Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite

v. d. Begebenheiten der moral. Dinge.
daß wenn die ietzigen Lachsfänger nicht mehr da-
seyn werden: dennoch andere sich berechtiget zu
seyn düncken werden, den Lachsfang fortzusetzen,
oder die wenigstens die einmahl vorhandene gute
Gelegenheit sich zu Nutze machen werden. Eine
Ketzerey wird sichtbar, wenn man andere dar-
innen unterrichtet. Wenn nun vollends eine or-
dentliche Verbindung, Beruff, Stifftung
u. s. w. gemacht und angetroffen wird, so ist das
moralische Wesen sichtbar: Nun kan man das
Daseyn desselben wissen, ohne von den eintzelnen
Personen, die darzu gehören, Nachricht zu haben.

§. 12.
Verfassung oder Gestalt moralischer Wesen.

Die Gestalt oder Verfassung eines morali-
schen Wesens bestehet darinnen, daß in den dazu
gehörigen Stücken eine gewisse Verhältniß ist, der-
gestalt, daß das eine das Hauptwerck, das an-
dere
nur eine nothwendige Folge des Haupt-
wercks: das dritte ein Nebenwerck; das vierte
etwas zufälliges ist, welches nur von Zeit und
Ort, oder den Umständen der eintzelnen Personen
abhanget, die damit zu thun haben. Z. E. bey
einer Academie ist der Unterricht derer Schüler
der Wissenschafften das Hauptwerck: eine noth-
wendige Folge ist, der Unterhalt der Lehrer, weil
diese sonst nicht bestehen können: ein Nebenwerck
ist, daß durch den Zufluß der Studierenden die
Stadt bereichert wird: was zufälliges ist, daß
die Lehrer auch noch andere Aemter in der Stadt
mit verwalten, oder daß sie Characters haben.

§. 13.
E 2

v. d. Begebenheiten der moral. Dinge.
daß wenn die ietzigen Lachsfaͤnger nicht mehr da-
ſeyn werden: dennoch andere ſich berechtiget zu
ſeyn duͤncken werden, den Lachsfang fortzuſetzen,
oder die wenigſtens die einmahl vorhandene gute
Gelegenheit ſich zu Nutze machen werden. Eine
Ketzerey wird ſichtbar, wenn man andere dar-
innen unterrichtet. Wenn nun vollends eine or-
dentliche Verbindung, Beruff, Stifftung
u. ſ. w. gemacht und angetroffen wird, ſo iſt das
moraliſche Weſen ſichtbar: Nun kan man das
Daſeyn deſſelben wiſſen, ohne von den eintzelnen
Perſonen, die darzu gehoͤren, Nachricht zu haben.

§. 12.
Verfaſſung oder Geſtalt moraliſcher Weſen.

Die Geſtalt oder Verfaſſung eines morali-
ſchen Weſens beſtehet darinnen, daß in den dazu
gehoͤrigen Stuͤcken eine gewiſſe Verhaͤltniß iſt, der-
geſtalt, daß das eine das Hauptwerck, das an-
dere
nur eine nothwendige Folge des Haupt-
wercks: das dritte ein Nebenwerck; das vierte
etwas zufaͤlliges iſt, welches nur von Zeit und
Ort, oder den Umſtaͤnden der eintzelnen Perſonen
abhanget, die damit zu thun haben. Z. E. bey
einer Academie iſt der Unterricht derer Schuͤler
der Wiſſenſchafften das Hauptwerck: eine noth-
wendige Folge iſt, der Unterhalt der Lehrer, weil
dieſe ſonſt nicht beſtehen koͤnnen: ein Nebenwerck
iſt, daß durch den Zufluß der Studierenden die
Stadt bereichert wird: was zufaͤlliges iſt, daß
die Lehrer auch noch andere Aemter in der Stadt
mit verwalten, oder daß ſie Characters haben.

