Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

sion, starker Zusammenziehung im Muttermunde, schon vor-
handener entzündlicher Reitzung im Uterus, schwächlicher all-
gemeiner Constitution u. s. w. -- wenn hingegen entgegen-
gesetzte Verhältniße eine günstigere Prognose geben.

§. 1307.

Vorbereitungen welche für diese Operation erforder-
lich sind, bestehen 1) in Anordnung eines schicklichen Lagers
der Kreisenden, welche entweder im Bett, bei hinlänglich er-
höhter Kreuzgegend, oder auf einem Querlager sich befinden
muß, welches letztere besonders in sehr schwierigen Fällen, und
wo andere geburtshülfliche Operationen nachfolgen müssen,
wie bei vorliegendem Mutterkuchen, vorgezogen werden
muß. 2) Gehört hierher die Entleerung der Harnblase;
3) Sorge für hinlängliche Eröffnung des Muttermundes (wel-
cher demnach, wo er noch nicht eröffnet ist, künstlich erweitert
werden muß); 4) Bereithalten einer Injektionsspritze, gefüllt
mit einem lauen Kräuteraufguße nebst Zusätzen von Essig und
Wein oder Brandtwein (wegen häufig eintretenden Blutungen);
5) Bereithalten der übrigen bei Blutungen, Ohnmachten u.
s. w. nothwendigsten Medicamente, nebst Oleum Hyoscyami
oder einer Opiatsalbe.

§. 1308.

Die Ausführung der Operation ist nach den Umständen
verschieden. Ist das Kind bereits geboren und soll sonach
Behufs der Wegnahme der Nachgeburt die Placenta völlig
getrennt werden, so wählt man zuvörderst die Hand nach dem
Sitze der Placenta, so daß, wenn dieselbe an der rechten Seite
adhärirt, man die linke, wenn sie an der linken Seite an-
sitzt, man die rechte Hand gebraucht; bei dem Sitze an der
vordern oder hintern Wand ist die Wahl ziemlich gleichgültig.
Hierauf bereitet man wie zur Wendung die Hand vor, indem
man sie (nach abgelegtem Rock und entblößtem Vorderarm)
conisch zusammenlegt und äußerlich mit Oehl bestreicht, faßt
dann mit der Hand den Nabelstrang den man gelinde anspannt,

ſion, ſtarker Zuſammenziehung im Muttermunde, ſchon vor-
handener entzuͤndlicher Reitzung im Uterus, ſchwaͤchlicher all-
gemeiner Conſtitution u. ſ. w. — wenn hingegen entgegen-
geſetzte Verhaͤltniße eine guͤnſtigere Prognoſe geben.

§. 1307.

Vorbereitungen welche fuͤr dieſe Operation erforder-
lich ſind, beſtehen 1) in Anordnung eines ſchicklichen Lagers
der Kreiſenden, welche entweder im Bett, bei hinlaͤnglich er-
hoͤhter Kreuzgegend, oder auf einem Querlager ſich befinden
muß, welches letztere beſonders in ſehr ſchwierigen Faͤllen, und
wo andere geburtshuͤlfliche Operationen nachfolgen muͤſſen,
wie bei vorliegendem Mutterkuchen, vorgezogen werden
muß. 2) Gehoͤrt hierher die Entleerung der Harnblaſe;
3) Sorge fuͤr hinlaͤngliche Eroͤffnung des Muttermundes (wel-
cher demnach, wo er noch nicht eroͤffnet iſt, kuͤnſtlich erweitert
werden muß); 4) Bereithalten einer Injektionsſpritze, gefuͤllt
mit einem lauen Kraͤuteraufguße nebſt Zuſaͤtzen von Eſſig und
Wein oder Brandtwein (wegen haͤufig eintretenden Blutungen);
5) Bereithalten der uͤbrigen bei Blutungen, Ohnmachten u.
ſ. w. nothwendigſten Medicamente, nebſt Oleum Hyoscyami
oder einer Opiatſalbe.

§. 1308.

