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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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§. 1233.

So weit die Beschreibung der Zangenoperation in ge-
wöhnlichen Fällen, bei vorliegendem Hinterhaupt oder Schei-
tel. -- Folgende Fälle machen nun noch einige nähere Be-
stimmungen nöthig: -- 1) Wenn Gliedmaaßen des Kindes,
oder der Nabelstrang neben dem Kopfe liegen. Hierbei müs-
sen die Zangenblätter stets so eingebracht werden, daß diese
Theile ausserhalb der Zange bleiben, und diese immer den
Kopf allein erfaßt, so wie man überdieß auf die Lage dieser
Theile (besonders des Nabelstranges) Rücksicht zu nehmen
hat, und, dafern sie nicht völlig zurückgebracht werden kön-
nen, darüber wachen muß, daß sie wenigstens mehr nach der
Aushölung des Kreuzbeinss dirigirt werden.

§. 1234.

2) Es geschieht zuweilen bei sehr hohem oder schiefem
Stande des Kopfs, daß die Zange denselben bei der ersten
Anlegung noch nicht ganz sicher erfaßt, und daher nach meh-
rern Traktionen vielleicht lose wird, ja endlich, wenn dieses
nicht sogleich beachtet wird, wohl plötzlich abgleitet, die Krei-
sende erschreckt, und zu manchen Unannehmlichkeiten führt.
In einem jeden Falle daher, wo man das Weichen, und sich
am Kopfe Herabziehen der Zange bemerkt, ist es nöthig die
Lage derselben alsobald zu verbessern; es geschieht dieß, indem
man auf oben beschriebene Weise das männliche Zangenblatt
völlig löst, dann das weibliche sogleich weiter am Kopfe her-
aufbringt, und nun eben so auch dem männlichen Zangen-
blatte eine bessere Lage anweist.

Anmerkung. Die Fälle, wo sich die Zange sehr schwer
in eine sichere Lage an den Kindeskopf anbringen läßt,
sind es übrigens auch, wo es nöthig werden kann, statt
zweier Finger, welche man gewöhnlich um die Zange
an den Kopf zu leiten benutzt, der ganz ins Becken
eingebrachten Hand zu diesem Endzweck sich zu bedie-
nen; ein Verfahren welches außerdem, als die Schmer-

§. 1233.

So weit die Beſchreibung der Zangenoperation in ge-
woͤhnlichen Faͤllen, bei vorliegendem Hinterhaupt oder Schei-
tel. — Folgende Faͤlle machen nun noch einige naͤhere Be-
ſtimmungen noͤthig: — 1) Wenn Gliedmaaßen des Kindes,
oder der Nabelſtrang neben dem Kopfe liegen. Hierbei muͤſ-
ſen die Zangenblaͤtter ſtets ſo eingebracht werden, daß dieſe
Theile auſſerhalb der Zange bleiben, und dieſe immer den
Kopf allein erfaßt, ſo wie man uͤberdieß auf die Lage dieſer
Theile (beſonders des Nabelſtranges) Ruͤckſicht zu nehmen
hat, und, dafern ſie nicht voͤllig zuruͤckgebracht werden koͤn-
nen, daruͤber wachen muß, daß ſie wenigſtens mehr nach der
Aushoͤlung des Kreuzbeinss dirigirt werden.

§. 1234.

2) Es geſchieht zuweilen bei ſehr hohem oder ſchiefem
Stande des Kopfs, daß die Zange denſelben bei der erſten
Anlegung noch nicht ganz ſicher erfaßt, und daher nach meh-
rern Traktionen vielleicht loſe wird, ja endlich, wenn dieſes
nicht ſogleich beachtet wird, wohl ploͤtzlich abgleitet, die Krei-
ſende erſchreckt, und zu manchen Unannehmlichkeiten fuͤhrt.
In einem jeden Falle daher, wo man das Weichen, und ſich
am Kopfe Herabziehen der Zange bemerkt, iſt es noͤthig die
Lage derſelben alſobald zu verbeſſern; es geſchieht dieß, indem
man auf oben beſchriebene Weiſe das maͤnnliche Zangenblatt
voͤllig loͤſt, dann das weibliche ſogleich weiter am Kopfe her-
aufbringt, und nun eben ſo auch dem maͤnnlichen Zangen-
blatte eine beſſere Lage anweiſt.

Anmerkung. Die Faͤlle, wo ſich die Zange ſehr ſchwer
in eine ſichere Lage an den Kindeskopf anbringen laͤßt,
ſind es uͤbrigens auch, wo es noͤthig werden kann, ſtatt
zweier Finger, welche man gewoͤhnlich um die Zange
an den Kopf zu leiten benutzt, der ganz ins Becken
eingebrachten Hand zu dieſem Endzweck ſich zu bedie-
nen; ein Verfahren welches außerdem, als die Schmer-

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[352/0376] §. 1233. So weit die Beſchreibung der Zangenoperation in ge- woͤhnlichen Faͤllen, bei vorliegendem Hinterhaupt oder Schei- tel. — Folgende Faͤlle machen nun noch einige naͤhere Be- ſtimmungen noͤthig: — 1) Wenn Gliedmaaßen des Kindes, oder der Nabelſtrang neben dem Kopfe liegen. Hierbei muͤſ- ſen die Zangenblaͤtter ſtets ſo eingebracht werden, daß dieſe Theile auſſerhalb der Zange bleiben, und dieſe immer den Kopf allein erfaßt, ſo wie man uͤberdieß auf die Lage dieſer Theile (beſonders des Nabelſtranges) Ruͤckſicht zu nehmen hat, und, dafern ſie nicht voͤllig zuruͤckgebracht werden koͤn- nen, daruͤber wachen muß, daß ſie wenigſtens mehr nach der Aushoͤlung des Kreuzbeinss dirigirt werden. §. 1234. 2) Es geſchieht zuweilen bei ſehr hohem oder ſchiefem Stande des Kopfs, daß die Zange denſelben bei der erſten Anlegung noch nicht ganz ſicher erfaßt, und daher nach meh- rern Traktionen vielleicht loſe wird, ja endlich, wenn dieſes nicht ſogleich beachtet wird, wohl ploͤtzlich abgleitet, die Krei- ſende erſchreckt, und zu manchen Unannehmlichkeiten fuͤhrt. In einem jeden Falle daher, wo man das Weichen, und ſich am Kopfe Herabziehen der Zange bemerkt, iſt es noͤthig die Lage derſelben alſobald zu verbeſſern; es geſchieht dieß, indem man auf oben beſchriebene Weiſe das maͤnnliche Zangenblatt voͤllig loͤſt, dann das weibliche ſogleich weiter am Kopfe her- aufbringt, und nun eben ſo auch dem maͤnnlichen Zangen- blatte eine beſſere Lage anweiſt. Anmerkung. Die Faͤlle, wo ſich die Zange ſehr ſchwer in eine ſichere Lage an den Kindeskopf anbringen laͤßt, ſind es uͤbrigens auch, wo es noͤthig werden kann, ſtatt zweier Finger, welche man gewoͤhnlich um die Zange an den Kopf zu leiten benutzt, der ganz ins Becken eingebrachten Hand zu dieſem Endzweck ſich zu bedie- nen; ein Verfahren welches außerdem, als die Schmer-

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/376>, abgerufen am 24.04.2024.