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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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wirken schon die erwähnten Injektionen zu seiner Beförderung.
Auch für Erhaltung der Hautfunktion muß anhaltend durch hin-
längliche Bedeckung, den Genuß vom Fliederblumenaufguß mit
etwas Liq. Mind. u. s. w. gesorgt werden. -- Ist dieses
befolgt, so ist dadurch auch bereits der dritten Indication,
welche auf Behandlung des Fiebers sich bezieht, Genüge ge-
leistet, und es macht sich in dieser Hinsicht nur noch die
Anordnung eines für Fieberkranke überhaupt nöthigen Verhaltens,
passender äußerer Umgebungen, leichtere Diät, (Suppen Was-
serkalteschalen u. s. w.), so wie die angemessene Behandlung
etwaiger gastrischer Complication, vorhandener krankhafter
Zustände der Genitalien (Verletzungen, Entzündungsgeschwülste)
asthmatischer Beschwerden, rheumatischer Zustände u. s. w.
nothwendig.

§. 1635.

Hat der Heerd der Krankheit sich in andern Organen gebil-
det, so kann zwar, was über Erfüllung der zweiten und dritten
Indication im vorigen §. gesagt wurde, abermals Anwendung
finden, allein die Lokalbehandlung muß nothwendig abweichen.
Beim Ergriffenseyn der Hirnhäute sind allgemeine Blutentzie-
hungen vorzüglich nothwendig, obwohl auch örtliche nicht unter-
lassen werden dürfen. Kühle Fomentationen werden über
die Stirn gelegt, das Calomel wird in reichlicher Dosis
angewendet, und leistet hier vorzüglich trefliche Dienste, ja
man wird sich öfters veranlaßt sehen, noch Abführungen und
reitzende Lavements als Ableitungen damit zu verbinden.
Auch hier wird ferner von den Emulsionen, dem Nitrum,
den diaphoretischen Mitteln u. s. w. Gebrauch gemacht werden
können, und bei Uebergängen in mehr nervöse Zustände ist
der Camphor, Moschus, die Valeriana mit vorzüglichem Nu-
tzen anzuwenden. Auch die stärker ableitenden Mittel, die
Fomentationen der Unterschenkel durch Flanelltücher in Senf-
aufguß getaucht, durch Sinapismen, Vesikatorien u. s. w.
dürfen nicht übergangen werden, und vorzüglich ist für sorg-
fältige Wartung und Bewachung der Kranken zu sorgen, da

wirken ſchon die erwaͤhnten Injektionen zu ſeiner Befoͤrderung.
Auch fuͤr Erhaltung der Hautfunktion muß anhaltend durch hin-
laͤngliche Bedeckung, den Genuß vom Fliederblumenaufguß mit
etwas Liq. Mind. u. ſ. w. geſorgt werden. — Iſt dieſes
befolgt, ſo iſt dadurch auch bereits der dritten Indication,
welche auf Behandlung des Fiebers ſich bezieht, Genuͤge ge-
leiſtet, und es macht ſich in dieſer Hinſicht nur noch die
Anordnung eines fuͤr Fieberkranke uͤberhaupt noͤthigen Verhaltens,
paſſender aͤußerer Umgebungen, leichtere Diaͤt, (Suppen Waſ-
ſerkalteſchalen u. ſ. w.), ſo wie die angemeſſene Behandlung
etwaiger gaſtriſcher Complication, vorhandener krankhafter
Zuſtaͤnde der Genitalien (Verletzungen, Entzuͤndungsgeſchwuͤlſte)
aſthmatiſcher Beſchwerden, rheumatiſcher Zuſtaͤnde u. ſ. w.
nothwendig.

§. 1635.

