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Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.

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von zukünfftigen Dingen.
muß die Willensneigung des Testatoris überse-
hen, damit er eine deutliche und hinlängliche Vor-
schrifft davon aufsetzen könne: Und man weiß wie
vieles hierbey unzehlig offte ist versehen worden.
Auch muß der Erbe der Erbschafft übersehen,
damit er wisse ob er Schaden oder Vortheil von
Antretung der Erbschafft haben werde: Und her-
nach die Stücke des Testaments erfülle. Das
Uebersehen erfordert also, Einsicht nicht allein,
1. in die innerliche Beschaffenheit der Sache, son-
dern auch 2. in die umstehenden Sachen (§. 17.),
3. ja zuförderst auch ins nachfolgende: Als wo
sich der Schade oder Nutzen öffters erst äussert.
Die Antretung der Erbschafften cum beneficio in-
ventarii
ist gewiß aufgekommen, nachdem manche
Erblasser, zu späte erfahren, daß sie mehr Scha-
den als Vortheil von der Erbschafft gehabt haben.

§. 19.
Falsche Wege das Zukünftige zu erkennen:

Da nun Handlungen so unglücklich ausfallen
können, nicht allein durch Unglücksfälle (n. 3. §. 9.),
sondern auch durch solche Anstalten die ein ander
in Wege stehen (n. 1. §. 17.); und daß man nicht
alle nöthige Verordnung gemacht (n. 2. §. 16.);
auch durch innerliche Beschaffenheit der Sache
die man nicht bemerckt (n. 2. §. 9.), wie
nicht weniger durch irrige Erkentniß, der Dinge,
die man unter Händen hat (n. 1. §. 9.) ja endlich
auch dadurch, daß man auf die äusserlichen Dinge
nicht achtung gegeben (§. 16.), darzu wohl, noch

Nach-

von zukuͤnfftigen Dingen.
muß die Willensneigung des Teſtatoris uͤberſe-
hen, damit er eine deutliche und hinlaͤngliche Vor-
ſchrifft davon aufſetzen koͤnne: Und man weiß wie
vieles hierbey unzehlig offte iſt verſehen worden.
Auch muß der Erbe der Erbſchafft uͤberſehen,
damit er wiſſe ob er Schaden oder Vortheil von
Antretung der Erbſchafft haben werde: Und her-
nach die Stuͤcke des Teſtaments erfuͤlle. Das
Ueberſehen erfordert alſo, Einſicht nicht allein,
1. in die innerliche Beſchaffenheit der Sache, ſon-
dern auch 2. in die umſtehenden Sachen (§. 17.),
3. ja zufoͤrderſt auch ins nachfolgende: Als wo
ſich der Schade oder Nutzen oͤffters erſt aͤuſſert.
Die Antretung der Erbſchafften cum beneficio in-
ventarii
iſt gewiß aufgekommen, nachdem manche
Erblaſſer, zu ſpaͤte erfahren, daß ſie mehr Scha-
den als Vortheil von der Erbſchafft gehabt haben.

§. 19.
Falſche Wege das Zukuͤnftige zu erkennen:

Da nun Handlungen ſo ungluͤcklich ausfallen
koͤnnen, nicht allein durch Ungluͤcksfaͤlle (n. 3. §. 9.),
ſondern auch durch ſolche Anſtalten die ein ander
in Wege ſtehen (n. 1. §. 17.); und daß man nicht
alle noͤthige Verordnung gemacht (n. 2. §. 16.);
auch durch innerliche Beſchaffenheit der Sache
die man nicht bemerckt (n. 2. §. 9.), wie
nicht weniger durch irrige Erkentniß, der Dinge,
die man unter Haͤnden hat (n. 1. §. 9.) ja endlich
auch dadurch, daß man auf die aͤuſſerlichen Dinge
nicht achtung gegeben (§. 16.), darzu wohl, noch

Nach-
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[397/0433] von zukuͤnfftigen Dingen. muß die Willensneigung des Teſtatoris uͤberſe- hen, damit er eine deutliche und hinlaͤngliche Vor- ſchrifft davon aufſetzen koͤnne: Und man weiß wie vieles hierbey unzehlig offte iſt verſehen worden. Auch muß der Erbe der Erbſchafft uͤberſehen, damit er wiſſe ob er Schaden oder Vortheil von Antretung der Erbſchafft haben werde: Und her- nach die Stuͤcke des Teſtaments erfuͤlle. Das Ueberſehen erfordert alſo, Einſicht nicht allein, 1. in die innerliche Beſchaffenheit der Sache, ſon- dern auch 2. in die umſtehenden Sachen (§. 17.), 3. ja zufoͤrderſt auch ins nachfolgende: Als wo ſich der Schade oder Nutzen oͤffters erſt aͤuſſert. Die Antretung der Erbſchafften cum beneficio in- ventarii iſt gewiß aufgekommen, nachdem manche Erblaſſer, zu ſpaͤte erfahren, daß ſie mehr Scha- den als Vortheil von der Erbſchafft gehabt haben. §. 19. Falſche Wege das Zukuͤnftige zu erkennen: Da nun Handlungen ſo ungluͤcklich ausfallen koͤnnen, nicht allein durch Ungluͤcksfaͤlle (n. 3. §. 9.), ſondern auch durch ſolche Anſtalten die ein ander in Wege ſtehen (n. 1. §. 17.); und daß man nicht alle noͤthige Verordnung gemacht (n. 2. §. 16.); auch durch innerliche Beſchaffenheit der Sache die man nicht bemerckt (n. 2. §. 9.), wie nicht weniger durch irrige Erkentniß, der Dinge, die man unter Haͤnden hat (n. 1. §. 9.) ja endlich auch dadurch, daß man auf die aͤuſſerlichen Dinge nicht achtung gegeben (§. 16.), darzu wohl, noch Nach-

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Zitationshilfe: Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/433>, abgerufen am 28.03.2024.