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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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pfohlen wird, müssen wir vielmehr (mit Osiander) wider-
rathen, da sie sicher die schnelle Vereinigung hindern. Tritt
Erbrechen oder heftiger Husten ein, so muß während demsel-
ben die Wunde durch die aufgelegte Hand des Wundarztes
sorgfältig unterstützt werden, um Ausreißen der Hefte, Vor-
fälle u. s. w. zu verhüten.

§. 1291.

Was die ärztliche Behandlung betrifft, so muß sie ihrem
Hauptcharakter nach antiphlogistisch seyn, alle reitzende, erhitzen-
de Mittel also, wie Naphthen, @. Castorei, China u. s.
w. ja selbst (außer um etwa eintretendes Erbrechen oder Durch-
fall zu mindern) das Opium, müssen für die ersten Tage ver-
mieden werden; leichte, säuerliche, die Hautthätigkeit befördernde
Getränke, als Fliederthee mit Citronensaft, Molken u. dergl.
und reitzmindernde Mittel für den Darmkanal, wie Mohnsa-
menemulsionen sind dagegen gewiß höchst zweckmäßig. Als
Nahrung dienen leichte Suppen oder in warmer Jahreszeit
Wasserkalteschaale. -- Vorzügliche Sorgfalt fordern übrigens
die eigentlichen Wochenfunktionen. Was den Lochienfluß betrifft,
so müssen nicht nur die Geburtstheile eben so wie bei andern
Wöchnerinnen öfters gereinigt werden, sondern es ist bei zu
geringer Quantität oder übler Qualität desselben das Anwen-
den von Injektionen, eines Aufgußes der Flor. Chamomill.
u. Hb. Serpilli auch wohl durch Zusatz von Wein, Myr-
rhenessenz u. dergl. verstärkt, zu empfehlen. Was die Brüste
betrifft, so ist die Absonderung der Milch durch warme Be-
deckung, Aufsetzen trockner Schröpfköpfe, Anwendung des Zieh-
glases u. s. w. möglichst zu unterhalten, bis bei fortschreiten-
der Heilung wohl selbst das Anlegen des Kindes möglich wird;
und eben so wichtig ist endlich die Sorge für hinlängliche Thä-
tigkeit der Haut, welche den gereitzten Zuständen der Brüste
und des Bauchfells vorzüglich vorbeugt. -- Die Ausleerungen
des Darmkanals erfolgen am besten erst am dritten Tage,
und müssen, wenn sie nicht erfolgen, nur durch gelinde Mit-
tel (Lavements, Oleum Ricini u. s. w.) bewirkt werden.


II. Theil. 25

pfohlen wird, muͤſſen wir vielmehr (mit Oſiander) wider-
rathen, da ſie ſicher die ſchnelle Vereinigung hindern. Tritt
Erbrechen oder heftiger Huſten ein, ſo muß waͤhrend demſel-
ben die Wunde durch die aufgelegte Hand des Wundarztes
ſorgfaͤltig unterſtuͤtzt werden, um Ausreißen der Hefte, Vor-
faͤlle u. ſ. w. zu verhuͤten.

§. 1291.