Die Ausfuͤhrung der Operation iſt nach den Umſtaͤnden
verſchieden. Iſt das Kind bereits geboren und ſoll ſonach
Behufs der Wegnahme der Nachgeburt die Placenta voͤllig
getrennt werden, ſo waͤhlt man zuvoͤrderſt die Hand nach dem
Sitze der Placenta, ſo daß, wenn dieſelbe an der rechten Seite
adhaͤrirt, man die linke, wenn ſie an der linken Seite an-
ſitzt, man die rechte Hand gebraucht; bei dem Sitze an der
vordern oder hintern Wand iſt die Wahl ziemlich gleichguͤltig.
Hierauf bereitet man wie zur Wendung die Hand vor, indem
man ſie (nach abgelegtem Rock und entbloͤßtem Vorderarm)
coniſch zuſammenlegt und aͤußerlich mit Oehl beſtreicht, faßt
dann mit der Hand den Nabelſtrang den man gelinde anſpannt,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <p><pb facs="#f0418" n="394"/>
&#x017F;ion, &#x017F;tarker Zu&#x017F;ammenziehung im Muttermunde, &#x017F;chon vor-<lb/>
handener entzu&#x0364;ndlicher Reitzung im Uterus, &#x017F;chwa&#x0364;chlicher all-<lb/>
gemeiner Con&#x017F;titution u. &#x017F;. w. &#x2014; wenn hingegen entgegen-<lb/>
ge&#x017F;etzte Verha&#x0364;ltniße <choice><sic>eiue</sic><corr>eine</corr></choice> gu&#x0364;n&#x017F;tigere Progno&#x017F;e geben.</p>
                    </div><lb/>
                    <div n="8">
                      <head>§. 1307.</head><lb/>
                      <p><hi rendition="#g">Vorbereitungen</hi> welche fu&#x0364;r die&#x017F;e Operation erforder-<lb/>
lich &#x017F;ind, be&#x017F;tehen 1) in Anordnung eines &#x017F;chicklichen Lagers<lb/>
der Krei&#x017F;enden, welche entweder im Bett, bei hinla&#x0364;nglich er-<lb/>
ho&#x0364;hter Kreuzgegend, oder auf einem Querlager &#x017F;ich befinden<lb/>
muß, welches letztere be&#x017F;onders in &#x017F;ehr &#x017F;chwierigen Fa&#x0364;llen, und<lb/>
wo andere geburtshu&#x0364;lfliche Operationen nachfolgen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
wie bei <hi rendition="#g">vorliegendem</hi> Mutterkuchen, vorgezogen werden<lb/>
muß. 2) Geho&#x0364;rt hierher die Entleerung der <hi rendition="#g">Harnbla&#x017F;e</hi>;<lb/>
3) Sorge fu&#x0364;r hinla&#x0364;ngliche Ero&#x0364;ffnung des Muttermundes (wel-<lb/>
cher demnach, wo er noch nicht ero&#x0364;ffnet i&#x017F;t, ku&#x0364;n&#x017F;tlich erweitert<lb/>
werden muß); 4) Bereithalten einer Injektions&#x017F;pritze, gefu&#x0364;llt<lb/>
mit einem lauen Kra&#x0364;uteraufguße neb&#x017F;t Zu&#x017F;a&#x0364;tzen von E&#x017F;&#x017F;ig und<lb/>
Wein oder Brandtwein (wegen ha&#x0364;ufig eintretenden Blutungen);<lb/>
5) Bereithalten der u&#x0364;brigen bei Blutungen, Ohnmachten u.<lb/>
&#x017F;. w. nothwendig&#x017F;ten Medicamente, neb&#x017F;t <hi rendition="#aq">Oleum Hyoscyami</hi><lb/>
oder einer Opiat&#x017F;albe.</p>
                    </div><lb/>
                    <div n="8">
                      <head>§. 1308.</head><lb/>
                      <p>Die Ausfu&#x0364;hrung der Operation i&#x017F;t nach den Um&#x017F;ta&#x0364;nden<lb/>
