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Chamberlain, Houston Stewart: Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. München 1899.

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Die Erben.
gleich hier und von dem allgemeinen Standpunkte aus, als später, wo
die jüdische Religion als besondere Erscheinung uns beschäftigen wird;
denn der weitere Horizont wird einen weiteren Überblick gestatten,
und, fragen wir uns, wie wirkt überall und notwendiger Weise auf
das religiöse Empfinden der Völker der besondere semitische Geist,
dessen Wesen wir nunmehr in der Vorherrschaft des Willens erkannt
haben, so wird die Antwort uns sowohl über den vorliegenden Fall
Aufschluss geben, wie auch zugleich unsere weitere Aufgabe im Ver-
lauf dieses ganzen Werkes ungemein erleichtern. Denn es handelt
sich um eine noch heute in unserer Mitte wirkende Kraft, die ver-
mutlich noch in künftigen, fernen Jahrhunderten ihren Einfluss geltend
machen wird und die wir durch die alleinige Betrachtung des be-
schränkten, spezifischen Judentums nicht ergründen können.

der charakteristischen "Judennase", jenes hethitischen Erbstückes -- die selbe Hab-
gier, die selbe geschäftliche Schlauheit und die selbe leidenschaftliche Vorliebe für
Wucher wie die Juden an den Tag legen, nur alles in noch stärkerem Grade,
so dass man in der Levante zu sagen pflegt: ein Armenier wiegt drei Juden auf.
Interessante Mitteilungen über den Charakter der Armenier, namentlich auch über
ihr Genie für das Intriguieren und Aufwiegeln, findet man aus neuester Zeit in
David Hogarth: A wandering scholar in the Levant (1896 p. 147 fg.). Allerdings
schildert Burckhardt in seinem berühmten Buche Ueber die Beduinen und Wa-
haby
(Weimar 1831) die echten Semiten ebenfalls als arge, überschlaue Geschäfts-
leute: "In ihren Privatkäufen betrügen die Araber einander, so viel es nur immer
gehen will", sagt er; "auch Wucher treiben sie, wo es nur immer Gelegenheit
dazu giebt" (S. 149, 154). Doch hat Burckhardt, als er noch weitere Jahre bei
den Beduinen gelebt hatte, sein Urteil dahin präcisiert, dass zwar die "Gier nach
Gewinn" einen Hauptzug ihres Charakters ausmache, doch die Neigung zum Be-
trug erst durch die Berührung mit den Städten und der dort ansässigen Gauner-
bevölkerung entstehe (S. 292). Wer lügt, hat bei ihnen die Ehre verloren (S. 296),
und Burckhardt darf behaupten: "mit allen ihren Fehlern sind die Beduinen eine
der edelsten Nationen, mit welchen ich je bekannt zu werden Gelegenheit hatte"
(288). -- In Bezug auf diese nicht unwichtige Frage sind die neuesten Erfahrungen
der Franzosen in Algier von Interesse: die Kabylen kehren gern zur Civilisation
zurück, wogegen die rein arabischen Stämme für sie wenig empfänglich sind
und von der Welt Freiheit fordern, weiter nichts; sie erweisen sich als ein durch
und durch antikulturelles Element. Schenken ist ihnen lieber als Verkaufen,
Rauben lieber als Erfeilschen, jedem Gesetz ziehen sie die Ungebundenheit vor.
In allen diesen Dingen ist der Kontrast zu den Hethitern, wie sie in der Ge-
schichte uns entgegentreten, sehr auffallend. Der masslose Wille des Semiten,
jene Gier nach Gewinn, von welcher Burckhardt spricht, wird die syrische Anlage
für kaufmännische Geschäfte sehr verschärft haben, nichtsdestoweniger scheint diese
Anlage selbst ein syrisches, nicht ein semitisches Erbstück zu sein.

Die Erben.
gleich hier und von dem allgemeinen Standpunkte aus, als später, wo
die jüdische Religion als besondere Erscheinung uns beschäftigen wird;
denn der weitere Horizont wird einen weiteren Überblick gestatten,
und, fragen wir uns, wie wirkt überall und notwendiger Weise auf
das religiöse Empfinden der Völker der besondere semitische Geist,
dessen Wesen wir nunmehr in der Vorherrschaft des Willens erkannt
haben, so wird die Antwort uns sowohl über den vorliegenden Fall
Aufschluss geben, wie auch zugleich unsere weitere Aufgabe im Ver-
lauf dieses ganzen Werkes ungemein erleichtern. Denn es handelt
sich um eine noch heute in unserer Mitte wirkende Kraft, die ver-
mutlich noch in künftigen, fernen Jahrhunderten ihren Einfluss geltend
machen wird und die wir durch die alleinige Betrachtung des be-
schränkten, spezifischen Judentums nicht ergründen können.

