aufnahme von
Getränk, öftere Bewegung in freier Luft, reichen daher oft
allein hin, dergleichen Zustände zu beseitigen. Außerdem ist
jedoch von abführenden Mitteln, von erweichenden Lavements
u. s. w. vorzüglich dann Gebrauch zu machen, wenn die Ver-
stopfung bereits längere Zeit angehalten hat. Als Mittel
dieser Art empfehlen sich der Genuß eines Glaßes Seidschützer
Bitterwasser in den Frühstunden, bei nachfolgender mäßiger
Bewegung, das Electuarium lenitivum, das Oleum Rieini
und die Verbindung der Flor. sulphuris mit dem Cremor
tartari
(vorzüglich bei Neigung zu Hämorrhoiden). Zugleich
sucht man besondere einwirkende Ursachen der Verstopfung zu
heben, untersagt jedes feste Einschnüren des Leibes, und
beseitigt falsche Lagen der Gebärmutter entweder durch opera-
tive Kunsthülfe (wie bei der später zu beschreibenden Retro-
versio uteri
) oder durch Anlegung einer zweckmäßigen Bauch-
binde (z. B. bei Schieflagen des Uterus).

§. 998.

Die Koliken der Schwangern endlich verbinden sich
häufig mit den vorgenannten Beschwerden und werden zum
Theil durch dieselben Ursachen begründet. Besonders werden
sie durch abnorme Luftentwickelung in Darmkanale, an und
für sich erhöhte Reitzbarkeit, und Druck des schwangern Uterus,
besonders bei ungewöhnlichen Lagen desselben oder des Kindes,
veranlaßt. Sie kommen daher namentlich in der letzten Zeit
der Schwangerschaft vor und können dann leicht mit eintre-
tenden Wehen verwechselt werden (welches jedoch durch genaue

mit andern zum Theil ſchon erwaͤhnten Leiden der Verdauungs-
werkzeuge, namentlich mit dem Erbrechen, vor. — Die
Zufaͤlle welche anhaltende Verſtopfungen in der Schwangerſchaft
hervorbringen, ſind: Beaͤngſtigungen auf der Bruſt, Andrang
des Blutes nach dem Kopfe, Fieberbewegungen, Unordnun-
gen im Kreislaufe des Pfortaderſyſtems u. ſ. w.

§. 997.

Ruͤckſichtlich der Behandlung iſt auch hier wieder zunaͤchſt
auf die zweckmaͤßige Einrichtung der Lebensordnung zu achten,
Sparſame mehr vegetabiliſche Diaͤt, haͤufigere Aufnahme von
Getraͤnk, oͤftere Bewegung in freier Luft, reichen daher oft
allein hin, dergleichen Zuſtaͤnde zu beſeitigen. Außerdem iſt
jedoch von abfuͤhrenden Mitteln, von erweichenden Lavements
u. ſ. w. vorzuͤglich dann Gebrauch zu machen, wenn die Ver-
ſtopfung bereits laͤngere Zeit angehalten hat. Als Mittel
dieſer Art empfehlen ſich der Genuß eines Glaßes Seidſchuͤtzer
Bitterwaſſer in den Fruͤhſtunden, bei nachfolgender maͤßiger
Bewegung, das Electuarium lenitivum, das Oleum Rieini
und die Verbindung der Flor. sulphuris mit dem Cremor
tartari
(vorzuͤglich bei Neigung zu Haͤmorrhoiden). Zugleich
ſucht man beſondere einwirkende Urſachen der Verſtopfung zu
heben, unterſagt jedes feſte Einſchnuͤren des Leibes, und
beſeitigt falſche Lagen der Gebaͤrmutter entweder durch opera-
tive Kunſthuͤlfe (wie bei der ſpaͤter zu beſchreibenden Retro-
versio uteri
) oder durch Anlegung einer zweckmaͤßigen Bauch-
binde (z. B. bei Schieflagen des Uterus).

§. 998.

Die Koliken der Schwangern endlich verbinden ſich
haͤufig mit den vorgenannten Beſchwerden und werden zum
Theil durch dieſelben Urſachen begruͤndet. Beſonders werden
ſie durch abnorme Luftentwickelung in Darmkanale, an und
fuͤr ſich erhoͤhte Reitzbarkeit, und Druck des ſchwangern Uterus,
beſonders bei ungewoͤhnlichen Lagen deſſelben oder des Kindes,
veranlaßt. Sie kommen daher namentlich in der letzten Zeit
der Schwangerſchaft vor und koͤnnen dann leicht mit eintre-
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[212/0236] mit andern zum Theil ſchon erwaͤhnten Leiden der Verdauungs- werkzeuge, namentlich mit dem Erbrechen, vor. — Die Zufaͤlle welche anhaltende Verſtopfungen in der Schwangerſchaft hervorbringen, ſind: Beaͤngſtigungen auf der Bruſt, Andrang des Blutes nach dem Kopfe, Fieberbewegungen, Unordnun- gen im Kreislaufe des Pfortaderſyſtems u. ſ. w. §. 997. Ruͤckſichtlich der Behandlung iſt auch hier wieder zunaͤchſt auf die zweckmaͤßige Einrichtung der Lebensordnung zu achten, Sparſame mehr vegetabiliſche Diaͤt, haͤufigere Aufnahme von Getraͤnk, oͤftere Bewegung in freier Luft, reichen daher oft allein hin, dergleichen Zuſtaͤnde zu beſeitigen. Außerdem iſt jedoch von abfuͤhrenden Mitteln, von erweichenden Lavements u. ſ. w. vorzuͤglich dann Gebrauch zu machen, wenn die Ver- ſtopfung bereits laͤngere Zeit angehalten hat. Als Mittel dieſer Art empfehlen ſich der Genuß eines Glaßes Seidſchuͤtzer Bitterwaſſer in den Fruͤhſtunden, bei nachfolgender maͤßiger Bewegung, das Electuarium lenitivum, das Oleum Rieini und die Verbindung der Flor. sulphuris mit dem Cremor tartari (vorzuͤglich bei Neigung zu Haͤmorrhoiden). Zugleich ſucht man beſondere einwirkende Urſachen der Verſtopfung zu heben, unterſagt jedes feſte Einſchnuͤren des Leibes, und beſeitigt falſche Lagen der Gebaͤrmutter entweder durch opera- tive Kunſthuͤlfe (wie bei der ſpaͤter zu beſchreibenden Retro- versio uteri) oder durch Anlegung einer zweckmaͤßigen Bauch- binde (z. B. bei Schieflagen des Uterus). §. 998. Die Koliken der Schwangern endlich verbinden ſich haͤufig mit den vorgenannten Beſchwerden und werden zum Theil durch dieſelben Urſachen begruͤndet. Beſonders werden ſie durch abnorme Luftentwickelung in Darmkanale, an und fuͤr ſich erhoͤhte Reitzbarkeit, und Druck des ſchwangern Uterus, beſonders bei ungewoͤhnlichen Lagen deſſelben oder des Kindes, veranlaßt. Sie kommen daher namentlich in der letzten Zeit der Schwangerſchaft vor und koͤnnen dann leicht mit eintre- tenden Wehen verwechſelt werden (welches jedoch durch genaue

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/236>, abgerufen am 25.04.2024.