ver&#x017F;chieden. I&#x017F;t das Kind bereits geboren und &#x017F;oll &#x017F;onach<lb/>
Behufs der Wegnahme der Nachgeburt die Placenta vo&#x0364;llig<lb/>
getrennt werden, &#x017F;o wa&#x0364;hlt man zuvo&#x0364;rder&#x017F;t die Hand nach dem<lb/>
Sitze der Placenta, &#x017F;o daß, wenn die&#x017F;elbe an der rechten Seite<lb/>
adha&#x0364;rirt, man die linke, wenn &#x017F;ie an der linken Seite an-<lb/>
&#x017F;itzt, man die rechte Hand gebraucht; bei dem Sitze an der<lb/>
vordern oder hintern Wand i&#x017F;t die Wahl ziemlich gleichgu&#x0364;ltig.<lb/>
Hierauf bereitet man wie zur Wendung die Hand vor, indem<lb/>
man &#x017F;ie (nach abgelegtem Rock und entblo&#x0364;ßtem Vorderarm)<lb/>
coni&#x017F;ch zu&#x017F;ammenlegt und a&#x0364;ußerlich mit Oehl be&#x017F;treicht, faßt<lb/>
dann mit der Hand den Nabel&#x017F;trang den man gelinde an&#x017F;pannt,<lb/></p>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[394/0418] ſion, ſtarker Zuſammenziehung im Muttermunde, ſchon vor- handener entzuͤndlicher Reitzung im Uterus, ſchwaͤchlicher all- gemeiner Conſtitution u. ſ. w. — wenn hingegen entgegen- geſetzte Verhaͤltniße eine guͤnſtigere Prognoſe geben. §. 1307. Vorbereitungen welche fuͤr dieſe Operation erforder- lich ſind, beſtehen 1) in Anordnung eines ſchicklichen Lagers der Kreiſenden, welche entweder im Bett, bei hinlaͤnglich er- hoͤhter Kreuzgegend, oder auf einem Querlager ſich befinden muß, welches letztere beſonders in ſehr ſchwierigen Faͤllen, und wo andere geburtshuͤlfliche Operationen nachfolgen muͤſſen, wie bei vorliegendem Mutterkuchen, vorgezogen werden muß. 2) Gehoͤrt hierher die Entleerung der Harnblaſe; 3) Sorge fuͤr hinlaͤngliche Eroͤffnung des Muttermundes (wel- cher demnach, wo er noch nicht eroͤffnet iſt, kuͤnſtlich erweitert werden muß); 4) Bereithalten einer Injektionsſpritze, gefuͤllt mit einem lauen Kraͤuteraufguße nebſt Zuſaͤtzen von Eſſig und Wein oder Brandtwein (wegen haͤufig eintretenden Blutungen); 5) Bereithalten der uͤbrigen bei Blutungen, Ohnmachten u. ſ. w. nothwendigſten Medicamente, nebſt Oleum Hyoscyami oder einer Opiatſalbe. §. 1308. Die Ausfuͤhrung der Operation iſt nach den Umſtaͤnden verſchieden. Iſt das Kind bereits geboren und ſoll ſonach Behufs der Wegnahme der Nachgeburt die Placenta voͤllig getrennt werden, ſo waͤhlt man zuvoͤrderſt die Hand nach dem Sitze der Placenta, ſo daß, wenn dieſelbe an der rechten Seite adhaͤrirt, man die linke, wenn ſie an der linken Seite an- ſitzt, man die rechte Hand gebraucht; bei dem Sitze an der vordern oder hintern Wand iſt die Wahl ziemlich gleichguͤltig. Hierauf bereitet man wie zur Wendung die Hand vor, indem man ſie (nach abgelegtem Rock und entbloͤßtem Vorderarm) coniſch zuſammenlegt und aͤußerlich mit Oehl beſtreicht, faßt dann mit der Hand den Nabelſtrang den man gelinde anſpannt,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/418
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/418>, abgerufen am 25.04.2024.