Was die aͤrztliche Behandlung betrifft, ſo muß ſie ihrem
Hauptcharakter nach antiphlogiſtiſch ſeyn, alle reitzende, erhitzen-
de Mittel alſo, wie Naphthen, . Castorei, China u. ſ.
w. ja ſelbſt (außer um etwa eintretendes Erbrechen oder Durch-
fall zu mindern) das Opium, muͤſſen fuͤr die erſten Tage ver-
mieden werden; leichte, ſaͤuerliche, die Hautthaͤtigkeit befoͤrdernde
Getraͤnke, als Fliederthee mit Citronenſaft, Molken u. dergl.
und reitzmindernde Mittel fuͤr den Darmkanal, wie Mohnſa-
menemulſionen ſind dagegen gewiß hoͤchſt zweckmaͤßig. Als
Nahrung dienen leichte Suppen oder in warmer Jahreszeit
Waſſerkalteſchaale. — Vorzuͤgliche Sorgfalt fordern uͤbrigens
die eigentlichen Wochenfunktionen. Was den Lochienfluß betrifft,
ſo muͤſſen nicht nur die Geburtstheile eben ſo wie bei andern
Woͤchnerinnen oͤfters gereinigt werden, ſondern es iſt bei zu
geringer Quantitaͤt oder uͤbler Qualitaͤt deſſelben das Anwen-
den von Injektionen, eines Aufgußes der Flor. Chamomill.
u. Hb. Serpilli auch wohl durch Zuſatz von Wein, Myr-
rheneſſenz u. dergl. verſtaͤrkt, zu empfehlen. Was die Bruͤſte
betrifft, ſo iſt die Abſonderung der Milch durch warme Be-
deckung, Aufſetzen trockner Schroͤpfkoͤpfe, Anwendung des Zieh-
glaſes u. ſ. w. moͤglichſt zu unterhalten, bis bei fortſchreiten-
der Heilung wohl ſelbſt das Anlegen des Kindes moͤglich wird;
und eben ſo wichtig iſt endlich die Sorge fuͤr hinlaͤngliche Thaͤ-
tigkeit der Haut, welche den gereitzten Zuſtaͤnden der Bruͤſte
und des Bauchfells vorzuͤglich vorbeugt. — Die Ausleerungen
des Darmkanals erfolgen am beſten erſt am dritten Tage,
und muͤſſen, wenn ſie nicht erfolgen, nur durch gelinde Mit-
tel (Lavements, Oleum Ricini u. ſ. w.) bewirkt werden.


II. Theil. 25
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[385/0409] pfohlen wird, muͤſſen wir vielmehr (mit Oſiander) wider- rathen, da ſie ſicher die ſchnelle Vereinigung hindern. Tritt Erbrechen oder heftiger Huſten ein, ſo muß waͤhrend demſel- ben die Wunde durch die aufgelegte Hand des Wundarztes ſorgfaͤltig unterſtuͤtzt werden, um Ausreißen der Hefte, Vor- faͤlle u. ſ. w. zu verhuͤten. §. 1291. Was die aͤrztliche Behandlung betrifft, ſo muß ſie ihrem Hauptcharakter nach antiphlogiſtiſch ſeyn, alle reitzende, erhitzen- de Mittel alſo, wie Naphthen, . Castorei, China u. ſ. w. ja ſelbſt (außer um etwa eintretendes Erbrechen oder Durch- fall zu mindern) das Opium, muͤſſen fuͤr die erſten Tage ver- mieden werden; leichte, ſaͤuerliche, die Hautthaͤtigkeit befoͤrdernde Getraͤnke, als Fliederthee mit Citronenſaft, Molken u. dergl. und reitzmindernde Mittel fuͤr den Darmkanal, wie Mohnſa- menemulſionen ſind dagegen gewiß hoͤchſt zweckmaͤßig. Als Nahrung dienen leichte Suppen oder in warmer Jahreszeit Waſſerkalteſchaale. — Vorzuͤgliche Sorgfalt fordern uͤbrigens die eigentlichen Wochenfunktionen. Was den Lochienfluß betrifft, ſo muͤſſen nicht nur die Geburtstheile eben ſo wie bei andern Woͤchnerinnen oͤfters gereinigt werden, ſondern es iſt bei zu geringer Quantitaͤt oder uͤbler Qualitaͤt deſſelben das Anwen- den von Injektionen, eines Aufgußes der Flor. Chamomill. u. Hb. Serpilli auch wohl durch Zuſatz von Wein, Myr- rheneſſenz u. dergl. verſtaͤrkt, zu empfehlen. Was die Bruͤſte betrifft, ſo iſt die Abſonderung der Milch durch warme Be- deckung, Aufſetzen trockner Schroͤpfkoͤpfe, Anwendung des Zieh- glaſes u. ſ. w. moͤglichſt zu unterhalten, bis bei fortſchreiten- der Heilung wohl ſelbſt das Anlegen des Kindes moͤglich wird; und eben ſo wichtig iſt endlich die Sorge fuͤr hinlaͤngliche Thaͤ- tigkeit der Haut, welche den gereitzten Zuſtaͤnden der Bruͤſte und des Bauchfells vorzuͤglich vorbeugt. — Die Ausleerungen des Darmkanals erfolgen am beſten erſt am dritten Tage, und muͤſſen, wenn ſie nicht erfolgen, nur durch gelinde Mit- tel (Lavements, Oleum Ricini u. ſ. w.) bewirkt werden. II. Theil. 25

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/409>, abgerufen am 23.04.2024.