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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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sehr dick sind, das Sprengen derselben auch auf die jetzt be-
schriebene Weise etwas schwierig bleibt, hat man auch zu die-
sem Behuf mehrere Werkzeuge *) erfunden, von denen wir
nur einige erwähnen wollen. -- Es sind aber entweder In-
strumente welche als Haken die Häute zerreißen (hierher ge-
hört der Haken der Wiedmännin, Löffler's Wasserspren-
ger, ein auf den Zeigefinger zu steckender Bügel mit einem Häk-
chen, und Osiander's verbesserter Stein'scher (wo der Ha-
ken an einem Ringe befestigt ist), so wie Osiander's selbst
erfundener Wassersprenger). -- Sie haben den Nachtheil, daß
zu sehr dabei an den Eihäuten gerissen wird, welches Tren-
nungen der Placenta veranlassen kann; auch sind Verletzun-
gen der Geburtstheile dabei nicht unmöglich, nur bei Osian-
der's
Instrument ist diesem durch Verdecken der Hakenspitze
etwas vorgebeugt.

§. 1163.

Eine zweite Art der Wassersprenger sind die spitzigen
und schneidenden; dahin gehören Fried's und Röderer's
Instrumente (in einer Scheide verborgene Nadeln) der Stein-
sche mit einer Spitze versehene elastische Fingerreif, Aitken's
Fingerskalpell und Boer's Scheere. Alle diese spitzigen In-
strumente sind aber wegen leicht möglicher Verletzungen hinter
den Eihäuten liegender Kindestheile nicht sehr zu empfehlen.
Wollte man indeß ein Werkzeug welches ohne die Nachtheile
der Hakenförmigen und spitzigen Wassersprenger die Eihäute
leicht öffnete, so würde sich dieses in einer gewöhnlichen et-
was gekrümmten Kornzange, welcher man an den Enden ih-
rer Blätter zwei einwärts gebogene horizontal gestellte ganz
kleine Scheerenblätter gäbe, wohl am besten darstellen lassen.
Ich habe mir ein Instrument dieser Art (T. III. F. III.) fer-
tigen lassen, und gefunden, daß, wo man sich zu dieser Ope-
ration eines Werkzeugs bedienen will, oder (in seltnen Fäl-
len) bedienen muß, man davon auf das Zweckmäßigste Ge-
brauch machen kann.


*) Schreger. Die Werkzeuge der ältern und neuern Entbindungskunst.
Erlangen 1799. Fol. Thl. I.

ſehr dick ſind, das Sprengen derſelben auch auf die jetzt be-
ſchriebene Weiſe etwas ſchwierig bleibt, hat man auch zu die-
ſem Behuf mehrere Werkzeuge *) erfunden, von denen wir
nur einige erwaͤhnen wollen. — Es ſind aber entweder In-
ſtrumente welche als Haken die Haͤute zerreißen (hierher ge-
hoͤrt der Haken der Wiedmaͤnnin, Loͤffler’s Waſſerſpren-
ger, ein auf den Zeigefinger zu ſteckender Buͤgel mit einem Haͤk-
chen, und Oſiander’s verbeſſerter Stein’ſcher (wo der Ha-
ken an einem Ringe befeſtigt iſt), ſo wie Oſiander’s ſelbſt
erfundener Waſſerſprenger). — Sie haben den Nachtheil, daß
zu ſehr dabei an den Eihaͤuten geriſſen wird, welches Tren-
nungen der Placenta veranlaſſen kann; auch ſind Verletzun-
gen der Geburtstheile dabei nicht unmoͤglich, nur bei Oſian-
der’s
Inſtrument iſt dieſem durch Verdecken der Hakenſpitze
etwas vorgebeugt.

§. 1163.

