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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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Andere Formen der Metrorrhagie sind hierbei nur möglich
etwa durch Aufspringen einer varikösen Vene am Mutter-
munde, welches auch in dieser Periode das Tamponiren, und
im äußersten Falle, wo vor Entleerung des Uterus die Blu-
tung gar nicht zum Stehen zu bringen ist, selbst die künst-
liche Beförderung der Entbindung erfordern würde.

§. 1357.

Entzündung des Uterus während der Ge-
burt
. -- Es ist hierbei an alles das, was früher über die
Metritis der Nichtschwangern und Schwangern gesagt worden
ist, zuvörderst zu erinnern, und dann nur noch Einiges über
die Art wie sie sich hier äußert und behandelt werden muß,
beizufügen. -- Meistens geht aber die Gebärmutterentzün-
dung während der Geburt vom Muttermunde aus, dessen
Anschwellung *), erhöhte Temperatur, sehr vermehrte Empfind-
lichkeit das Uebel, und zwar gemeiniglich während der zwei-
ten Periode, hinreichend bezeichnen. Steigt die Entzündung
höher, so breitet sie sich wohl über den gesammten Uterus
aus, und giebt sich dann durch große Empfindlichkeit des Un-
terleibes bei der Berührung, äußerste Schmerzhaftigkeit der
Wehen, Fieberbewegungen, und die übrigen bei früherer Be-
trachtung der Metritis erwähnten Symptome zu erkennen.

§. 1358.

Die Veranlassung zu dieser Form der Metritis giebt
theils allgemeine, zu Entzündungen hinneigende Disposition,
theils örtlich gesteigerte Empfindlichkeit; ferner schwierige Er-
öffnung des Muttermundes, zeitiger Wasserabgang, tief her-
abgesunkener vorliegender Kindestheil, zu zeitiges Pressen, zu
häufiges Untersuchen, Ausdehnungsversuche am Muttermunde,

*) Man findet hierbei zuweilen eine (vorzüglich die vordere) Mut-
termundslippe so stark angeschwollen, daß Ungeübte sie wohl mit
einer Blase verwechseln könnten.

Andere Formen der Metrorrhagie ſind hierbei nur moͤglich
etwa durch Aufſpringen einer varikoͤſen Vene am Mutter-
munde, welches auch in dieſer Periode das Tamponiren, und
im aͤußerſten Falle, wo vor Entleerung des Uterus die Blu-
tung gar nicht zum Stehen zu bringen iſt, ſelbſt die kuͤnſt-
liche Befoͤrderung der Entbindung erfordern wuͤrde.

§. 1357.

Entzuͤndung des Uterus waͤhrend der Ge-
burt
. — Es iſt hierbei an alles das, was fruͤher uͤber die
Metritis der Nichtſchwangern und Schwangern geſagt worden
iſt, zuvoͤrderſt zu erinnern, und dann nur noch Einiges uͤber
die Art wie ſie ſich hier aͤußert und behandelt werden muß,
beizufuͤgen. — Meiſtens geht aber die Gebaͤrmutterentzuͤn-
dung waͤhrend der Geburt vom Muttermunde aus, deſſen
Anſchwellung *), erhoͤhte Temperatur, ſehr vermehrte Empfind-
lichkeit das Uebel, und zwar gemeiniglich waͤhrend der zwei-
ten Periode, hinreichend bezeichnen. Steigt die Entzuͤndung
hoͤher, ſo breitet ſie ſich wohl uͤber den geſammten Uterus
aus, und giebt ſich dann durch große Empfindlichkeit des Un-
terleibes bei der Beruͤhrung, aͤußerſte Schmerzhaftigkeit der
Wehen, Fieberbewegungen, und die uͤbrigen bei fruͤherer Be-
trachtung der Metritis erwaͤhnten Symptome zu erkennen.

§. 1358.

Die Veranlaſſung zu dieſer Form der Metritis giebt
theils allgemeine, zu Entzuͤndungen hinneigende Dispoſition,
theils oͤrtlich geſteigerte Empfindlichkeit; ferner ſchwierige Er-
oͤffnung des Muttermundes, zeitiger Waſſerabgang, tief her-
abgeſunkener vorliegender Kindestheil, zu zeitiges Preſſen, zu
haͤufiges Unterſuchen, Ausdehnungsverſuche am Muttermunde,

*) Man findet hierbei zuweilen eine (vorzuͤglich die vordere) Mut-
termundslippe ſo ſtark angeſchwollen, daß Ungeuͤbte ſie wohl mit
einer Blaſe verwechſeln koͤnnten.
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[423/0449] Andere Formen der Metrorrhagie ſind hierbei nur moͤglich etwa durch Aufſpringen einer varikoͤſen Vene am Mutter- munde, welches auch in dieſer Periode das Tamponiren, und im aͤußerſten Falle, wo vor Entleerung des Uterus die Blu- tung gar nicht zum Stehen zu bringen iſt, ſelbſt die kuͤnſt- liche Befoͤrderung der Entbindung erfordern wuͤrde. §. 1357. Entzuͤndung des Uterus waͤhrend der Ge- burt. — Es iſt hierbei an alles das, was fruͤher uͤber die Metritis der Nichtſchwangern und Schwangern geſagt worden iſt, zuvoͤrderſt zu erinnern, und dann nur noch Einiges uͤber die Art wie ſie ſich hier aͤußert und behandelt werden muß, beizufuͤgen. — Meiſtens geht aber die Gebaͤrmutterentzuͤn- dung waͤhrend der Geburt vom Muttermunde aus, deſſen Anſchwellung *), erhoͤhte Temperatur, ſehr vermehrte Empfind- lichkeit das Uebel, und zwar gemeiniglich waͤhrend der zwei- ten Periode, hinreichend bezeichnen. Steigt die Entzuͤndung hoͤher, ſo breitet ſie ſich wohl uͤber den geſammten Uterus aus, und giebt ſich dann durch große Empfindlichkeit des Un- terleibes bei der Beruͤhrung, aͤußerſte Schmerzhaftigkeit der Wehen, Fieberbewegungen, und die uͤbrigen bei fruͤherer Be- trachtung der Metritis erwaͤhnten Symptome zu erkennen. §. 1358. Die Veranlaſſung zu dieſer Form der Metritis giebt theils allgemeine, zu Entzuͤndungen hinneigende Dispoſition, theils oͤrtlich geſteigerte Empfindlichkeit; ferner ſchwierige Er- oͤffnung des Muttermundes, zeitiger Waſſerabgang, tief her- abgeſunkener vorliegender Kindestheil, zu zeitiges Preſſen, zu haͤufiges Unterſuchen, Ausdehnungsverſuche am Muttermunde, *) Man findet hierbei zuweilen eine (vorzuͤglich die vordere) Mut- termundslippe ſo ſtark angeſchwollen, daß Ungeuͤbte ſie wohl mit einer Blaſe verwechſeln koͤnnten.

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/449>, abgerufen am 20.04.2024.