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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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§. 1099.

Um die zweite Indication zu erfüllen, läßt man die
Kranke auf ein horizontales Lager bringen, nur den Kopf und
die Kreuzgegend durch untergeschobene Kissen etwas erhöhen,
bestreicht die rechte Hand mit Oleum Hyosciami, einer
Opiatsalbe oder etwas dem ähnlichen, und eben so die vorlie-
gende Geschwulst, setzt dann die Spitzen der Finger um den
Muttermund an, und sucht durch allmähliges in der Richtung
der Führungslinie unternommenes Drängen den Uterus wie-
der in die Höhle des Beckens und in seine natürliche Lage zu-
rückzuführen. Ist nun der Uterus noch nicht durch weit vor-
gerückte Schwangerschaft zu sehr ausgedehut, oder durch be-
reits lange dauernde falsche Lage zur Reposition gänzlich un-
fähig geworden, so wird es nicht allzugroße Schwierigkeiten
finden diesen Zweck zu erreichen. Finden hingegen die erwähn-
ten Umstände Statt, so wird oft die Zurückbringung nur sehr
schwer, oder gar nicht, wenigstens nicht vor der Entleerung
des Uterus, durch die von selbst eintretende oder künstlich be-
schleunigte Entbindung erfolgen können.

§. 1100.

Das Zurückhalten des reponirten Uterus zu bewerkstelli-
gen erfordert zuvörderst strenges Beobachten der Ruhe in ho-
rizontaler Lage, Beseitigung aller Gelegenheitsursachen, als
Husten, Erbrechen, Obstruktion, Harnverhaltung u. s. w. und
endlich die Unterstützung des Uterus durch einen hinlänglich
großen in zusammenziehende aromatische Aufgüße getauchten
Schwamm, welcher durch eine T Binde zu unterstützen ist. --
Ein Vorfall welcher sich durchaus nicht zurückbringen läßt,
macht, wenn er nur langsam entstanden und deßhalb nicht mit
heftiger Entzündung begleitet ist, zunächst die vollkommenste
Ruhe und horizontale Lage, auch bei Excoriationen und Schmerz-
haftigkeit das Bestreichen mit dem Oleo Hyosciami, oder
aromatische, warme, mit Wein versetzte Fomentationen noth-
wendig; die künstliche Entbindung hingegen ist, so lange keine
gefahrdrohende Symptome sich zeigen, zu verschieben, da es

§. 1099.

Um die zweite Indication zu erfuͤllen, laͤßt man die
Kranke auf ein horizontales Lager bringen, nur den Kopf und
die Kreuzgegend durch untergeſchobene Kiſſen etwas erhoͤhen,
beſtreicht die rechte Hand mit Oleum Hyosciami, einer
Opiatſalbe oder etwas dem aͤhnlichen, und eben ſo die vorlie-
gende Geſchwulſt, ſetzt dann die Spitzen der Finger um den
Muttermund an, und ſucht durch allmaͤhliges in der Richtung
der Fuͤhrungslinie unternommenes Draͤngen den Uterus wie-
der in die Hoͤhle des Beckens und in ſeine natuͤrliche Lage zu-
ruͤckzufuͤhren. Iſt nun der Uterus noch nicht durch weit vor-
geruͤckte Schwangerſchaft zu ſehr ausgedehut, oder durch be-
reits lange dauernde falſche Lage zur Repoſition gaͤnzlich un-
faͤhig geworden, ſo wird es nicht allzugroße Schwierigkeiten
finden dieſen Zweck zu erreichen. Finden hingegen die erwaͤhn-
ten Umſtaͤnde Statt, ſo wird oft die Zuruͤckbringung nur ſehr
ſchwer, oder gar nicht, wenigſtens nicht vor der Entleerung
des Uterus, durch die von ſelbſt eintretende oder kuͤnſtlich be-
ſchleunigte Entbindung erfolgen koͤnnen.

§. 1100.

