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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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wunde bereit zu legen, welches indeß kaum jemals, bei schick-
licher Leitung der Operation nöthig werden dürfte.

§. 1275.

6) Die Gebärende selbst noch insbesondere betreffend,
so muß sie bis auf das Hemd (welches sodann vorn aufge-
schlitzt werden muß) und ein flanellenes Kamisol, entkleidet
werden, und nun nach hinlänglich erfolgter Entleerung des
Darmkanals und insbesondere der Urinblase, auf das Opera-
tionslager gebracht werden.

§. 1276.

Es bleibt nun noch die Stelle wo der Einschnitt
gemacht werden, und die Größe welche er bekom-
men soll
, zu erörtern übrig. Ueber die Richtung welche
dem Schnitte zu geben, bestehen aber wiederum sehr verschie-
dene Meinungen: Am meisten für sich hat wohl der Schnitt
in der Linea alba, welchen Smellie, Deleurye, Richter
vorzüglich empfohlen haben, theils wegen der weniger zu be-
sorgenden Blutung beim Durchschneiden der Bauchbedeckungen in
dieser Gegend, theils wegen der bessern Heilung der Bauch-
wunde, welche hier nicht so leicht Brüche veranlassen wird,
theils endlich wegen dem leichtern Ausfließen der Feuchtigkei-
ten aus den Schnittwunden, indem hier immer die Wunde
am Uterus und in den Bauchbedeckungen in gleicher Rich-
tung bleibt. Zu bemerken ist jedoch, daß, wenn hier der Ein-
schnitt gemacht wird, derselbe immer 11/2 Zoll unter dem Na-
bel anfangen und 11/2 bis 2 Zoll über dem Schambogen (um
Verletzungen der Harnblase zu vermeiden) aufhören muß;
weßhalb denn, wenn sich zwischen Nabel und Schambogen
nicht sattsamer Raum vorfinden sollte, allerdings eine andere
Richtung gewählt werden muß.

§. 1277.

Außer dem Längenschnitt in der Linia alba, ist ferner
(namentlich von Stein) ein schiefer, seitwärts gerichteter

wunde bereit zu legen, welches indeß kaum jemals, bei ſchick-
licher Leitung der Operation noͤthig werden duͤrfte.

§. 1275.

6) Die Gebaͤrende ſelbſt noch insbeſondere betreffend,
ſo muß ſie bis auf das Hemd (welches ſodann vorn aufge-
ſchlitzt werden muß) und ein flanellenes Kamiſol, entkleidet
werden, und nun nach hinlaͤnglich erfolgter Entleerung des
Darmkanals und insbeſondere der Urinblaſe, auf das Opera-
tionslager gebracht werden.

§. 1276.

Es bleibt nun noch die Stelle wo der Einſchnitt
gemacht werden, und die Groͤße welche er bekom-
men ſoll
, zu eroͤrtern uͤbrig. Ueber die Richtung welche
dem Schnitte zu geben, beſtehen aber wiederum ſehr verſchie-
dene Meinungen: Am meiſten fuͤr ſich hat wohl der Schnitt
in der Linea alba, welchen Smellie, Deleurye, Richter
vorzuͤglich empfohlen haben, theils wegen der weniger zu be-
ſorgenden Blutung beim Durchſchneiden der Bauchbedeckungen in
dieſer Gegend, theils wegen der beſſern Heilung der Bauch-
wunde, welche hier nicht ſo leicht Bruͤche veranlaſſen wird,
theils endlich wegen dem leichtern Ausfließen der Feuchtigkei-
ten aus den Schnittwunden, indem hier immer die Wunde
am Uterus und in den Bauchbedeckungen in gleicher Rich-
tung bleibt. Zu bemerken iſt jedoch, daß, wenn hier der Ein-
ſchnitt gemacht wird, derſelbe immer 1½ Zoll unter dem Na-
bel anfangen und 1½ bis 2 Zoll uͤber dem Schambogen (um
Verletzungen der Harnblaſe zu vermeiden) aufhoͤren muß;
weßhalb denn, wenn ſich zwiſchen Nabel und Schambogen
nicht ſattſamer Raum vorfinden ſollte, allerdings eine andere
Richtung gewaͤhlt werden muß.

§. 1277.

Außer dem Laͤngenſchnitt in der Linia alba, iſt ferner
(namentlich von Stein) ein ſchiefer, ſeitwaͤrts gerichteter

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[377/0401] wunde bereit zu legen, welches indeß kaum jemals, bei ſchick- licher Leitung der Operation noͤthig werden duͤrfte. §. 1275. 6) Die Gebaͤrende ſelbſt noch insbeſondere betreffend, ſo muß ſie bis auf das Hemd (welches ſodann vorn aufge- ſchlitzt werden muß) und ein flanellenes Kamiſol, entkleidet werden, und nun nach hinlaͤnglich erfolgter Entleerung des Darmkanals und insbeſondere der Urinblaſe, auf das Opera- tionslager gebracht werden. §. 1276. Es bleibt nun noch die Stelle wo der Einſchnitt gemacht werden, und die Groͤße welche er bekom- men ſoll, zu eroͤrtern uͤbrig. Ueber die Richtung welche dem Schnitte zu geben, beſtehen aber wiederum ſehr verſchie- dene Meinungen: Am meiſten fuͤr ſich hat wohl der Schnitt in der Linea alba, welchen Smellie, Deleurye, Richter vorzuͤglich empfohlen haben, theils wegen der weniger zu be- ſorgenden Blutung beim Durchſchneiden der Bauchbedeckungen in dieſer Gegend, theils wegen der beſſern Heilung der Bauch- wunde, welche hier nicht ſo leicht Bruͤche veranlaſſen wird, theils endlich wegen dem leichtern Ausfließen der Feuchtigkei- ten aus den Schnittwunden, indem hier immer die Wunde am Uterus und in den Bauchbedeckungen in gleicher Rich- tung bleibt. Zu bemerken iſt jedoch, daß, wenn hier der Ein- ſchnitt gemacht wird, derſelbe immer 1½ Zoll unter dem Na- bel anfangen und 1½ bis 2 Zoll uͤber dem Schambogen (um Verletzungen der Harnblaſe zu vermeiden) aufhoͤren muß; weßhalb denn, wenn ſich zwiſchen Nabel und Schambogen nicht ſattſamer Raum vorfinden ſollte, allerdings eine andere Richtung gewaͤhlt werden muß. §. 1277. Außer dem Laͤngenſchnitt in der Linia alba, iſt ferner (namentlich von Stein) ein ſchiefer, ſeitwaͤrts gerichteter

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/401>, abgerufen am 19.04.2024.