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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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15. Muttermäler (Naevi).
§. 1672.

Bestehen in einer örtlich veränderten Struktur der Haut,
wobei entweder die Derbheit, Farbe, Vehaarung der Haut,
oder die Hautgefäße sich verändert und erweitert zeigen. Diese
Mißbildungen sind gewöhnlich ohne Einwirkung auf das All-
gemeinbefinden *) und werden deßhalb, wenn sie nicht zu sehr
verunstalten, am besten unberührt gelassen. Kleine Mutter-
mäler verlieren sich zuweilen von selbst. Sehr verunstaltende
Muttermäler können mitunter, wenn sie von abnormer Farbe
und Derbheit der Haut abhängen, durch Aetzmittel (Batyrum
antimonii,
oder eine Pasta aus gleichen Theilen lebendigen
Kalk's und venetischer Seife u. dergl.) zerstört werden. Mut-
termäler von erweiterten Gefäßen, vermindern sich oft nach
der äußern Anwendung stark adstringirender Mittel z. B. der
@. Catechu. Bei allen diesen Verbildungen der Haut ist
übrigens Vorsicht wegen Vermeidung mechanischer Reitzung
zu empfehlen, da außerdem nicht selten bösartige Geschwüre
entstehen.

16. Krümmung der Füße oder Hände.
§. 1673.

Durch gestörtes Gleichgewicht zwischen den beugenden
und streckenden, anziehenden und abziehenden Muskeln, zeigen
sich zuweilen Füße oder Hände auf mannigfaltige Weise ver-
unstaltet, und vorzüglich häufig kommen die einwärtsgedrehten
Füße (Klumpfüße, Vari) vor. Die Behandlung muß
hierbei namentlich darauf gerichtet seyn, die Reproduktion in
diesen gewöhnlich zugleich etwas atrophischen Theilen zu he-

*) Merkwürdig ist der von Ruggiere beschriebene Fall (s. Horn's
Archiv 1819. 4. Heft. S. 170.) wo die große Deformität der
Haut auch auf Neigungen des Kindes Einfluß zeigte.
15. Muttermaͤler (Naevi).
§. 1672.

Beſtehen in einer oͤrtlich veraͤnderten Struktur der Haut,
wobei entweder die Derbheit, Farbe, Vehaarung der Haut,
oder die Hautgefaͤße ſich veraͤndert und erweitert zeigen. Dieſe
Mißbildungen ſind gewoͤhnlich ohne Einwirkung auf das All-
gemeinbefinden *) und werden deßhalb, wenn ſie nicht zu ſehr
verunſtalten, am beſten unberuͤhrt gelaſſen. Kleine Mutter-
maͤler verlieren ſich zuweilen von ſelbſt. Sehr verunſtaltende
Muttermaͤler koͤnnen mitunter, wenn ſie von abnormer Farbe
und Derbheit der Haut abhaͤngen, durch Aetzmittel (Batyrum
antimonii,
oder eine Pasta aus gleichen Theilen lebendigen
Kalk’s und venetiſcher Seife u. dergl.) zerſtoͤrt werden. Mut-
termaͤler von erweiterten Gefaͤßen, vermindern ſich oft nach
der aͤußern Anwendung ſtark adſtringirender Mittel z. B. der
. Catechu. Bei allen dieſen Verbildungen der Haut iſt
uͤbrigens Vorſicht wegen Vermeidung mechaniſcher Reitzung
zu empfehlen, da außerdem nicht ſelten boͤsartige Geſchwuͤre
entſtehen.

16. Kruͤmmung der Fuͤße oder Haͤnde.
§. 1673.

Durch geſtoͤrtes Gleichgewicht zwiſchen den beugenden
und ſtreckenden, anziehenden und abziehenden Muſkeln, zeigen
ſich zuweilen Fuͤße oder Haͤnde auf mannigfaltige Weiſe ver-
unſtaltet, und vorzuͤglich haͤufig kommen die einwaͤrtsgedrehten
Fuͤße (Klumpfuͤße, Vari) vor. Die Behandlung muß
hierbei namentlich darauf gerichtet ſeyn, die Reproduktion in
dieſen gewoͤhnlich zugleich etwas atrophiſchen Theilen zu he-

*) Merkwuͤrdig iſt der von Ruggiere beſchriebene Fall (ſ. Horn’s
Archiv 1819. 4. Heft. S. 170.) wo die große Deformitaͤt der
Haut auch auf Neigungen des Kindes Einfluß zeigte.
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[612/0638] 15. Muttermaͤler (Naevi). §. 1672. Beſtehen in einer oͤrtlich veraͤnderten Struktur der Haut, wobei entweder die Derbheit, Farbe, Vehaarung der Haut, oder die Hautgefaͤße ſich veraͤndert und erweitert zeigen. Dieſe Mißbildungen ſind gewoͤhnlich ohne Einwirkung auf das All- gemeinbefinden *) und werden deßhalb, wenn ſie nicht zu ſehr verunſtalten, am beſten unberuͤhrt gelaſſen. Kleine Mutter- maͤler verlieren ſich zuweilen von ſelbſt. Sehr verunſtaltende Muttermaͤler koͤnnen mitunter, wenn ſie von abnormer Farbe und Derbheit der Haut abhaͤngen, durch Aetzmittel (Batyrum antimonii, oder eine Pasta aus gleichen Theilen lebendigen Kalk’s und venetiſcher Seife u. dergl.) zerſtoͤrt werden. Mut- termaͤler von erweiterten Gefaͤßen, vermindern ſich oft nach der aͤußern Anwendung ſtark adſtringirender Mittel z. B. der . Catechu. Bei allen dieſen Verbildungen der Haut iſt uͤbrigens Vorſicht wegen Vermeidung mechaniſcher Reitzung zu empfehlen, da außerdem nicht ſelten boͤsartige Geſchwuͤre entſtehen. 16. Kruͤmmung der Fuͤße oder Haͤnde. §. 1673. Durch geſtoͤrtes Gleichgewicht zwiſchen den beugenden und ſtreckenden, anziehenden und abziehenden Muſkeln, zeigen ſich zuweilen Fuͤße oder Haͤnde auf mannigfaltige Weiſe ver- unſtaltet, und vorzuͤglich haͤufig kommen die einwaͤrtsgedrehten Fuͤße (Klumpfuͤße, Vari) vor. Die Behandlung muß hierbei namentlich darauf gerichtet ſeyn, die Reproduktion in dieſen gewoͤhnlich zugleich etwas atrophiſchen Theilen zu he- *) Merkwuͤrdig iſt der von Ruggiere beſchriebene Fall (ſ. Horn’s Archiv 1819. 4. Heft. S. 170.) wo die große Deformitaͤt der Haut auch auf Neigungen des Kindes Einfluß zeigte.

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 612. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/638>, abgerufen am 23.04.2024.