Hat der Heerd der Krankheit ſich in andern Organen gebil-
det, ſo kann zwar, was uͤber Erfuͤllung der zweiten und dritten
Indication im vorigen §. geſagt wurde, abermals Anwendung
finden, allein die Lokalbehandlung muß nothwendig abweichen.
Beim Ergriffenſeyn der Hirnhaͤute ſind allgemeine Blutentzie-
hungen vorzuͤglich nothwendig, obwohl auch oͤrtliche nicht unter-
laſſen werden duͤrfen. Kuͤhle Fomentationen werden uͤber
die Stirn gelegt, das Calomel wird in reichlicher Doſis
angewendet, und leiſtet hier vorzuͤglich trefliche Dienſte, ja
man wird ſich oͤfters veranlaßt ſehen, noch Abfuͤhrungen und
reitzende Lavements als Ableitungen damit zu verbinden.
Auch hier wird ferner von den Emulſionen, dem Nitrum,
den diaphoretiſchen Mitteln u. ſ. w. Gebrauch gemacht werden
koͤnnen, und bei Uebergaͤngen in mehr nervoͤſe Zuſtaͤnde iſt
der Camphor, Moſchus, die Valeriana mit vorzuͤglichem Nu-
tzen anzuwenden. Auch die ſtaͤrker ableitenden Mittel, die
Fomentationen der Unterſchenkel durch Flanelltuͤcher in Senf-
aufguß getaucht, durch Sinapismen, Veſikatorien u. ſ. w.
duͤrfen nicht uͤbergangen werden, und vorzuͤglich iſt fuͤr ſorg-
faͤltige Wartung und Bewachung der Kranken zu ſorgen, da

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[587/0613] wirken ſchon die erwaͤhnten Injektionen zu ſeiner Befoͤrderung. Auch fuͤr Erhaltung der Hautfunktion muß anhaltend durch hin- laͤngliche Bedeckung, den Genuß vom Fliederblumenaufguß mit etwas Liq. Mind. u. ſ. w. geſorgt werden. — Iſt dieſes befolgt, ſo iſt dadurch auch bereits der dritten Indication, welche auf Behandlung des Fiebers ſich bezieht, Genuͤge ge- leiſtet, und es macht ſich in dieſer Hinſicht nur noch die Anordnung eines fuͤr Fieberkranke uͤberhaupt noͤthigen Verhaltens, paſſender aͤußerer Umgebungen, leichtere Diaͤt, (Suppen Waſ- ſerkalteſchalen u. ſ. w.), ſo wie die angemeſſene Behandlung etwaiger gaſtriſcher Complication, vorhandener krankhafter Zuſtaͤnde der Genitalien (Verletzungen, Entzuͤndungsgeſchwuͤlſte) aſthmatiſcher Beſchwerden, rheumatiſcher Zuſtaͤnde u. ſ. w. nothwendig. §. 1635. Hat der Heerd der Krankheit ſich in andern Organen gebil- det, ſo kann zwar, was uͤber Erfuͤllung der zweiten und dritten Indication im vorigen §. geſagt wurde, abermals Anwendung finden, allein die Lokalbehandlung muß nothwendig abweichen. Beim Ergriffenſeyn der Hirnhaͤute ſind allgemeine Blutentzie- hungen vorzuͤglich nothwendig, obwohl auch oͤrtliche nicht unter- laſſen werden duͤrfen. Kuͤhle Fomentationen werden uͤber die Stirn gelegt, das Calomel wird in reichlicher Doſis angewendet, und leiſtet hier vorzuͤglich trefliche Dienſte, ja man wird ſich oͤfters veranlaßt ſehen, noch Abfuͤhrungen und reitzende Lavements als Ableitungen damit zu verbinden. Auch hier wird ferner von den Emulſionen, dem Nitrum, den diaphoretiſchen Mitteln u. ſ. w. Gebrauch gemacht werden koͤnnen, und bei Uebergaͤngen in mehr nervoͤſe Zuſtaͤnde iſt der Camphor, Moſchus, die Valeriana mit vorzuͤglichem Nu- tzen anzuwenden. Auch die ſtaͤrker ableitenden Mittel, die Fomentationen der Unterſchenkel durch Flanelltuͤcher in Senf- aufguß getaucht, durch Sinapismen, Veſikatorien u. ſ. w. duͤrfen nicht uͤbergangen werden, und vorzuͤglich iſt fuͤr ſorg- faͤltige Wartung und Bewachung der Kranken zu ſorgen, da

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 587. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/613>, abgerufen am 25.04.2024.