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Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.

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v. d. Begebenheiten der moral. Dinge.
den, theils aber ihre Dauerhafftigkeit versichert
und bekannt gemacht wird.

§. 6.
Zwey Arten von Begebenheiten der mora-
lischen Dinge.

Die Begebenheiten der moralischen Wesen
gründen sich zwar auf den vereinigten Willen der
Menschen (§. 4.); da sie aber äusserliche Dinge
zu ihren Vorwurff haben (§. 1.): so entstehen
ihre Veränderungen und Begebenheiten auf
zweyerley Art: einmahl in und an den Willen
der Menschen, der veränderlich ist; und so wohl
eyfriger, als nachläßiger, besser und schlimmer
werden kan; ingleichen daß mehrere Menschen
ihren Willen mit der Zeit vereinigen, oder im
Gegentheil von ihrem vorigen Willen abgehen;
wie bey allen Dingen geschiehet, bey welchen es
auf den Beyfall der Leute ankommt. So dann
werden auch die moralischen Wesen verändert,
durch die Begebenheiten der Cörper, welche mit
den moralischen Dingen verbunden sind; als wel-
che den menschlichen Willen und dessen Ausfüh-
rung fördern, hindern, ändern und gar aufhe-
ben können. Ein Bergwerck höret auf, sowohl
wenn die Stollen ersäufft werden, als wenn die
Gewercken abstehen. Der Fischfang vermehret
sich, sowohl wenn mehrere sich auf die Fischerey,
hauptsächlich auf dem Meere, legen, als wenn
der Strich der Fische stärcker wird.

§. 7.

v. d. Begebenheiten der moral. Dinge.
den, theils aber ihre Dauerhafftigkeit verſichert
und bekannt gemacht wird.

§. 6.
Zwey Arten von Begebenheiten der mora-
liſchen Dinge.

Die Begebenheiten der moraliſchen Weſen
gruͤnden ſich zwar auf den vereinigten Willen der
Menſchen (§. 4.); da ſie aber aͤuſſerliche Dinge
zu ihren Vorwurff haben (§. 1.): ſo entſtehen
ihre Veraͤnderungen und Begebenheiten auf
zweyerley Art: einmahl in und an den Willen
der Menſchen, der veraͤnderlich iſt; und ſo wohl
eyfriger, als nachlaͤßiger, beſſer und ſchlimmer
werden kan; ingleichen daß mehrere Menſchen
ihren Willen mit der Zeit vereinigen, oder im
Gegentheil von ihrem vorigen Willen abgehen;
wie bey allen Dingen geſchiehet, bey welchen es
auf den Beyfall der Leute ankommt. So dann
werden auch die moraliſchen Weſen veraͤndert,
durch die Begebenheiten der Coͤrper, welche mit
den moraliſchen Dingen verbunden ſind; als wel-
che den menſchlichen Willen und deſſen Ausfuͤh-
rung foͤrdern, hindern, aͤndern und gar aufhe-
ben koͤnnen. Ein Bergwerck hoͤret auf, ſowohl
wenn die Stollen erſaͤufft werden, als wenn die
Gewercken abſtehen. Der Fiſchfang vermehret
ſich, ſowohl wenn mehrere ſich auf die Fiſcherey,
hauptſaͤchlich auf dem Meere, legen, als wenn
der Strich der Fiſche ſtaͤrcker wird.

§. 7.
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[63/0099] v. d. Begebenheiten der moral. Dinge. den, theils aber ihre Dauerhafftigkeit verſichert und bekannt gemacht wird. §. 6. Zwey Arten von Begebenheiten der mora- liſchen Dinge. Die Begebenheiten der moraliſchen Weſen gruͤnden ſich zwar auf den vereinigten Willen der Menſchen (§. 4.); da ſie aber aͤuſſerliche Dinge zu ihren Vorwurff haben (§. 1.): ſo entſtehen ihre Veraͤnderungen und Begebenheiten auf zweyerley Art: einmahl in und an den Willen der Menſchen, der veraͤnderlich iſt; und ſo wohl eyfriger, als nachlaͤßiger, beſſer und ſchlimmer werden kan; ingleichen daß mehrere Menſchen ihren Willen mit der Zeit vereinigen, oder im Gegentheil von ihrem vorigen Willen abgehen; wie bey allen Dingen geſchiehet, bey welchen es auf den Beyfall der Leute ankommt. So dann werden auch die moraliſchen Weſen veraͤndert, durch die Begebenheiten der Coͤrper, welche mit den moraliſchen Dingen verbunden ſind; als wel- che den menſchlichen Willen und deſſen Ausfuͤh- rung foͤrdern, hindern, aͤndern und gar aufhe- ben koͤnnen. Ein Bergwerck hoͤret auf, ſowohl wenn die Stollen erſaͤufft werden, als wenn die Gewercken abſtehen. Der Fiſchfang vermehret ſich, ſowohl wenn mehrere ſich auf die Fiſcherey, hauptſaͤchlich auf dem Meere, legen, als wenn der Strich der Fiſche ſtaͤrcker wird. §. 7.

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Zitationshilfe: Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/99>, abgerufen am 28.03.2024.