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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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wenn auch die Heilung für die Mutter noch gelingt, zu be-
fürchten daß die Schwangerschaft durch Abortus sich endigen
werde.

§. 1086.

Behandlung. Sie hat drei Indicationen zu erfüllen:
1) dringende Zufälle welche von der falschen Lage bereits ver-
ursacht worden sind, zu beseitigen; 2) die normale Lage des
Uterus herzustellen; 3) denselben in dieser Lage zu erhalten. --
Die Erfüllung der ersten Indication bezieht sich aber zuvör-
derst auf Entleerung der Harnblase und Hebung der entzünd-
lichen Zufälle. Das Erstere wird durch Einbringung des Ka-
theters bewerkstelligt, jedoch oft nur mit Mühe, so daß es
daher rathsam ist, für Fälle dieser Art mehrere silberne und
elastische Katheter verschiedener Stärke in Bereitschaft zu hal-
ten, ja sich auf den äußersten Fall mit einem feinen männ-
lichen Katheter zu versehen. -- Man kann zwar zuweilen die
Blase schon dadurch entleeren, daß man mit zwei Fingern in
die Mutterscheide eingehend den Mutterhals zu fassen und von
dem Schambogen weg zu drücken und herabzuziehen sucht,
allein bei diesem Verfahren, welches überdieß wenn der Ute-
rus bereits entzündet ist, sehr schmerzhaft seyn würde, muß
die Gebärmutter stets eine Reitzung erfahren, welche gewiß
die Neigung zum Abortus verstärkt.

§. 1087.

Ferner den Entzündungszustand betreffend, so ist es für
alle Fälle wo er bereits eine beträchtliche Höhe erreicht
hat, rathsam, der zu unternehmenden Operation der Zurück-
bringung eine allgemeine Blutentziehung vorausgehen zu las-
sen, und örtlich erweichende, narkotische Injektionen und Fo-
mentationen so wie innerlich eine Emulsio nitrosa anwenden
zu laßen, ja für den Fall einer sehr beträchtlichen Einklem-
mung des schwangern Uterus, die Kranke zuvor in ein laues
Bad zu bringen. -- Die Entleerung des Darmkanals kann
ebenfalls vorher durch einige erweichende Lavements versucht

wenn auch die Heilung fuͤr die Mutter noch gelingt, zu be-
fuͤrchten daß die Schwangerſchaft durch Abortus ſich endigen
werde.

§. 1086.

Behandlung. Sie hat drei Indicationen zu erfuͤllen:
1) dringende Zufaͤlle welche von der falſchen Lage bereits ver-
urſacht worden ſind, zu beſeitigen; 2) die normale Lage des
Uterus herzuſtellen; 3) denſelben in dieſer Lage zu erhalten. —
Die Erfuͤllung der erſten Indication bezieht ſich aber zuvoͤr-
derſt auf Entleerung der Harnblaſe und Hebung der entzuͤnd-
lichen Zufaͤlle. Das Erſtere wird durch Einbringung des Ka-
theters bewerkſtelligt, jedoch oft nur mit Muͤhe, ſo daß es
daher rathſam iſt, fuͤr Faͤlle dieſer Art mehrere ſilberne und
elaſtiſche Katheter verſchiedener Staͤrke in Bereitſchaft zu hal-
ten, ja ſich auf den aͤußerſten Fall mit einem feinen maͤnn-
lichen Katheter zu verſehen. — Man kann zwar zuweilen die
Blaſe ſchon dadurch entleeren, daß man mit zwei Fingern in
die Mutterſcheide eingehend den Mutterhals zu faſſen und von
dem Schambogen weg zu druͤcken und herabzuziehen ſucht,
allein bei dieſem Verfahren, welches uͤberdieß wenn der Ute-
rus bereits entzuͤndet iſt, ſehr ſchmerzhaft ſeyn wuͤrde, muß
die Gebaͤrmutter ſtets eine Reitzung erfahren, welche gewiß
die Neigung zum Abortus verſtaͤrkt.

§. 1087.

Ferner den Entzuͤndungszuſtand betreffend, ſo iſt es fuͤr
alle Faͤlle wo er bereits eine betraͤchtliche Hoͤhe erreicht
hat, rathſam, der zu unternehmenden Operation der Zuruͤck-
bringung eine allgemeine Blutentziehung vorausgehen zu laſ-
ſen, und oͤrtlich erweichende, narkotiſche Injektionen und Fo-
mentationen ſo wie innerlich eine Emulsio nitrosa anwenden
zu laßen, ja fuͤr den Fall einer ſehr betraͤchtlichen Einklem-
mung des ſchwangern Uterus, die Kranke zuvor in ein laues
Bad zu bringen. — Die Entleerung des Darmkanals kann
ebenfalls vorher durch einige erweichende Lavements verſucht

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[260/0284] wenn auch die Heilung fuͤr die Mutter noch gelingt, zu be- fuͤrchten daß die Schwangerſchaft durch Abortus ſich endigen werde. §. 1086. Behandlung. Sie hat drei Indicationen zu erfuͤllen: 1) dringende Zufaͤlle welche von der falſchen Lage bereits ver- urſacht worden ſind, zu beſeitigen; 2) die normale Lage des Uterus herzuſtellen; 3) denſelben in dieſer Lage zu erhalten. — Die Erfuͤllung der erſten Indication bezieht ſich aber zuvoͤr- derſt auf Entleerung der Harnblaſe und Hebung der entzuͤnd- lichen Zufaͤlle. Das Erſtere wird durch Einbringung des Ka- theters bewerkſtelligt, jedoch oft nur mit Muͤhe, ſo daß es daher rathſam iſt, fuͤr Faͤlle dieſer Art mehrere ſilberne und elaſtiſche Katheter verſchiedener Staͤrke in Bereitſchaft zu hal- ten, ja ſich auf den aͤußerſten Fall mit einem feinen maͤnn- lichen Katheter zu verſehen. — Man kann zwar zuweilen die Blaſe ſchon dadurch entleeren, daß man mit zwei Fingern in die Mutterſcheide eingehend den Mutterhals zu faſſen und von dem Schambogen weg zu druͤcken und herabzuziehen ſucht, allein bei dieſem Verfahren, welches uͤberdieß wenn der Ute- rus bereits entzuͤndet iſt, ſehr ſchmerzhaft ſeyn wuͤrde, muß die Gebaͤrmutter ſtets eine Reitzung erfahren, welche gewiß die Neigung zum Abortus verſtaͤrkt. §. 1087. Ferner den Entzuͤndungszuſtand betreffend, ſo iſt es fuͤr alle Faͤlle wo er bereits eine betraͤchtliche Hoͤhe erreicht hat, rathſam, der zu unternehmenden Operation der Zuruͤck- bringung eine allgemeine Blutentziehung vorausgehen zu laſ- ſen, und oͤrtlich erweichende, narkotiſche Injektionen und Fo- mentationen ſo wie innerlich eine Emulsio nitrosa anwenden zu laßen, ja fuͤr den Fall einer ſehr betraͤchtlichen Einklem- mung des ſchwangern Uterus, die Kranke zuvor in ein laues Bad zu bringen. — Die Entleerung des Darmkanals kann ebenfalls vorher durch einige erweichende Lavements verſucht

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/284>, abgerufen am 25.04.2024.