Das Zuruͤckhalten des reponirten Uterus zu bewerkſtelli-
gen erfordert zuvoͤrderſt ſtrenges Beobachten der Ruhe in ho-
rizontaler Lage, Beſeitigung aller Gelegenheitsurſachen, als
Huſten, Erbrechen, Obſtruktion, Harnverhaltung u. ſ. w. und
endlich die Unterſtuͤtzung des Uterus durch einen hinlaͤnglich
großen in zuſammenziehende aromatiſche Aufguͤße getauchten
Schwamm, welcher durch eine T Binde zu unterſtuͤtzen iſt. —
Ein Vorfall welcher ſich durchaus nicht zuruͤckbringen laͤßt,
macht, wenn er nur langſam entſtanden und deßhalb nicht mit
heftiger Entzuͤndung begleitet iſt, zunaͤchſt die vollkommenſte
Ruhe und horizontale Lage, auch bei Excoriationen und Schmerz-
haftigkeit das Beſtreichen mit dem Oleo Hyosciami, oder
aromatiſche, warme, mit Wein verſetzte Fomentationen noth-
wendig; die kuͤnſtliche Entbindung hingegen iſt, ſo lange keine
gefahrdrohende Symptome ſich zeigen, zu verſchieben, da es

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[267/0291] §. 1099. Um die zweite Indication zu erfuͤllen, laͤßt man die Kranke auf ein horizontales Lager bringen, nur den Kopf und die Kreuzgegend durch untergeſchobene Kiſſen etwas erhoͤhen, beſtreicht die rechte Hand mit Oleum Hyosciami, einer Opiatſalbe oder etwas dem aͤhnlichen, und eben ſo die vorlie- gende Geſchwulſt, ſetzt dann die Spitzen der Finger um den Muttermund an, und ſucht durch allmaͤhliges in der Richtung der Fuͤhrungslinie unternommenes Draͤngen den Uterus wie- der in die Hoͤhle des Beckens und in ſeine natuͤrliche Lage zu- ruͤckzufuͤhren. Iſt nun der Uterus noch nicht durch weit vor- geruͤckte Schwangerſchaft zu ſehr ausgedehut, oder durch be- reits lange dauernde falſche Lage zur Repoſition gaͤnzlich un- faͤhig geworden, ſo wird es nicht allzugroße Schwierigkeiten finden dieſen Zweck zu erreichen. Finden hingegen die erwaͤhn- ten Umſtaͤnde Statt, ſo wird oft die Zuruͤckbringung nur ſehr ſchwer, oder gar nicht, wenigſtens nicht vor der Entleerung des Uterus, durch die von ſelbſt eintretende oder kuͤnſtlich be- ſchleunigte Entbindung erfolgen koͤnnen. §. 1100. Das Zuruͤckhalten des reponirten Uterus zu bewerkſtelli- gen erfordert zuvoͤrderſt ſtrenges Beobachten der Ruhe in ho- rizontaler Lage, Beſeitigung aller Gelegenheitsurſachen, als Huſten, Erbrechen, Obſtruktion, Harnverhaltung u. ſ. w. und endlich die Unterſtuͤtzung des Uterus durch einen hinlaͤnglich großen in zuſammenziehende aromatiſche Aufguͤße getauchten Schwamm, welcher durch eine T Binde zu unterſtuͤtzen iſt. — Ein Vorfall welcher ſich durchaus nicht zuruͤckbringen laͤßt, macht, wenn er nur langſam entſtanden und deßhalb nicht mit heftiger Entzuͤndung begleitet iſt, zunaͤchſt die vollkommenſte Ruhe und horizontale Lage, auch bei Excoriationen und Schmerz- haftigkeit das Beſtreichen mit dem Oleo Hyosciami, oder aromatiſche, warme, mit Wein verſetzte Fomentationen noth- wendig; die kuͤnſtliche Entbindung hingegen iſt, ſo lange keine gefahrdrohende Symptome ſich zeigen, zu verſchieben, da es

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/291>, abgerufen am 25.04.2024.