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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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1187 u. f.) die Einleitung desselben zu befördern (so daß man
z. B. wenn der Kopf links aufsteht und rechts der Na-
belstrang herabtritt, die Gebärende auf die linke Seite
legt, den Nabelstrang hinter den Kopf zu bringen und letz-
tern herabzuführen sucht u. s. w.), der in den Eingang des
Beckens gestellte Kopf aber alsdann mittelst der Geburtszange
baldigst zu entbinden.

Anmerkung. Es versteht sich von selbst, daß diese
Maaßregeln, welche sämmtlich nur auf die Erhaltung
des Kindes abzwecken, überflüßig werden, wenn durch
gänzliches erkaltet und erschlafft seyn des vorliegenden
Nabelstranges und andere Symptome, man von dem
Tode des Kindes sichere Ueberzeugung erhalten hat, als
in welchem Falle, dafern sonstige Regelwidrigkeiten in
der Lage oder Größe kein Eingreifen der Kunst nöthig
machen, man das Austreiben des Kindes völlig der Na-
tur überlassen wird.

2.
Der zu kurze oder umschlungene Nabelstrang.
§. 1518.

Es ist ein sehr seltner Fall daß der Nabelstrang, bei
einem schon größern Kinde, wirklich an sich für den Durch-
gang desselben durch das Becken zu kurz ist, und wo man
dieses bemerkt, hat man gewöhnlich zugleich beträchtliche Miß-
bildung des Kindes damit verbunden gesehen *). Ein so ho-
her Grad von Kürze des Nabelstrangs wird immer bei der
Geburt entweder das Zerreißen desselben oder die zeitige Ab-
trennung der Placenta zur Folge haben, und die Kunst ver-
mag hierbei weiter nichts als, sobald der Nabelstrang zu er-
reichen ist, ihn künstlich zu trennen, die Entwickelung des
Kindes zu beschleunigen, und die durch zu zeitige Lösung der

*) Vergl. F. Meckel pathologische Anatomie. 1. Bd. S. 92.

1187 u. f.) die Einleitung deſſelben zu befoͤrdern (ſo daß man
z. B. wenn der Kopf links aufſteht und rechts der Na-
belſtrang herabtritt, die Gebaͤrende auf die linke Seite
legt, den Nabelſtrang hinter den Kopf zu bringen und letz-
tern herabzufuͤhren ſucht u. ſ. w.), der in den Eingang des
Beckens geſtellte Kopf aber alsdann mittelſt der Geburtszange
baldigſt zu entbinden.

Anmerkung. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß dieſe
Maaßregeln, welche ſaͤmmtlich nur auf die Erhaltung
des Kindes abzwecken, uͤberfluͤßig werden, wenn durch
gaͤnzliches erkaltet und erſchlafft ſeyn des vorliegenden
Nabelſtranges und andere Symptome, man von dem
Tode des Kindes ſichere Ueberzeugung erhalten hat, als
in welchem Falle, dafern ſonſtige Regelwidrigkeiten in
der Lage oder Groͤße kein Eingreifen der Kunſt noͤthig
machen, man das Austreiben des Kindes voͤllig der Na-
tur uͤberlaſſen wird.

2.
Der zu kurze oder umſchlungene Nabelſtrang.
§. 1518.

Es iſt ein ſehr ſeltner Fall daß der Nabelſtrang, bei
einem ſchon groͤßern Kinde, wirklich an ſich fuͤr den Durch-
gang deſſelben durch das Becken zu kurz iſt, und wo man
dieſes bemerkt, hat man gewoͤhnlich zugleich betraͤchtliche Miß-
bildung des Kindes damit verbunden geſehen *). Ein ſo ho-
her Grad von Kuͤrze des Nabelſtrangs wird immer bei der
Geburt entweder das Zerreißen deſſelben oder die zeitige Ab-
trennung der Placenta zur Folge haben, und die Kunſt ver-
mag hierbei weiter nichts als, ſobald der Nabelſtrang zu er-
reichen iſt, ihn kuͤnſtlich zu trennen, die Entwickelung des
Kindes zu beſchleunigen, und die durch zu zeitige Loͤſung der

*) Vergl. F. Meckel pathologiſche Anatomie. 1. Bd. S. 92.
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[517/0543] 1187 u. f.) die Einleitung deſſelben zu befoͤrdern (ſo daß man z. B. wenn der Kopf links aufſteht und rechts der Na- belſtrang herabtritt, die Gebaͤrende auf die linke Seite legt, den Nabelſtrang hinter den Kopf zu bringen und letz- tern herabzufuͤhren ſucht u. ſ. w.), der in den Eingang des Beckens geſtellte Kopf aber alsdann mittelſt der Geburtszange baldigſt zu entbinden. Anmerkung. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß dieſe Maaßregeln, welche ſaͤmmtlich nur auf die Erhaltung des Kindes abzwecken, uͤberfluͤßig werden, wenn durch gaͤnzliches erkaltet und erſchlafft ſeyn des vorliegenden Nabelſtranges und andere Symptome, man von dem Tode des Kindes ſichere Ueberzeugung erhalten hat, als in welchem Falle, dafern ſonſtige Regelwidrigkeiten in der Lage oder Groͤße kein Eingreifen der Kunſt noͤthig machen, man das Austreiben des Kindes voͤllig der Na- tur uͤberlaſſen wird. 2. Der zu kurze oder umſchlungene Nabelſtrang. §. 1518. Es iſt ein ſehr ſeltner Fall daß der Nabelſtrang, bei einem ſchon groͤßern Kinde, wirklich an ſich fuͤr den Durch- gang deſſelben durch das Becken zu kurz iſt, und wo man dieſes bemerkt, hat man gewoͤhnlich zugleich betraͤchtliche Miß- bildung des Kindes damit verbunden geſehen *). Ein ſo ho- her Grad von Kuͤrze des Nabelſtrangs wird immer bei der Geburt entweder das Zerreißen deſſelben oder die zeitige Ab- trennung der Placenta zur Folge haben, und die Kunſt ver- mag hierbei weiter nichts als, ſobald der Nabelſtrang zu er- reichen iſt, ihn kuͤnſtlich zu trennen, die Entwickelung des Kindes zu beſchleunigen, und die durch zu zeitige Loͤſung der *) Vergl. F. Meckel pathologiſche Anatomie. 1. Bd. S. 92.

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 517. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/543>, abgerufen am 25.04.2024.