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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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II.
Von den örtlichen krankhaften Zuständen
der Geburtstheile
.
1. Von den krankhaften Zuständen der Gebär-
mutter, während der Entbindung
.
a. Krankhafte Thätigkeit derselben:
1) krankhafte Sensibilität.
§. 1353.

1) Zu sehr erhöhte Sensibilität. Sie zeigt sich
namentlich bei sehr zartgebauten Körpern, und namentlich
Erstgebärenden, sowohl solchen welche sehr jung, als solchen
welche schon in den Jahren zu weit vorgerückt sind; bei Per-
sonen welche an schmerzhafter Menstruation gelitten haben,
und wo die Wehen selbst oft unregelmäßig (krampfhaft) sich
zeigen. Der Zustand giebt sich gemeiniglich schon durch sehr
lange Dauer der ersten vorhersagenden Periode zu erkennen,
während der Eröffnung des Muttermundes aber nehmen die
Wehen an Schmerzhaftigkeit zu, geben zu unruhigem Verhal-
ten und dadurch zu Blutungen u. s. w. Veranlassung, hin-
dern, während der dritten und vierten Periode ein gehöriges
Verarbeiten der Wehen und erschöpfen die Kräfte dergestalt,
daß zuletzt leicht die Natur zur Beendigung der Geburt un-
vermögend wird. -- Die Behandlung kann hierbei nur passiv
seyn, ein lauwarmes durch Beimischung von Chamillen und
Valeriana-Aufguß verstärktes Bad während der ersten Geburts-
periode, späterhin Fomentationen, möglichste Ruhe, ein küh-
lendes beruhigendes Getränk, ein Dover'sches Pulver, narko-
tische, erweichende Injektionen in die Vagina u. s. w. werden
das wichtigste seyn was hierbei angeordnet werden kann. Be-
merkt muß übrigens noch werden, daß der Arzt hierbei sich

II.
Von den oͤrtlichen krankhaften Zuſtaͤnden
der Geburtstheile
.
1. Von den krankhaften Zuſtaͤnden der Gebaͤr-
mutter, waͤhrend der Entbindung
.
a. Krankhafte Thaͤtigkeit derſelben:
1) krankhafte Senſibilitaͤt.
§. 1353.

1) Zu ſehr erhoͤhte Senſibilitaͤt. Sie zeigt ſich
namentlich bei ſehr zartgebauten Koͤrpern, und namentlich
Erſtgebaͤrenden, ſowohl ſolchen welche ſehr jung, als ſolchen
welche ſchon in den Jahren zu weit vorgeruͤckt ſind; bei Per-
ſonen welche an ſchmerzhafter Menſtruation gelitten haben,
und wo die Wehen ſelbſt oft unregelmaͤßig (krampfhaft) ſich
zeigen. Der Zuſtand giebt ſich gemeiniglich ſchon durch ſehr
lange Dauer der erſten vorherſagenden Periode zu erkennen,
waͤhrend der Eroͤffnung des Muttermundes aber nehmen die
Wehen an Schmerzhaftigkeit zu, geben zu unruhigem Verhal-
ten und dadurch zu Blutungen u. ſ. w. Veranlaſſung, hin-
dern, waͤhrend der dritten und vierten Periode ein gehoͤriges
Verarbeiten der Wehen und erſchoͤpfen die Kraͤfte dergeſtalt,
daß zuletzt leicht die Natur zur Beendigung der Geburt un-
vermoͤgend wird. — Die Behandlung kann hierbei nur paſſiv
ſeyn, ein lauwarmes durch Beimiſchung von Chamillen und
Valeriana-Aufguß verſtaͤrktes Bad waͤhrend der erſten Geburts-
periode, ſpaͤterhin Fomentationen, moͤglichſte Ruhe, ein kuͤh-
lendes beruhigendes Getraͤnk, ein Dover’ſches Pulver, narko-
tiſche, erweichende Injektionen in die Vagina u. ſ. w. werden
das wichtigſte ſeyn was hierbei angeordnet werden kann. Be-
merkt muß uͤbrigens noch werden, daß der Arzt hierbei ſich

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[420/0446] II. Von den oͤrtlichen krankhaften Zuſtaͤnden der Geburtstheile. 1. Von den krankhaften Zuſtaͤnden der Gebaͤr- mutter, waͤhrend der Entbindung. a. Krankhafte Thaͤtigkeit derſelben: 1) krankhafte Senſibilitaͤt. §. 1353. 1) Zu ſehr erhoͤhte Senſibilitaͤt. Sie zeigt ſich namentlich bei ſehr zartgebauten Koͤrpern, und namentlich Erſtgebaͤrenden, ſowohl ſolchen welche ſehr jung, als ſolchen welche ſchon in den Jahren zu weit vorgeruͤckt ſind; bei Per- ſonen welche an ſchmerzhafter Menſtruation gelitten haben, und wo die Wehen ſelbſt oft unregelmaͤßig (krampfhaft) ſich zeigen. Der Zuſtand giebt ſich gemeiniglich ſchon durch ſehr lange Dauer der erſten vorherſagenden Periode zu erkennen, waͤhrend der Eroͤffnung des Muttermundes aber nehmen die Wehen an Schmerzhaftigkeit zu, geben zu unruhigem Verhal- ten und dadurch zu Blutungen u. ſ. w. Veranlaſſung, hin- dern, waͤhrend der dritten und vierten Periode ein gehoͤriges Verarbeiten der Wehen und erſchoͤpfen die Kraͤfte dergeſtalt, daß zuletzt leicht die Natur zur Beendigung der Geburt un- vermoͤgend wird. — Die Behandlung kann hierbei nur paſſiv ſeyn, ein lauwarmes durch Beimiſchung von Chamillen und Valeriana-Aufguß verſtaͤrktes Bad waͤhrend der erſten Geburts- periode, ſpaͤterhin Fomentationen, moͤglichſte Ruhe, ein kuͤh- lendes beruhigendes Getraͤnk, ein Dover’ſches Pulver, narko- tiſche, erweichende Injektionen in die Vagina u. ſ. w. werden das wichtigſte ſeyn was hierbei angeordnet werden kann. Be- merkt muß uͤbrigens noch werden, daß der Arzt hierbei ſich

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/446>, abgerufen am 18.04.2024.