Eine zweite Art der Waſſerſprenger ſind die ſpitzigen
und ſchneidenden; dahin gehoͤren Fried’s und Roͤderer’s
Inſtrumente (in einer Scheide verborgene Nadeln) der Stein-
ſche mit einer Spitze verſehene elaſtiſche Fingerreif, Aitken’s
Fingerſkalpell und Boër’s Scheere. Alle dieſe ſpitzigen In-
ſtrumente ſind aber wegen leicht moͤglicher Verletzungen hinter
den Eihaͤuten liegender Kindestheile nicht ſehr zu empfehlen.
Wollte man indeß ein Werkzeug welches ohne die Nachtheile
der Hakenfoͤrmigen und ſpitzigen Waſſerſprenger die Eihaͤute
leicht oͤffnete, ſo wuͤrde ſich dieſes in einer gewoͤhnlichen et-
was gekruͤmmten Kornzange, welcher man an den Enden ih-
rer Blaͤtter zwei einwaͤrts gebogene horizontal geſtellte ganz
kleine Scheerenblaͤtter gaͤbe, wohl am beſten darſtellen laſſen.
Ich habe mir ein Inſtrument dieſer Art (T. III. F. III.) fer-
tigen laſſen, und gefunden, daß, wo man ſich zu dieſer Ope-
ration eines Werkzeugs bedienen will, oder (in ſeltnen Faͤl-
len) bedienen muß, man davon auf das Zweckmaͤßigſte Ge-
brauch machen kann.


*) Schreger. Die Werkzeuge der aͤltern und neuern Entbindungskunſt.
Erlangen 1799. Fol. Thl. I.
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[306/0330] ſehr dick ſind, das Sprengen derſelben auch auf die jetzt be- ſchriebene Weiſe etwas ſchwierig bleibt, hat man auch zu die- ſem Behuf mehrere Werkzeuge *) erfunden, von denen wir nur einige erwaͤhnen wollen. — Es ſind aber entweder In- ſtrumente welche als Haken die Haͤute zerreißen (hierher ge- hoͤrt der Haken der Wiedmaͤnnin, Loͤffler’s Waſſerſpren- ger, ein auf den Zeigefinger zu ſteckender Buͤgel mit einem Haͤk- chen, und Oſiander’s verbeſſerter Stein’ſcher (wo der Ha- ken an einem Ringe befeſtigt iſt), ſo wie Oſiander’s ſelbſt erfundener Waſſerſprenger). — Sie haben den Nachtheil, daß zu ſehr dabei an den Eihaͤuten geriſſen wird, welches Tren- nungen der Placenta veranlaſſen kann; auch ſind Verletzun- gen der Geburtstheile dabei nicht unmoͤglich, nur bei Oſian- der’s Inſtrument iſt dieſem durch Verdecken der Hakenſpitze etwas vorgebeugt. §. 1163. Eine zweite Art der Waſſerſprenger ſind die ſpitzigen und ſchneidenden; dahin gehoͤren Fried’s und Roͤderer’s Inſtrumente (in einer Scheide verborgene Nadeln) der Stein- ſche mit einer Spitze verſehene elaſtiſche Fingerreif, Aitken’s Fingerſkalpell und Boër’s Scheere. Alle dieſe ſpitzigen In- ſtrumente ſind aber wegen leicht moͤglicher Verletzungen hinter den Eihaͤuten liegender Kindestheile nicht ſehr zu empfehlen. Wollte man indeß ein Werkzeug welches ohne die Nachtheile der Hakenfoͤrmigen und ſpitzigen Waſſerſprenger die Eihaͤute leicht oͤffnete, ſo wuͤrde ſich dieſes in einer gewoͤhnlichen et- was gekruͤmmten Kornzange, welcher man an den Enden ih- rer Blaͤtter zwei einwaͤrts gebogene horizontal geſtellte ganz kleine Scheerenblaͤtter gaͤbe, wohl am beſten darſtellen laſſen. Ich habe mir ein Inſtrument dieſer Art (T. III. F. III.) fer- tigen laſſen, und gefunden, daß, wo man ſich zu dieſer Ope- ration eines Werkzeugs bedienen will, oder (in ſeltnen Faͤl- len) bedienen muß, man davon auf das Zweckmaͤßigſte Ge- brauch machen kann. *) Schreger. Die Werkzeuge der aͤltern und neuern Entbindungskunſt. Erlangen 1799. Fol. Thl. I.

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/330>, abgerufen am 19.04.2024.