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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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ben, allein man fügte weiterhin auch häufig Einrichtungen
hinzu, welche als überflüßig und unnütz zu betrachten sind;
dahin gehören nach meinem Dafürhalten: die in einer Scheide
beweglichen Zangenlöffel, welche Burton (1757) empfahl, die
von Johnson (1769) bekannt gemachte Dammkrümmung,
die von Leake empfohlene dreiblättrige Zange, ferner die
mancherlei gekünstelten Schlösser zur Vereinigung und Kreuzung
der Zangenarme, wobei oft zum Oeffnen und Schliessen noch
ein besonderer Schlüssel erforderlich ist, ja endlich selbst die
schon früher (Thl. 1. S. 79.) erwöhnten Labimeter an deu
Zangengriffen um die Größe des Kopfs zu bestimmen, nebst
den Vorrichtungen ein zu starkes Zusammendrücken der Zan-
gengriffe zu verhüten, die sogenannten Druckregulatoren (welche
den Ungeübten nie vor Mißbrauch der Zange schützen, dem
Geübten aber oft hinderlich seyn werden.)

§. 1212.

Mitunter ist man übrigens auch in der neuern Zeit wie-
der zu Einrichtungen übergegangen, wie sie an den ältesten
unvollkommenen Zangen sich vorfinden; so hat man hie und
da die Idee wieder aufgenommen, die Zangenarme nicht durch
Kreuzung sondern durch anderweitige Vorrichtungen zu ver-
einigen. Es gehört hierher der Cephaloduktor von Uthoff,
so wie die Geburtszange des Hrn. Dr. V. Karl in Frei-
burg, das Weglassen der Fenster an den Zangenlöffeln, wie
an der Zange des Hrn. Osiander, u. s. w. -- Die ein-
zelnen schon über Hundert vervielfältigten Zangenformen hier
noch besonders durchzugehen, würde außer unserm Zwecke lie-
gen, und ich bemerke daher nur noch, daß in Deutschland
die Zangen von Boer*) Siebold,**) Osiander,***)

*) S. die Abbildung einer solchen in Jörg systemat. Handbuch
d. Geburtshülfe. Leipz. 1807.
**) v. Siebold's Lucina. 1. Bd. 2. Heft.
***) Osiander neue Denkwürdigkeiten, I. Bd. 2. Hft. Taf. 4.

ben, allein man fuͤgte weiterhin auch haͤufig Einrichtungen
hinzu, welche als uͤberfluͤßig und unnuͤtz zu betrachten ſind;
dahin gehoͤren nach meinem Dafuͤrhalten: die in einer Scheide
beweglichen Zangenloͤffel, welche Burton (1757) empfahl, die
von Johnson (1769) bekannt gemachte Dammkruͤmmung,
die von Leake empfohlene dreiblaͤttrige Zange, ferner die
mancherlei gekuͤnſtelten Schloͤſſer zur Vereinigung und Kreuzung
der Zangenarme, wobei oft zum Oeffnen und Schlieſſen noch
ein beſonderer Schluͤſſel erforderlich iſt, ja endlich ſelbſt die
ſchon fruͤher (Thl. 1. S. 79.) erwoͤhnten Labimeter an deu
Zangengriffen um die Groͤße des Kopfs zu beſtimmen, nebſt
den Vorrichtungen ein zu ſtarkes Zuſammendruͤcken der Zan-
gengriffe zu verhuͤten, die ſogenannten Druckregulatoren (welche
den Ungeuͤbten nie vor Mißbrauch der Zange ſchuͤtzen, dem
Geuͤbten aber oft hinderlich ſeyn werden.)

§. 1212.

Mitunter iſt man uͤbrigens auch in der neuern Zeit wie-
der zu Einrichtungen uͤbergegangen, wie ſie an den aͤlteſten
unvollkommenen Zangen ſich vorfinden; ſo hat man hie und
da die Idee wieder aufgenommen, die Zangenarme nicht durch
Kreuzung ſondern durch anderweitige Vorrichtungen zu ver-
einigen. Es gehoͤrt hierher der Cephaloduktor von Uthoff,
ſo wie die Geburtszange des Hrn. Dr. V. Karl in Frei-
burg, das Weglaſſen der Fenſter an den Zangenloͤffeln, wie
an der Zange des Hrn. Oſiander, u. ſ. w. — Die ein-
zelnen ſchon uͤber Hundert vervielfaͤltigten Zangenformen hier
noch beſonders durchzugehen, wuͤrde außer unſerm Zwecke lie-
gen, und ich bemerke daher nur noch, daß in Deutſchland
die Zangen von Boër*) Siebold,**) Oſiander,***)

*) S. die Abbildung einer ſolchen in Joͤrg ſyſtemat. Handbuch
d. Geburtshuͤlfe. Leipz. 1807.
**) v. Siebold’s Lucina. 1. Bd. 2. Heft.
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[339/0363] ben, allein man fuͤgte weiterhin auch haͤufig Einrichtungen hinzu, welche als uͤberfluͤßig und unnuͤtz zu betrachten ſind; dahin gehoͤren nach meinem Dafuͤrhalten: die in einer Scheide beweglichen Zangenloͤffel, welche Burton (1757) empfahl, die von Johnson (1769) bekannt gemachte Dammkruͤmmung, die von Leake empfohlene dreiblaͤttrige Zange, ferner die mancherlei gekuͤnſtelten Schloͤſſer zur Vereinigung und Kreuzung der Zangenarme, wobei oft zum Oeffnen und Schlieſſen noch ein beſonderer Schluͤſſel erforderlich iſt, ja endlich ſelbſt die ſchon fruͤher (Thl. 1. S. 79.) erwoͤhnten Labimeter an deu Zangengriffen um die Groͤße des Kopfs zu beſtimmen, nebſt den Vorrichtungen ein zu ſtarkes Zuſammendruͤcken der Zan- gengriffe zu verhuͤten, die ſogenannten Druckregulatoren (welche den Ungeuͤbten nie vor Mißbrauch der Zange ſchuͤtzen, dem Geuͤbten aber oft hinderlich ſeyn werden.) §. 1212. Mitunter iſt man uͤbrigens auch in der neuern Zeit wie- der zu Einrichtungen uͤbergegangen, wie ſie an den aͤlteſten unvollkommenen Zangen ſich vorfinden; ſo hat man hie und da die Idee wieder aufgenommen, die Zangenarme nicht durch Kreuzung ſondern durch anderweitige Vorrichtungen zu ver- einigen. Es gehoͤrt hierher der Cephaloduktor von Uthoff, ſo wie die Geburtszange des Hrn. Dr. V. Karl in Frei- burg, das Weglaſſen der Fenſter an den Zangenloͤffeln, wie an der Zange des Hrn. Oſiander, u. ſ. w. — Die ein- zelnen ſchon uͤber Hundert vervielfaͤltigten Zangenformen hier noch beſonders durchzugehen, wuͤrde außer unſerm Zwecke lie- gen, und ich bemerke daher nur noch, daß in Deutſchland die Zangen von Boër *) Siebold, **) Oſiander, ***) *) S. die Abbildung einer ſolchen in Joͤrg ſyſtemat. Handbuch d. Geburtshuͤlfe. Leipz. 1807. **) v. Siebold’s Lucina. 1. Bd. 2. Heft. ***) Oſiander neue Denkwuͤrdigkeiten, I. Bd. 2. Hft. Taf. 4.

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/363>, abgerufen am 24.04.2024.