§. 13.
E 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0103" n="67"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">v. d. Begebenheiten der moral. Dinge.</hi></fw><lb/>
daß wenn die ietzigen Lachsfa&#x0364;nger nicht mehr da-<lb/>
&#x017F;eyn werden: dennoch andere &#x017F;ich berechtiget zu<lb/>
&#x017F;eyn du&#x0364;ncken werden, den Lachsfang fortzu&#x017F;etzen,<lb/>
oder die wenig&#x017F;tens die einmahl vorhandene gute<lb/>
Gelegenheit &#x017F;ich zu Nutze machen werden. Eine<lb/><hi rendition="#fr">Ketzerey</hi> wird &#x017F;ichtbar, wenn man andere dar-<lb/>
innen unterrichtet. Wenn nun vollends eine or-<lb/>
dentliche <hi rendition="#fr">Verbindung, Beruff, Stifftung</hi><lb/>
u. &#x017F;. w. gemacht und angetroffen wird, &#x017F;o i&#x017F;t das<lb/>
morali&#x017F;che We&#x017F;en &#x017F;ichtbar: Nun kan man das<lb/>
Da&#x017F;eyn de&#x017F;&#x017F;elben wi&#x017F;&#x017F;en, ohne von den eintzelnen<lb/>
Per&#x017F;onen, die darzu geho&#x0364;ren, Nachricht zu haben.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 12.<lb/>
Verfa&#x017F;&#x017F;ung oder Ge&#x017F;talt morali&#x017F;cher We&#x017F;en.</head><lb/>
          <p>Die <hi rendition="#fr">Ge&#x017F;talt</hi> oder Verfa&#x017F;&#x017F;ung eines morali-<lb/>
&#x017F;chen We&#x017F;ens be&#x017F;tehet darinnen, daß in den dazu<lb/>
geho&#x0364;rigen Stu&#x0364;cken eine gewi&#x017F;&#x017F;e Verha&#x0364;ltniß i&#x017F;t, der-<lb/>
ge&#x017F;talt, daß das <hi rendition="#fr">eine</hi> das Hauptwerck, das <hi rendition="#fr">an-<lb/>
dere</hi> nur eine nothwendige Folge des Haupt-<lb/>
wercks: das <hi rendition="#fr">dritte</hi> ein Nebenwerck; das <hi rendition="#fr">vierte</hi><lb/>
etwas zufa&#x0364;lliges i&#x017F;t, welches nur von Zeit und<lb/>
Ort, oder den Um&#x017F;ta&#x0364;nden der eintzelnen Per&#x017F;onen<lb/>
abhanget, die damit zu thun haben. Z. E. bey<lb/>
einer <hi rendition="#fr">Academie</hi> i&#x017F;t der Unterricht derer Schu&#x0364;ler<lb/>
der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafften das Hauptwerck: eine noth-<lb/>
wendige Folge i&#x017F;t, der Unterhalt der Lehrer, weil<lb/>
die&#x017F;e &#x017F;on&#x017F;t nicht be&#x017F;tehen ko&#x0364;nnen: ein Nebenwerck<lb/>
i&#x017F;t, daß durch den Zufluß der Studierenden die<lb/>
Stadt bereichert wird: was zufa&#x0364;lliges i&#x017F;t, daß<lb/>
die Lehrer auch noch andere Aemter in der Stadt<lb/>
mit verwalten, oder daß &#x017F;ie Characters haben.</p>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">E 2</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">§. 13.</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[67/0103] v. d. Begebenheiten der moral. Dinge. daß wenn die ietzigen Lachsfaͤnger nicht mehr da- ſeyn werden: dennoch andere ſich berechtiget zu ſeyn duͤncken werden, den Lachsfang fortzuſetzen, oder die wenigſtens die einmahl vorhandene gute Gelegenheit ſich zu Nutze machen werden. Eine Ketzerey wird ſichtbar, wenn man andere dar- innen unterrichtet. Wenn nun vollends eine or- dentliche Verbindung, Beruff, Stifftung u. ſ. w. gemacht und angetroffen wird, ſo iſt das moraliſche Weſen ſichtbar: Nun kan man das Daſeyn deſſelben wiſſen, ohne von den eintzelnen Perſonen, die darzu gehoͤren, Nachricht zu haben. §. 12. Verfaſſung oder Geſtalt moraliſcher Weſen. Die Geſtalt oder Verfaſſung eines morali- ſchen Weſens beſtehet darinnen, daß in den dazu gehoͤrigen Stuͤcken eine gewiſſe Verhaͤltniß iſt, der- geſtalt, daß das eine das Hauptwerck, das an- dere nur eine nothwendige Folge des Haupt- wercks: das dritte ein Nebenwerck; das vierte etwas zufaͤlliges iſt, welches nur von Zeit und Ort, oder den Umſtaͤnden der eintzelnen Perſonen abhanget, die damit zu thun haben. Z. E. bey einer Academie iſt der Unterricht derer Schuͤler der Wiſſenſchafften das Hauptwerck: eine noth- wendige Folge iſt, der Unterhalt der Lehrer, weil dieſe ſonſt nicht beſtehen koͤnnen: ein Nebenwerck iſt, daß durch den Zufluß der Studierenden die Stadt bereichert wird: was zufaͤlliges iſt, daß die Lehrer auch noch andere Aemter in der Stadt mit verwalten, oder daß ſie Characters haben. §. 13. E 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/103
Zitationshilfe: Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/103>, abgerufen am 29.03.2024.