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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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Entzündung abhängt, selbst zur Gebärmutterentzündung Ver-
anlaßung geben, oder in den frühern Monaten zur Zurück-
beugung der Gebärmutter führen kann.

§. 1027.

Bei der Behandlung muß man, um sie gründlich ein-
zuleiten, auf Beseitigung der wesentlichen Ursachen vorzüglich
Rücksicht nehmen, Schieflagen des Uterus durch Leibbinden
mindern, bei sehr tiefliegendem Kindeskopfe die Kranke mehr
in horizontaler Lage laßen, (wo denn oft diese Uebel fast gar
nicht gefühlt werden), überhaupt jede anstrengende Bewegung
untersagen; bei qualitativ verändertem Urin, eine leichte küh-
lende Diät, verdünnende Getränke oder einige Abführungen
anwenden, und überhaupt vor Erkältungen und häufigem Ge-
schlechtsreitz alle Personen, welche zu diesen Krankheitszustän-
den sich hinneigen, warnen und sie erinnern, die Willkühr
selbst zur Minderung oder Verhütung der Krankheit aufzuru-
fen, durch Vermeidung zu langen Zurückhaltens des Urins
u. s. w.

§. 1028.

Wirklicher Entzündungszustand der Harnwege welcher sich
durch Schmerz, Fieber u. s. w. charakterisirte, macht übrigens in,
wie außer der Schwangerschaft, örtliche oder allgemeine Blutent-
ziehungen, erweichende narkotische Fomentationen, laue Bäder,
Abführungen, Emulsionen, Calomel, Nitrum, ableitende Mit-
tel, Beförderung der Hautthätigkeit, Berücksichtigung des Fie-
bercharakters u. s. w. nöthig. -- Atonie der Harnblasenmus-
keln, welche durch Schlaffheit, geringe Temperatur, Unem-
pfindlichkeit, hinreichend bezeichnet wird, fordert den robori-
renden Heilplan, die Anwendung von bittern Extrakten mit
aromatischen Wässern, dem Decoct. uvae ursi, dem Decoct.
corticis peruviani,
den mäßigen Genuß eines kräftigen alten
Weins, das Waschen der Geburtstheile mit kaltem Wasser,
kühle oder eisenhaltige Bäder, geistige oder reitzende Einrei-

Entzuͤndung abhaͤngt, ſelbſt zur Gebaͤrmutterentzuͤndung Ver-
anlaßung geben, oder in den fruͤhern Monaten zur Zuruͤck-
beugung der Gebaͤrmutter fuͤhren kann.

§. 1027.

Bei der Behandlung muß man, um ſie gruͤndlich ein-
zuleiten, auf Beſeitigung der weſentlichen Urſachen vorzuͤglich
Ruͤckſicht nehmen, Schieflagen des Uterus durch Leibbinden
mindern, bei ſehr tiefliegendem Kindeskopfe die Kranke mehr
in horizontaler Lage laßen, (wo denn oft dieſe Uebel faſt gar
nicht gefuͤhlt werden), uͤberhaupt jede anſtrengende Bewegung
unterſagen; bei qualitativ veraͤndertem Urin, eine leichte kuͤh-
lende Diaͤt, verduͤnnende Getraͤnke oder einige Abfuͤhrungen
anwenden, und uͤberhaupt vor Erkaͤltungen und haͤufigem Ge-
ſchlechtsreitz alle Perſonen, welche zu dieſen Krankheitszuſtaͤn-
den ſich hinneigen, warnen und ſie erinnern, die Willkuͤhr
ſelbſt zur Minderung oder Verhuͤtung der Krankheit aufzuru-
fen, durch Vermeidung zu langen Zuruͤckhaltens des Urins
u. ſ. w.

§. 1028.

Wirklicher Entzuͤndungszuſtand der Harnwege welcher ſich
durch Schmerz, Fieber u. ſ. w. charakteriſirte, macht uͤbrigens in,
wie außer der Schwangerſchaft, oͤrtliche oder allgemeine Blutent-
ziehungen, erweichende narkotiſche Fomentationen, laue Baͤder,
Abfuͤhrungen, Emulſionen, Calomel, Nitrum, ableitende Mit-
tel, Befoͤrderung der Hautthaͤtigkeit, Beruͤckſichtigung des Fie-
bercharakters u. ſ. w. noͤthig. — Atonie der Harnblaſenmuſ-
keln, welche durch Schlaffheit, geringe Temperatur, Unem-
pfindlichkeit, hinreichend bezeichnet wird, fordert den robori-
renden Heilplan, die Anwendung von bittern Extrakten mit
aromatiſchen Waͤſſern, dem Decoct. uvae ursi, dem Decoct.
corticis peruviani,
den maͤßigen Genuß eines kraͤftigen alten
Weins, das Waſchen der Geburtstheile mit kaltem Waſſer,
kuͤhle oder eiſenhaltige Baͤder, geiſtige oder reitzende Einrei-

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[228/0252] Entzuͤndung abhaͤngt, ſelbſt zur Gebaͤrmutterentzuͤndung Ver- anlaßung geben, oder in den fruͤhern Monaten zur Zuruͤck- beugung der Gebaͤrmutter fuͤhren kann. §. 1027. Bei der Behandlung muß man, um ſie gruͤndlich ein- zuleiten, auf Beſeitigung der weſentlichen Urſachen vorzuͤglich Ruͤckſicht nehmen, Schieflagen des Uterus durch Leibbinden mindern, bei ſehr tiefliegendem Kindeskopfe die Kranke mehr in horizontaler Lage laßen, (wo denn oft dieſe Uebel faſt gar nicht gefuͤhlt werden), uͤberhaupt jede anſtrengende Bewegung unterſagen; bei qualitativ veraͤndertem Urin, eine leichte kuͤh- lende Diaͤt, verduͤnnende Getraͤnke oder einige Abfuͤhrungen anwenden, und uͤberhaupt vor Erkaͤltungen und haͤufigem Ge- ſchlechtsreitz alle Perſonen, welche zu dieſen Krankheitszuſtaͤn- den ſich hinneigen, warnen und ſie erinnern, die Willkuͤhr ſelbſt zur Minderung oder Verhuͤtung der Krankheit aufzuru- fen, durch Vermeidung zu langen Zuruͤckhaltens des Urins u. ſ. w. §. 1028. Wirklicher Entzuͤndungszuſtand der Harnwege welcher ſich durch Schmerz, Fieber u. ſ. w. charakteriſirte, macht uͤbrigens in, wie außer der Schwangerſchaft, oͤrtliche oder allgemeine Blutent- ziehungen, erweichende narkotiſche Fomentationen, laue Baͤder, Abfuͤhrungen, Emulſionen, Calomel, Nitrum, ableitende Mit- tel, Befoͤrderung der Hautthaͤtigkeit, Beruͤckſichtigung des Fie- bercharakters u. ſ. w. noͤthig. — Atonie der Harnblaſenmuſ- keln, welche durch Schlaffheit, geringe Temperatur, Unem- pfindlichkeit, hinreichend bezeichnet wird, fordert den robori- renden Heilplan, die Anwendung von bittern Extrakten mit aromatiſchen Waͤſſern, dem Decoct. uvae ursi, dem Decoct. corticis peruviani, den maͤßigen Genuß eines kraͤftigen alten Weins, das Waſchen der Geburtstheile mit kaltem Waſſer, kuͤhle oder eiſenhaltige Baͤder, geiſtige oder reitzende Einrei-

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/252>, abgerufen am 29.03.2024.