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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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der Frucht, auch zeitiger bemerkt werden. Oefters waren diese
Schmerzen so heftig daß die Schwangern, wie die zugerufenen
Hebammen, ja selbst Geburtshelfer, sie für wahre Geburts-
wehen nahmen. -- Sie sind wohl nur aus dem fortgeleiteten
Reize auf der plastischen Fläche des Bauchfells und des
Fruchtganges zu erklären, und haben allerdings ihren Sitz
im Uterus selbst, so daß unter diesen bald nur einige Tage,
bald mehrere Monate dauernden, ja mitunter sich mehreremale
erneuernden Schmerzen zuweilen Oeffnung des Muttermundes,
ja Austreiben der aus der Membrana decidua gebildeten
Molenartigen Massen eintritt *).

§. 1447.

Andere Erscheinungen welche noch während diesem so
verzögerten Verweilen der Frucht im mütterlichen Körper
beobachtet werden, sind das Vorhandenbleiben eines erregtern
Zustandes im Geschlechtssystem, welcher sich zuweilen durch
fortdauernden Mangel der Menstruation oder durch anhaltende,
wenn auch geringe Milchsekretion in den Brüsten bemerklich
macht. Indeß sind diese Zufälle so wie andere bleibende
Zeichen der Schwangerschaft, als Anschwellung des Leibes,
oft so gering, daß schon zuweilen verhärtete Früchte ganz
unerwartet, ohne daß man durch besondre Symptome auf ihr
Vorhandenseyn geleitet worden wäre, bei Leichenöffnungen
gefunden wurden.

§. 1448.

Der fünfte Ausgang der Extrauterinalschwanger-
schaft ferner ist der, wo durch eine Operation die Frucht
hinweggenommen wurde; welches, wenn auch nun schon
einigemale dadurch lebensfähige Kinder geboren wurden, doch

*) In dem oben angeführten Falle von Fuchsius sollten diese
Contractionen sogar das Zerreißen des nichtschwangern Uterus
bewirkt haben.

der Frucht, auch zeitiger bemerkt werden. Oefters waren dieſe
Schmerzen ſo heftig daß die Schwangern, wie die zugerufenen
Hebammen, ja ſelbſt Geburtshelfer, ſie fuͤr wahre Geburts-
wehen nahmen. — Sie ſind wohl nur aus dem fortgeleiteten
Reize auf der plaſtiſchen Flaͤche des Bauchfells und des
Fruchtganges zu erklaͤren, und haben allerdings ihren Sitz
im Uterus ſelbſt, ſo daß unter dieſen bald nur einige Tage,
bald mehrere Monate dauernden, ja mitunter ſich mehreremale
erneuernden Schmerzen zuweilen Oeffnung des Muttermundes,
ja Austreiben der aus der Membrana decidua gebildeten
Molenartigen Maſſen eintritt *).

§. 1447.

Andere Erſcheinungen welche noch waͤhrend dieſem ſo
verzoͤgerten Verweilen der Frucht im muͤtterlichen Koͤrper
beobachtet werden, ſind das Vorhandenbleiben eines erregtern
Zuſtandes im Geſchlechtsſyſtem, welcher ſich zuweilen durch
fortdauernden Mangel der Menſtruation oder durch anhaltende,
wenn auch geringe Milchſekretion in den Bruͤſten bemerklich
macht. Indeß ſind dieſe Zufaͤlle ſo wie andere bleibende
Zeichen der Schwangerſchaft, als Anſchwellung des Leibes,
oft ſo gering, daß ſchon zuweilen verhaͤrtete Fruͤchte ganz
unerwartet, ohne daß man durch beſondre Symptome auf ihr
Vorhandenſeyn geleitet worden waͤre, bei Leichenoͤffnungen
gefunden wurden.

§. 1448.

Der fuͤnfte Ausgang der Extrauterinalſchwanger-
ſchaft ferner iſt der, wo durch eine Operation die Frucht
hinweggenommen wurde; welches, wenn auch nun ſchon
einigemale dadurch lebensfaͤhige Kinder geboren wurden, doch

*) In dem oben angefuͤhrten Falle von Fuchſius ſollten dieſe
Contractionen ſogar das Zerreißen des nichtſchwangern Uterus
bewirkt haben.
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[475/0501] der Frucht, auch zeitiger bemerkt werden. Oefters waren dieſe Schmerzen ſo heftig daß die Schwangern, wie die zugerufenen Hebammen, ja ſelbſt Geburtshelfer, ſie fuͤr wahre Geburts- wehen nahmen. — Sie ſind wohl nur aus dem fortgeleiteten Reize auf der plaſtiſchen Flaͤche des Bauchfells und des Fruchtganges zu erklaͤren, und haben allerdings ihren Sitz im Uterus ſelbſt, ſo daß unter dieſen bald nur einige Tage, bald mehrere Monate dauernden, ja mitunter ſich mehreremale erneuernden Schmerzen zuweilen Oeffnung des Muttermundes, ja Austreiben der aus der Membrana decidua gebildeten Molenartigen Maſſen eintritt *). §. 1447. Andere Erſcheinungen welche noch waͤhrend dieſem ſo verzoͤgerten Verweilen der Frucht im muͤtterlichen Koͤrper beobachtet werden, ſind das Vorhandenbleiben eines erregtern Zuſtandes im Geſchlechtsſyſtem, welcher ſich zuweilen durch fortdauernden Mangel der Menſtruation oder durch anhaltende, wenn auch geringe Milchſekretion in den Bruͤſten bemerklich macht. Indeß ſind dieſe Zufaͤlle ſo wie andere bleibende Zeichen der Schwangerſchaft, als Anſchwellung des Leibes, oft ſo gering, daß ſchon zuweilen verhaͤrtete Fruͤchte ganz unerwartet, ohne daß man durch beſondre Symptome auf ihr Vorhandenſeyn geleitet worden waͤre, bei Leichenoͤffnungen gefunden wurden. §. 1448. Der fuͤnfte Ausgang der Extrauterinalſchwanger- ſchaft ferner iſt der, wo durch eine Operation die Frucht hinweggenommen wurde; welches, wenn auch nun ſchon einigemale dadurch lebensfaͤhige Kinder geboren wurden, doch *) In dem oben angefuͤhrten Falle von Fuchſius ſollten dieſe Contractionen ſogar das Zerreißen des nichtſchwangern Uterus bewirkt haben.

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 475. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/501>, abgerufen am 25.04.2024.