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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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geführt werden kann, Fälle von denen der letztere mit dadurch
wahrscheinlich gemacht wird, daß selbst bey Hausthieren die
Zeit der Trächtigkeit oft so bedeutende Verschiedenheiten zeigt *).

§. 653.

Der Einfluß, welchen die Menstruationsperiode auf die
Schwangerschaft hat, äußert sich vorzüglich dadurch, daß
häufig nicht die Conception, sondern der letzte Eintritt der
Menstruation den Termin der Geburt bestimmt, folglich
wenn die monatliche Periode vielleicht 8 oder vierzehn Tage
vor der Conception zum letzten Mal erschienen war, auch
die Geburt nicht am 280. Tage nach der Conception, son-
dern um 8 oder 14 Tage zeitiger eintritt **). -- Ueberhaupt
sind auch im Verlaufe der Schwangerschaft die Perioden des
Monatsflusses gewöhnlich sehr wohl noch zu bemerken; denn
nicht allein, daß zuweilen die Menstruation selbst in der
Schwangerschaft noch mehrere Male wiederkehrt (wovon un-
ten), sondern es werden auch ohne dieß diese Perioden häufig
durch vermehrte Congestionen und ähnliche Zufälle bezeichnet,
so daß selbst unzeitige Geburten vorzüglich gern in diesen
Perioden eintreten.

§. 654.

Eingetheilt wird die Schwangerschaft zunächft
in die regelmäßig und unregelmäßig verlaufende,

*) Man sehe hierüber die interessanten Beobachtungen von Tessier
(im Auszuge im 3. Heste der Isis 1818. S. 421). -- Bei 575
Kühen, deren mittlere Trächtigkeitszeit 303 Tage ausmachte, war
doch die Verschiedenheit so groß, daß sie bis 81 Tage betrug. Von
277 Stuten waren 390 Tage die mittlere Dauer, und zwischen
längster und kürzester Tragezeit ein Unterschied von 97 Tagen. Bei
912 Schafen war die mittlere Tragezeit 152 Tage, und der Un-
terschied zwischen längster und kürzester Tragezeit beträgt nur 15
Tage u. s. w.
**) Die Tabellen, welche ich in unserer Entbindungsanstalt über
Dauer der Schwangerschaft führen lasse, enthalten hiervon zahl-
reiche Beispiele.

gefuͤhrt werden kann, Faͤlle von denen der letztere mit dadurch
wahrſcheinlich gemacht wird, daß ſelbſt bey Hausthieren die
Zeit der Traͤchtigkeit oft ſo bedeutende Verſchiedenheiten zeigt *).

§. 653.

Der Einfluß, welchen die Menſtruationsperiode auf die
Schwangerſchaft hat, aͤußert ſich vorzuͤglich dadurch, daß
haͤufig nicht die Conception, ſondern der letzte Eintritt der
Menſtruation den Termin der Geburt beſtimmt, folglich
wenn die monatliche Periode vielleicht 8 oder vierzehn Tage
vor der Conception zum letzten Mal erſchienen war, auch
die Geburt nicht am 280. Tage nach der Conception, ſon-
dern um 8 oder 14 Tage zeitiger eintritt **). — Ueberhaupt
ſind auch im Verlaufe der Schwangerſchaft die Perioden des
Monatsfluſſes gewoͤhnlich ſehr wohl noch zu bemerken; denn
nicht allein, daß zuweilen die Menſtruation ſelbſt in der
Schwangerſchaft noch mehrere Male wiederkehrt (wovon un-
ten), ſondern es werden auch ohne dieß dieſe Perioden haͤufig
durch vermehrte Congeſtionen und aͤhnliche Zufaͤlle bezeichnet,
ſo daß ſelbſt unzeitige Geburten vorzuͤglich gern in dieſen
Perioden eintreten.

§. 654.

Eingetheilt wird die Schwangerſchaft zunaͤchft
in die regelmaͤßig und unregelmaͤßig verlaufende,

*) Man ſehe hieruͤber die intereſſanten Beobachtungen von Teſſier
(im Auszuge im 3. Heſte der Iſis 1818. S. 421). — Bei 575
Kuͤhen, deren mittlere Traͤchtigkeitszeit 303 Tage ausmachte, war
doch die Verſchiedenheit ſo groß, daß ſie bis 81 Tage betrug. Von
277 Stuten waren 390 Tage die mittlere Dauer, und zwiſchen
laͤngſter und kuͤrzeſter Tragezeit ein Unterſchied von 97 Tagen. Bei
912 Schafen war die mittlere Tragezeit 152 Tage, und der Un-
terſchied zwiſchen laͤngſter und kuͤrzeſter Tragezeit betraͤgt nur 15
Tage u. ſ. w.
**) Die Tabellen, welche ich in unſerer Entbindungsanſtalt uͤber
Dauer der Schwangerſchaft fuͤhren laſſe, enthalten hiervon zahl-
reiche Beiſpiele.
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[13/0035] gefuͤhrt werden kann, Faͤlle von denen der letztere mit dadurch wahrſcheinlich gemacht wird, daß ſelbſt bey Hausthieren die Zeit der Traͤchtigkeit oft ſo bedeutende Verſchiedenheiten zeigt *). §. 653. Der Einfluß, welchen die Menſtruationsperiode auf die Schwangerſchaft hat, aͤußert ſich vorzuͤglich dadurch, daß haͤufig nicht die Conception, ſondern der letzte Eintritt der Menſtruation den Termin der Geburt beſtimmt, folglich wenn die monatliche Periode vielleicht 8 oder vierzehn Tage vor der Conception zum letzten Mal erſchienen war, auch die Geburt nicht am 280. Tage nach der Conception, ſon- dern um 8 oder 14 Tage zeitiger eintritt **). — Ueberhaupt ſind auch im Verlaufe der Schwangerſchaft die Perioden des Monatsfluſſes gewoͤhnlich ſehr wohl noch zu bemerken; denn nicht allein, daß zuweilen die Menſtruation ſelbſt in der Schwangerſchaft noch mehrere Male wiederkehrt (wovon un- ten), ſondern es werden auch ohne dieß dieſe Perioden haͤufig durch vermehrte Congeſtionen und aͤhnliche Zufaͤlle bezeichnet, ſo daß ſelbſt unzeitige Geburten vorzuͤglich gern in dieſen Perioden eintreten. §. 654. Eingetheilt wird die Schwangerſchaft zunaͤchft in die regelmaͤßig und unregelmaͤßig verlaufende, *) Man ſehe hieruͤber die intereſſanten Beobachtungen von Teſſier (im Auszuge im 3. Heſte der Iſis 1818. S. 421). — Bei 575 Kuͤhen, deren mittlere Traͤchtigkeitszeit 303 Tage ausmachte, war doch die Verſchiedenheit ſo groß, daß ſie bis 81 Tage betrug. Von 277 Stuten waren 390 Tage die mittlere Dauer, und zwiſchen laͤngſter und kuͤrzeſter Tragezeit ein Unterſchied von 97 Tagen. Bei 912 Schafen war die mittlere Tragezeit 152 Tage, und der Un- terſchied zwiſchen laͤngſter und kuͤrzeſter Tragezeit betraͤgt nur 15 Tage u. ſ. w. **) Die Tabellen, welche ich in unſerer Entbindungsanſtalt uͤber Dauer der Schwangerſchaft fuͤhren laſſe, enthalten hiervon zahl- reiche Beiſpiele.

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/35>, abgerufen am 29.03.2024.