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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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§. 666.

Als dritte Periode stellt sich ferner der Zeitraum dar
von der fühlbaren Bewegung des Kindes bis dahin, wo un-
ter sorgfältiger Pflege das Kind zuerst fähig wird, im Fall
es durch zu frühe Geburt ausgestoßen wurde, für sich fort-
zuleben; d. i. vom Beginn des sechsten bis Anfang des
achten Schwangerschaftmonates. Die vierte Periode endlich
begreift den Zeitraum, wo das Kind schon die Fähigkeit hat,
im Fall einer frühen Geburt getrennt von der Mutter und
seinen äußern Bildungsorganen (den Eihüllen) fortleben zu
können; wo es hingegen bei regelmäßigem Forternährtwerden
im Uterus seine völlige Reife erlangt, auch die Theile des
Kindes äußerlich sowohl fühlbar werden, als innerlich der
nun schon bestimmter gegen das kleine Becken sich senkende
Kopf dem untersuchenden Finger erreichbar wird. Dieß ist
die Zeit vom Beginnen des achten Monats bis Ende des
Zehnten.

Erste Periode.
§. 667.

Das menschliche Ei in den ersten Zeiten seiner Bildung,
erscheint, darin stimmen die wenigen Beobachter überein,
welche glücklich genug waren es im frischen Zustande im
Uterus zu erblicken, als ein häutiges mit lymphatischer
Flüssigkeit gefülltes Bläschen etwa von der Größe einer
Erbse *); an seiner Oberfläche bemerkt man bald wollige Fa-
sern, mittelst denen es sich an der ebenfalls (wovon später
die Rede seyn wird) umgewandelten innern Fläche des Uterus
und zwar gewöhnlich gegen die rechte Seite des Gebärmutter-
grundes (obwohl dieß auch an andern Stellen, krankhaft so-

*) So hat Hunter es abgebildet (Anatomia uteri humani gravidi. Fol.
XXXIV. f. VI
folgd. und so Home es neuerlich beschrieben, s.
Meckel's deutsches Archiv f. Phys. IV. Bd. II. Heft.
§. 666.

Als dritte Periode ſtellt ſich ferner der Zeitraum dar
von der fuͤhlbaren Bewegung des Kindes bis dahin, wo un-
ter ſorgfaͤltiger Pflege das Kind zuerſt faͤhig wird, im Fall
es durch zu fruͤhe Geburt ausgeſtoßen wurde, fuͤr ſich fort-
zuleben; d. i. vom Beginn des ſechſten bis Anfang des
achten Schwangerſchaftmonates. Die vierte Periode endlich
begreift den Zeitraum, wo das Kind ſchon die Faͤhigkeit hat,
im Fall einer fruͤhen Geburt getrennt von der Mutter und
ſeinen aͤußern Bildungsorganen (den Eihuͤllen) fortleben zu
koͤnnen; wo es hingegen bei regelmaͤßigem Forternaͤhrtwerden
im Uterus ſeine voͤllige Reife erlangt, auch die Theile des
Kindes aͤußerlich ſowohl fuͤhlbar werden, als innerlich der
nun ſchon beſtimmter gegen das kleine Becken ſich ſenkende
Kopf dem unterſuchenden Finger erreichbar wird. Dieß iſt
die Zeit vom Beginnen des achten Monats bis Ende des
Zehnten.

Erſte Periode.
§. 667.

Das menſchliche Ei in den erſten Zeiten ſeiner Bildung,
erſcheint, darin ſtimmen die wenigen Beobachter uͤberein,
welche gluͤcklich genug waren es im friſchen Zuſtande im
Uterus zu erblicken, als ein haͤutiges mit lymphatiſcher
Fluͤſſigkeit gefuͤlltes Blaͤschen etwa von der Groͤße einer
Erbſe *); an ſeiner Oberflaͤche bemerkt man bald wollige Fa-
ſern, mittelſt denen es ſich an der ebenfalls (wovon ſpaͤter
die Rede ſeyn wird) umgewandelten innern Flaͤche des Uterus
und zwar gewoͤhnlich gegen die rechte Seite des Gebaͤrmutter-
grundes (obwohl dieß auch an andern Stellen, krankhaft ſo-

*) So hat Hunter es abgebildet (Anatomia uteri humani gravidi. Fol.
XXXIV. f. VI
folgd. und ſo Home es neuerlich beſchrieben, ſ.
Meckel’s deutſches Archiv f. Phyſ. IV. Bd. II. Heft.
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[19/0041] §. 666. Als dritte Periode ſtellt ſich ferner der Zeitraum dar von der fuͤhlbaren Bewegung des Kindes bis dahin, wo un- ter ſorgfaͤltiger Pflege das Kind zuerſt faͤhig wird, im Fall es durch zu fruͤhe Geburt ausgeſtoßen wurde, fuͤr ſich fort- zuleben; d. i. vom Beginn des ſechſten bis Anfang des achten Schwangerſchaftmonates. Die vierte Periode endlich begreift den Zeitraum, wo das Kind ſchon die Faͤhigkeit hat, im Fall einer fruͤhen Geburt getrennt von der Mutter und ſeinen aͤußern Bildungsorganen (den Eihuͤllen) fortleben zu koͤnnen; wo es hingegen bei regelmaͤßigem Forternaͤhrtwerden im Uterus ſeine voͤllige Reife erlangt, auch die Theile des Kindes aͤußerlich ſowohl fuͤhlbar werden, als innerlich der nun ſchon beſtimmter gegen das kleine Becken ſich ſenkende Kopf dem unterſuchenden Finger erreichbar wird. Dieß iſt die Zeit vom Beginnen des achten Monats bis Ende des Zehnten. Erſte Periode. §. 667. Das menſchliche Ei in den erſten Zeiten ſeiner Bildung, erſcheint, darin ſtimmen die wenigen Beobachter uͤberein, welche gluͤcklich genug waren es im friſchen Zuſtande im Uterus zu erblicken, als ein haͤutiges mit lymphatiſcher Fluͤſſigkeit gefuͤlltes Blaͤschen etwa von der Groͤße einer Erbſe *); an ſeiner Oberflaͤche bemerkt man bald wollige Fa- ſern, mittelſt denen es ſich an der ebenfalls (wovon ſpaͤter die Rede ſeyn wird) umgewandelten innern Flaͤche des Uterus und zwar gewoͤhnlich gegen die rechte Seite des Gebaͤrmutter- grundes (obwohl dieß auch an andern Stellen, krankhaft ſo- *) So hat Hunter es abgebildet (Anatomia uteri humani gravidi. Fol. XXXIV. f. VI folgd. und ſo Home es neuerlich beſchrieben, ſ. Meckel’s deutſches Archiv f. Phyſ. IV. Bd. II. Heft.

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/41>, abgerufen am 23.04.2024.