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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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reissungen in der Substanz der Vaginalportion und ähnliche
Unfälle zu verhüten, vermieden werden.

2. Von dem künstlichen Sprengen der Eihäute.
§. 1158.

Auch das Eröffnen der Eihäute (auch Wassersprengen ge-
nannt) wird entweder mittelst der Hand oder durch Instru-
mente bewerkstelligt. Obwohl an sich scheinbar eine kleine
unbedeutende Operation, ist es doch oft vom größten Einflusse
auf den ganzen Verlauf des Geburtsgeschäfts und darf daher
so wenig als eine andere Hülfsleistung ohne gegründete An-
zeige unternommen werden. Diese Anzeige aber kann seht
verschieden seyn, wie sich noch in der speciellen Pathologie und
Therapie näher ergeben wird; es gehört dahin: die abnorme
Festigkeit der Eihäute, die zu große Menge des Fruchtwas-
sers, Atonie des Uterus, Blutung u. s. w. -- Ferner wird
das Sprengen der Eihäute zuweilen nöthig als Vorbereitung
zu andern Operationen, z. B. zur Wendung, zur Anlegung
der Zange u. s. w. Endlich aber findet es auch Statt um
eine frühzeitige Geburt zu bewerkstelligen.

§. 1159.

Je nach den bestimmenden Umständen wird auch die
Operation verschieden seyn, denn sie ist anders bei völlig er-
öffnetem Muttermunde und mitten in demselben, anders im
obern Theil der Gebärmutterhöhle mit der zwischen Uterus
und Eihäute eingeführten Hand, Behufs der Wendung, an-
ders endlich bei noch geschlossenem Muttermunde, Behufs der
Bewerkstelligung einer Frühgeburt, auszuführen.

§. 1160.

Am einfachsten ist die Operation im ersten Falle, wenn
die im Muttermunde sich stellende Blase geöffnet werden soll.
Man bedarf hierzu gewöhnlich nur eines Zeigefingers, welcher

reiſſungen in der Subſtanz der Vaginalportion und aͤhnliche
Unfaͤlle zu verhuͤten, vermieden werden.

2. Von dem kuͤnſtlichen Sprengen der Eihaͤute.
§. 1158.

Auch das Eroͤffnen der Eihaͤute (auch Waſſerſprengen ge-
nannt) wird entweder mittelſt der Hand oder durch Inſtru-
mente bewerkſtelligt. Obwohl an ſich ſcheinbar eine kleine
unbedeutende Operation, iſt es doch oft vom groͤßten Einfluſſe
auf den ganzen Verlauf des Geburtsgeſchaͤfts und darf daher
ſo wenig als eine andere Huͤlfsleiſtung ohne gegruͤndete An-
zeige unternommen werden. Dieſe Anzeige aber kann ſeht
verſchieden ſeyn, wie ſich noch in der ſpeciellen Pathologie und
Therapie naͤher ergeben wird; es gehoͤrt dahin: die abnorme
Feſtigkeit der Eihaͤute, die zu große Menge des Fruchtwaſ-
ſers, Atonie des Uterus, Blutung u. ſ. w. — Ferner wird
das Sprengen der Eihaͤute zuweilen noͤthig als Vorbereitung
zu andern Operationen, z. B. zur Wendung, zur Anlegung
der Zange u. ſ. w. Endlich aber findet es auch Statt um
eine fruͤhzeitige Geburt zu bewerkſtelligen.

§. 1159.

Je nach den beſtimmenden Umſtaͤnden wird auch die
Operation verſchieden ſeyn, denn ſie iſt anders bei voͤllig er-
oͤffnetem Muttermunde und mitten in demſelben, anders im
obern Theil der Gebaͤrmutterhoͤhle mit der zwiſchen Uterus
und Eihaͤute eingefuͤhrten Hand, Behufs der Wendung, an-
ders endlich bei noch geſchloſſenem Muttermunde, Behufs der
Bewerkſtelligung einer Fruͤhgeburt, auszufuͤhren.

§. 1160.

Am einfachſten iſt die Operation im erſten Falle, wenn
die im Muttermunde ſich ſtellende Blaſe geoͤffnet werden ſoll.
Man bedarf hierzu gewoͤhnlich nur eines Zeigefingers, welcher

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[304/0328] reiſſungen in der Subſtanz der Vaginalportion und aͤhnliche Unfaͤlle zu verhuͤten, vermieden werden. 2. Von dem kuͤnſtlichen Sprengen der Eihaͤute. §. 1158. Auch das Eroͤffnen der Eihaͤute (auch Waſſerſprengen ge- nannt) wird entweder mittelſt der Hand oder durch Inſtru- mente bewerkſtelligt. Obwohl an ſich ſcheinbar eine kleine unbedeutende Operation, iſt es doch oft vom groͤßten Einfluſſe auf den ganzen Verlauf des Geburtsgeſchaͤfts und darf daher ſo wenig als eine andere Huͤlfsleiſtung ohne gegruͤndete An- zeige unternommen werden. Dieſe Anzeige aber kann ſeht verſchieden ſeyn, wie ſich noch in der ſpeciellen Pathologie und Therapie naͤher ergeben wird; es gehoͤrt dahin: die abnorme Feſtigkeit der Eihaͤute, die zu große Menge des Fruchtwaſ- ſers, Atonie des Uterus, Blutung u. ſ. w. — Ferner wird das Sprengen der Eihaͤute zuweilen noͤthig als Vorbereitung zu andern Operationen, z. B. zur Wendung, zur Anlegung der Zange u. ſ. w. Endlich aber findet es auch Statt um eine fruͤhzeitige Geburt zu bewerkſtelligen. §. 1159. Je nach den beſtimmenden Umſtaͤnden wird auch die Operation verſchieden ſeyn, denn ſie iſt anders bei voͤllig er- oͤffnetem Muttermunde und mitten in demſelben, anders im obern Theil der Gebaͤrmutterhoͤhle mit der zwiſchen Uterus und Eihaͤute eingefuͤhrten Hand, Behufs der Wendung, an- ders endlich bei noch geſchloſſenem Muttermunde, Behufs der Bewerkſtelligung einer Fruͤhgeburt, auszufuͤhren. §. 1160. Am einfachſten iſt die Operation im erſten Falle, wenn die im Muttermunde ſich ſtellende Blaſe geoͤffnet werden ſoll. Man bedarf hierzu gewoͤhnlich nur eines Zeigefingers, welcher

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/328>, abgerufen am 29.03.2024.