der charakteristischen »Judennase«, jenes hethitischen Erbstückes — die selbe Hab-
gier, die selbe geschäftliche Schlauheit und die selbe leidenschaftliche Vorliebe für
Wucher wie die Juden an den Tag legen, nur alles in noch stärkerem Grade,
so dass man in der Levante zu sagen pflegt: ein Armenier wiegt drei Juden auf.
Interessante Mitteilungen über den Charakter der Armenier, namentlich auch über
ihr Genie für das Intriguieren und Aufwiegeln, findet man aus neuester Zeit in
David Hogarth: A wandering scholar in the Levant (1896 p. 147 fg.). Allerdings
schildert Burckhardt in seinem berühmten Buche Ueber die Beduinen und Wa-
haby
(Weimar 1831) die echten Semiten ebenfalls als arge, überschlaue Geschäfts-
leute: »In ihren Privatkäufen betrügen die Araber einander, so viel es nur immer
gehen will«, sagt er; »auch Wucher treiben sie, wo es nur immer Gelegenheit
dazu giebt« (S. 149, 154). Doch hat Burckhardt, als er noch weitere Jahre bei
den Beduinen gelebt hatte, sein Urteil dahin präcisiert, dass zwar die »Gier nach
Gewinn« einen Hauptzug ihres Charakters ausmache, doch die Neigung zum Be-
trug erst durch die Berührung mit den Städten und der dort ansässigen Gauner-
bevölkerung entstehe (S. 292). Wer lügt, hat bei ihnen die Ehre verloren (S. 296),
und Burckhardt darf behaupten: »mit allen ihren Fehlern sind die Beduinen eine
der edelsten Nationen, mit welchen ich je bekannt zu werden Gelegenheit hatte«
(288). — In Bezug auf diese nicht unwichtige Frage sind die neuesten Erfahrungen
der Franzosen in Algier von Interesse: die Kabylen kehren gern zur Civilisation
zurück, wogegen die rein arabischen Stämme für sie wenig empfänglich sind
und von der Welt Freiheit fordern, weiter nichts; sie erweisen sich als ein durch
und durch antikulturelles Element. Schenken ist ihnen lieber als Verkaufen,
Rauben lieber als Erfeilschen, jedem Gesetz ziehen sie die Ungebundenheit vor.
In allen diesen Dingen ist der Kontrast zu den Hethitern, wie sie in der Ge-
schichte uns entgegentreten, sehr auffallend. Der masslose Wille des Semiten,
jene Gier nach Gewinn, von welcher Burckhardt spricht, wird die syrische Anlage
für kaufmännische Geschäfte sehr verschärft haben, nichtsdestoweniger scheint diese
Anlage selbst ein syrisches, nicht ein semitisches Erbstück zu sein.
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[390/0413] Die Erben. gleich hier und von dem allgemeinen Standpunkte aus, als später, wo die jüdische Religion als besondere Erscheinung uns beschäftigen wird; denn der weitere Horizont wird einen weiteren Überblick gestatten, und, fragen wir uns, wie wirkt überall und notwendiger Weise auf das religiöse Empfinden der Völker der besondere semitische Geist, dessen Wesen wir nunmehr in der Vorherrschaft des Willens erkannt haben, so wird die Antwort uns sowohl über den vorliegenden Fall Aufschluss geben, wie auch zugleich unsere weitere Aufgabe im Ver- lauf dieses ganzen Werkes ungemein erleichtern. Denn es handelt sich um eine noch heute in unserer Mitte wirkende Kraft, die ver- mutlich noch in künftigen, fernen Jahrhunderten ihren Einfluss geltend machen wird und die wir durch die alleinige Betrachtung des be- schränkten, spezifischen Judentums nicht ergründen können. 2) 2) der charakteristischen »Judennase«, jenes hethitischen Erbstückes — die selbe Hab- gier, die selbe geschäftliche Schlauheit und die selbe leidenschaftliche Vorliebe für Wucher wie die Juden an den Tag legen, nur alles in noch stärkerem Grade, so dass man in der Levante zu sagen pflegt: ein Armenier wiegt drei Juden auf. Interessante Mitteilungen über den Charakter der Armenier, namentlich auch über ihr Genie für das Intriguieren und Aufwiegeln, findet man aus neuester Zeit in David Hogarth: A wandering scholar in the Levant (1896 p. 147 fg.). Allerdings schildert Burckhardt in seinem berühmten Buche Ueber die Beduinen und Wa- haby (Weimar 1831) die echten Semiten ebenfalls als arge, überschlaue Geschäfts- leute: »In ihren Privatkäufen betrügen die Araber einander, so viel es nur immer gehen will«, sagt er; »auch Wucher treiben sie, wo es nur immer Gelegenheit dazu giebt« (S. 149, 154). Doch hat Burckhardt, als er noch weitere Jahre bei den Beduinen gelebt hatte, sein Urteil dahin präcisiert, dass zwar die »Gier nach Gewinn« einen Hauptzug ihres Charakters ausmache, doch die Neigung zum Be- trug erst durch die Berührung mit den Städten und der dort ansässigen Gauner- bevölkerung entstehe (S. 292). Wer lügt, hat bei ihnen die Ehre verloren (S. 296), und Burckhardt darf behaupten: »mit allen ihren Fehlern sind die Beduinen eine der edelsten Nationen, mit welchen ich je bekannt zu werden Gelegenheit hatte« (288). — In Bezug auf diese nicht unwichtige Frage sind die neuesten Erfahrungen der Franzosen in Algier von Interesse: die Kabylen kehren gern zur Civilisation zurück, wogegen die rein arabischen Stämme für sie wenig empfänglich sind und von der Welt Freiheit fordern, weiter nichts; sie erweisen sich als ein durch und durch antikulturelles Element. Schenken ist ihnen lieber als Verkaufen, Rauben lieber als Erfeilschen, jedem Gesetz ziehen sie die Ungebundenheit vor. In allen diesen Dingen ist der Kontrast zu den Hethitern, wie sie in der Ge- schichte uns entgegentreten, sehr auffallend. Der masslose Wille des Semiten, jene Gier nach Gewinn, von welcher Burckhardt spricht, wird die syrische Anlage für kaufmännische Geschäfte sehr verschärft haben, nichtsdestoweniger scheint diese Anlage selbst ein syrisches, nicht ein semitisches Erbstück zu sein.

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Zitationshilfe: Chamberlain, Houston Stewart: Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. München 1899, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamberlain_grundlagen01_1899/413>, abgerufen am 28.03.2024.