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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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bleiben auf einer frühern Bildungsstufe, wo das Herz noch
nicht vom Thorar umschlossen wird, vorhanden. Diese Miß-
bildung ist immer tödtlich, hindert oft schon die völlige Reife
des Kindes, oder tödtet es während, oder wenige Stunden
nach der Geburt.

8. Bauchspalte oder angeborner Nabelbruch.
§. 1662.

Von der Entstehung dieser Regelwidrigkeit gilt völlig
dasselbe was bei der vorhergehenden bemerkt wurde; es ist
ein unvollkommnes Zurückziehen der für die Bauchhöhle be-
stimmten Organe in dieselbe. Zu unterscheiden von dem spä-
ter entstehenden Nabelbruche ist der angeborene dadurch, daß
hier die vorliegenden Baucheingeweide (oft ein großer Theil
der Darmwindungen und selbst die ganze Leber) blos mit dem
Peritonaeum überzogen sind, ja zuweilen, wenn diese Haut
schon früher obliterirt oder zerrissen ist, völlig frei liegen, da-
hingegen beim später entstandenen Nabelbruche die Bauchge-
schwulst mit der Bauchhaut bekleidet ist. -- Auch diese Miß-
bildung pflegt in kurzem tödtlich zu werden, nur bei sehr klei-
nen Spaltungen wäre durch Ueberdecken von Compressen, mit
Spirituosis befeuchtet, und durch Zusammenziehen der Hauträn-
der ein Versuch zur Heilung zu machen.

Auch einige wirkliche Brüche (Herniae) gründen sich
auf das nicht erfolgende Vereinigen gewisser Gebilde, dahin
gehören der angeborene Leistenbruch und der Hirnbruch.

9. Angeborener Leistenbruch.
§. 1663.

Wenn um die Zeit des siebenten Monats beim Fetus
männlichen Geschlechts sich die Hoden am Gubernaculo Hun-
teri
herabsenken und durch das Bauchfell ein Kanal, durch
welchen sie hindurch gehen, gebildet wird, so bemerkt man

bleiben auf einer fruͤhern Bildungsſtufe, wo das Herz noch
nicht vom Thorar umſchloſſen wird, vorhanden. Dieſe Miß-
bildung iſt immer toͤdtlich, hindert oft ſchon die voͤllige Reife
des Kindes, oder toͤdtet es waͤhrend, oder wenige Stunden
nach der Geburt.

8. Bauchſpalte oder angeborner Nabelbruch.
§. 1662.

Von der Entſtehung dieſer Regelwidrigkeit gilt voͤllig
daſſelbe was bei der vorhergehenden bemerkt wurde; es iſt
ein unvollkommnes Zuruͤckziehen der fuͤr die Bauchhoͤhle be-
ſtimmten Organe in dieſelbe. Zu unterſcheiden von dem ſpaͤ-
ter entſtehenden Nabelbruche iſt der angeborene dadurch, daß
hier die vorliegenden Baucheingeweide (oft ein großer Theil
der Darmwindungen und ſelbſt die ganze Leber) blos mit dem
Peritonaeum uͤberzogen ſind, ja zuweilen, wenn dieſe Haut
ſchon fruͤher obliterirt oder zerriſſen iſt, voͤllig frei liegen, da-
hingegen beim ſpaͤter entſtandenen Nabelbruche die Bauchge-
ſchwulſt mit der Bauchhaut bekleidet iſt. — Auch dieſe Miß-
bildung pflegt in kurzem toͤdtlich zu werden, nur bei ſehr klei-
nen Spaltungen waͤre durch Ueberdecken von Compreſſen, mit
Spirituosis befeuchtet, und durch Zuſammenziehen der Hautraͤn-
der ein Verſuch zur Heilung zu machen.

Auch einige wirkliche Bruͤche (Herniae) gruͤnden ſich
auf das nicht erfolgende Vereinigen gewiſſer Gebilde, dahin
gehoͤren der angeborene Leiſtenbruch und der Hirnbruch.

9. Angeborener Leiſtenbruch.
§. 1663.

Wenn um die Zeit des ſiebenten Monats beim Fetus
maͤnnlichen Geſchlechts ſich die Hoden am Gubernaculo Hun-
teri
herabſenken und durch das Bauchfell ein Kanal, durch
welchen ſie hindurch gehen, gebildet wird, ſo bemerkt man

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[606/0632] bleiben auf einer fruͤhern Bildungsſtufe, wo das Herz noch nicht vom Thorar umſchloſſen wird, vorhanden. Dieſe Miß- bildung iſt immer toͤdtlich, hindert oft ſchon die voͤllige Reife des Kindes, oder toͤdtet es waͤhrend, oder wenige Stunden nach der Geburt. 8. Bauchſpalte oder angeborner Nabelbruch. §. 1662. Von der Entſtehung dieſer Regelwidrigkeit gilt voͤllig daſſelbe was bei der vorhergehenden bemerkt wurde; es iſt ein unvollkommnes Zuruͤckziehen der fuͤr die Bauchhoͤhle be- ſtimmten Organe in dieſelbe. Zu unterſcheiden von dem ſpaͤ- ter entſtehenden Nabelbruche iſt der angeborene dadurch, daß hier die vorliegenden Baucheingeweide (oft ein großer Theil der Darmwindungen und ſelbſt die ganze Leber) blos mit dem Peritonaeum uͤberzogen ſind, ja zuweilen, wenn dieſe Haut ſchon fruͤher obliterirt oder zerriſſen iſt, voͤllig frei liegen, da- hingegen beim ſpaͤter entſtandenen Nabelbruche die Bauchge- ſchwulſt mit der Bauchhaut bekleidet iſt. — Auch dieſe Miß- bildung pflegt in kurzem toͤdtlich zu werden, nur bei ſehr klei- nen Spaltungen waͤre durch Ueberdecken von Compreſſen, mit Spirituosis befeuchtet, und durch Zuſammenziehen der Hautraͤn- der ein Verſuch zur Heilung zu machen. Auch einige wirkliche Bruͤche (Herniae) gruͤnden ſich auf das nicht erfolgende Vereinigen gewiſſer Gebilde, dahin gehoͤren der angeborene Leiſtenbruch und der Hirnbruch. 9. Angeborener Leiſtenbruch. §. 1663. Wenn um die Zeit des ſiebenten Monats beim Fetus maͤnnlichen Geſchlechts ſich die Hoden am Gubernaculo Hun- teri herabſenken und durch das Bauchfell ein Kanal, durch welchen ſie hindurch gehen, gebildet wird, ſo bemerkt man

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 606. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/632>, abgerufen am 25.04.2024.