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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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schon Zusammenziehungen hervorbringt, theils nach entfernter
Nachgeburt, die zusammenziehenden Einspritzungen mehr Wir-
kung thun können. Selbst die Anwendung der Kälte ist in
sehr dringenden Fällen, mit den schon im ersten Theile §. 374.
genannten Vorsichtsmaaßregeln hierbei oft unentbehrlich. --
Eben so wie die gelößte Nachgeburt, müssen auch große Blut-
klumpen welche sich im Uterus vorfinden (besonders bei inner-
lichen Blutflüßen) durch die eingebrachte Hand entfernt wer-
den, und überhaupt fordern diese in und gleich nach Beendi-
gung der fünften Geburtsperiode entstehenden Blutungen völ-
lig dieselbe Behandlung welche für die passive Metror-
rhagie
schon im ersten Theile gelehrt worden ist.

§. 1371.

Die zu gewaltsam aufgeregte Geburtsthä-
tigkeit
giebt sich dadurch zu erkennen, daß die Wehen die
Kreisende oft gar nicht verlassen, dem Körper durchaus keine
Ruhe gönnen, und so eine bedeutende Erschöpfung, zugleich
aber oft einen für Mutter und Kind übermäßig beschleunigten
Geburtsverlauf herbeiführen. Man findet dieses namentlich
zuweilen bei jungen, vollsaftigen, kräftigen und zugleich keitz-
baren Körpern, und kann hierbei (da wir kein die Thätig-
keit des Uterus unmittelbar verminderndes Agens kennen) nur
negativ durch Verhütung aller reitzenden Einwirkungen, und das
allgemeine antiphlogistische Verhalten Nutzen stiften.

§. 1372.

Von den krampfhaften Wehen. Wir rechnen da-
hin alle die Zusammenziehungen welche mehr in der Richtung
vom Gebärmuttermunde nach aufwärts hinwirken, oder wobei
überhaupt die Zusammenziehungen der ringförmigen Fasern
über die der Längenfasern das Uebergewicht erhalten, da bei
regelmäßigen Wehen doch vielmehr die Contraktion auf die
Längenfasern und die Expansion auf die ringförmigen sich be-
ziehen soll. Man bemerkt diese Regelwidrigkeit insbesondere
bei mehr hagern, rigiden, Körpern, mit allgemeiner Neigung

ſchon Zuſammenziehungen hervorbringt, theils nach entfernter
Nachgeburt, die zuſammenziehenden Einſpritzungen mehr Wir-
kung thun koͤnnen. Selbſt die Anwendung der Kaͤlte iſt in
ſehr dringenden Faͤllen, mit den ſchon im erſten Theile §. 374.
genannten Vorſichtsmaaßregeln hierbei oft unentbehrlich. —
Eben ſo wie die geloͤßte Nachgeburt, muͤſſen auch große Blut-
klumpen welche ſich im Uterus vorfinden (beſonders bei inner-
lichen Blutfluͤßen) durch die eingebrachte Hand entfernt wer-
den, und uͤberhaupt fordern dieſe in und gleich nach Beendi-
gung der fuͤnften Geburtsperiode entſtehenden Blutungen voͤl-
lig dieſelbe Behandlung welche fuͤr die paſſive Metror-
rhagie
ſchon im erſten Theile gelehrt worden iſt.

§. 1371.

Die zu gewaltſam aufgeregte Geburtsthaͤ-
tigkeit
giebt ſich dadurch zu erkennen, daß die Wehen die
Kreiſende oft gar nicht verlaſſen, dem Koͤrper durchaus keine
Ruhe goͤnnen, und ſo eine bedeutende Erſchoͤpfung, zugleich
aber oft einen fuͤr Mutter und Kind uͤbermaͤßig beſchleunigten
Geburtsverlauf herbeifuͤhren. Man findet dieſes namentlich
zuweilen bei jungen, vollſaftigen, kraͤftigen und zugleich keitz-
baren Koͤrpern, und kann hierbei (da wir kein die Thaͤtig-
keit des Uterus unmittelbar verminderndes Agens kennen) nur
negativ durch Verhuͤtung aller reitzenden Einwirkungen, und das
allgemeine antiphlogiſtiſche Verhalten Nutzen ſtiften.

§. 1372.

Von den krampfhaften Wehen. Wir rechnen da-
hin alle die Zuſammenziehungen welche mehr in der Richtung
vom Gebaͤrmuttermunde nach aufwaͤrts hinwirken, oder wobei
uͤberhaupt die Zuſammenziehungen der ringfoͤrmigen Faſern
uͤber die der Laͤngenfaſern das Uebergewicht erhalten, da bei
regelmaͤßigen Wehen doch vielmehr die Contraktion auf die
Laͤngenfaſern und die Expanſion auf die ringfoͤrmigen ſich be-
ziehen ſoll. Man bemerkt dieſe Regelwidrigkeit insbeſondere
bei mehr hagern, rigiden, Koͤrpern, mit allgemeiner Neigung

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[431/0457] ſchon Zuſammenziehungen hervorbringt, theils nach entfernter Nachgeburt, die zuſammenziehenden Einſpritzungen mehr Wir- kung thun koͤnnen. Selbſt die Anwendung der Kaͤlte iſt in ſehr dringenden Faͤllen, mit den ſchon im erſten Theile §. 374. genannten Vorſichtsmaaßregeln hierbei oft unentbehrlich. — Eben ſo wie die geloͤßte Nachgeburt, muͤſſen auch große Blut- klumpen welche ſich im Uterus vorfinden (beſonders bei inner- lichen Blutfluͤßen) durch die eingebrachte Hand entfernt wer- den, und uͤberhaupt fordern dieſe in und gleich nach Beendi- gung der fuͤnften Geburtsperiode entſtehenden Blutungen voͤl- lig dieſelbe Behandlung welche fuͤr die paſſive Metror- rhagie ſchon im erſten Theile gelehrt worden iſt. §. 1371. Die zu gewaltſam aufgeregte Geburtsthaͤ- tigkeit giebt ſich dadurch zu erkennen, daß die Wehen die Kreiſende oft gar nicht verlaſſen, dem Koͤrper durchaus keine Ruhe goͤnnen, und ſo eine bedeutende Erſchoͤpfung, zugleich aber oft einen fuͤr Mutter und Kind uͤbermaͤßig beſchleunigten Geburtsverlauf herbeifuͤhren. Man findet dieſes namentlich zuweilen bei jungen, vollſaftigen, kraͤftigen und zugleich keitz- baren Koͤrpern, und kann hierbei (da wir kein die Thaͤtig- keit des Uterus unmittelbar verminderndes Agens kennen) nur negativ durch Verhuͤtung aller reitzenden Einwirkungen, und das allgemeine antiphlogiſtiſche Verhalten Nutzen ſtiften. §. 1372. Von den krampfhaften Wehen. Wir rechnen da- hin alle die Zuſammenziehungen welche mehr in der Richtung vom Gebaͤrmuttermunde nach aufwaͤrts hinwirken, oder wobei uͤberhaupt die Zuſammenziehungen der ringfoͤrmigen Faſern uͤber die der Laͤngenfaſern das Uebergewicht erhalten, da bei regelmaͤßigen Wehen doch vielmehr die Contraktion auf die Laͤngenfaſern und die Expanſion auf die ringfoͤrmigen ſich be- ziehen ſoll. Man bemerkt dieſe Regelwidrigkeit insbeſondere bei mehr hagern, rigiden, Koͤrpern, mit allgemeiner Neigung

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/457>, abgerufen am 25.04.2024.