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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Entdeckungen über die Theorie des Klanges. Leipzig, 1787.

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unbeweglichen Ende ist, denselben anschlägt oder streicht. Man bedient
sich dieses Klanges bey der sogenannten Harmonica mit eisernen Nägeln oder
Violinharmonica, welche aus eisernen Stiften besteht, die in dem Steg ei-
nes Resonanzbodens eingeschlagen sind, und mit dem Violinbogen gestri-
chen werden. Außer dem itzt erwähnten Klange lassen sich auf dem nämli-
chen Stabe noch mehrere hervorbringen, bey welchen die krumme Schwin-
gungslinie die Axe in 1, 2, 3 oder mehreren Puncten durchschneidet. Um
jeden dieser Klänge einzeln zu erhalten, berühre man eine oder mehrere Stel-
len, wo Durchschnittspuncte sind, und schlage oder streiche in der Mitte ei-
nes schwingenden Theils. So wird z. B. der Klang, (fig. 148.) bey wel-
chem die krumme Linie a c d e die Axe a b nur in dem einen Puncte d schnei-
det, zum Vorschein kommen, wenn der an dem Ende a unbewegliche Stab
a b bey d berührt, und ungefähr bey c, oder allenfalls nahe an dem Ende b
angeschlagen oder gestrichen wird. Da die äußersten Schwingungsknoten
sich den Enden immer mehr nähern, je öfter die Axe von der krummen Li-
nie durchschnitten wird, so wird man aus der ganzen Reihe der auf dem näm-
lichen Stabe auf diese Art hervorzubringenden Töne nicht leicht einen verfeh-
len, wenn man mit dem Finger, der den Stab berührt, immer weiter nach
einem Ende zurückt, nnd immer näher an dem festen Ende mit dem Violin-
bogen streicht, je größer die Anzahl der Schwingungsknoten seyn soll. Bey
dem Klange, wo ein Schwingungsknoten vorhanden ist, (fig. 148.) wird
der Ton beynahe um 2 Octaven + eine übermäßige Quinte höher seyn, als
bey dem einfachsten Klange. (fig. 147.) Sind zween Schwingungsknoten
vorhanden, so nimmt die Höhe gegen den vorigen ungefähr um eine Octa-
ve + eine falsche Quinte zu, bey dreyen Schwingungsknoten behnahe um eine
Octave, bey vieren ungefähr um eine große Sexte u. s. w. so daß also, wenn
man das 16füßige oder Contra- C als den einfachsten Klang annimmt, die
übrigen zu erhaltenden Töne in folgender Ordnung stehen:

Anzahl

unbeweglichen Ende iſt, denſelben anſchlaͤgt oder ſtreicht. Man bedient
ſich dieſes Klanges bey der ſogenannten Harmonica mit eiſernen Naͤgeln oder
Violinharmonica, welche aus eiſernen Stiften beſteht, die in dem Steg ei-
nes Reſonanzbodens eingeſchlagen ſind, und mit dem Violinbogen geſtri-
chen werden. Außer dem itzt erwaͤhnten Klange laſſen ſich auf dem naͤmli-
chen Stabe noch mehrere hervorbringen, bey welchen die krumme Schwin-
gungslinie die Axe in 1, 2, 3 oder mehreren Puncten durchſchneidet. Um
jeden dieſer Klaͤnge einzeln zu erhalten, beruͤhre man eine oder mehrere Stel-
len, wo Durchſchnittspuncte ſind, und ſchlage oder ſtreiche in der Mitte ei-
nes ſchwingenden Theils. So wird z. B. der Klang, (fig. 148.) bey wel-
chem die krumme Linie a c d e die Axe a b nur in dem einen Puncte d ſchnei-
det, zum Vorſchein kommen, wenn der an dem Ende a unbewegliche Stab
a b bey d beruͤhrt, und ungefaͤhr bey c, oder allenfalls nahe an dem Ende b
angeſchlagen oder geſtrichen wird. Da die aͤußerſten Schwingungsknoten
ſich den Enden immer mehr naͤhern, je oͤfter die Axe von der krummen Li-
nie durchſchnitten wird, ſo wird man aus der ganzen Reihe der auf dem naͤm-
lichen Stabe auf dieſe Art hervorzubringenden Toͤne nicht leicht einen verfeh-
len, wenn man mit dem Finger, der den Stab beruͤhrt, immer weiter nach
einem Ende zuruͤckt, nnd immer naͤher an dem feſten Ende mit dem Violin-
bogen ſtreicht, je groͤßer die Anzahl der Schwingungsknoten ſeyn ſoll. Bey
dem Klange, wo ein Schwingungsknoten vorhanden iſt, (fig. 148.) wird
der Ton beynahe um 2 Octaven + eine uͤbermaͤßige Quinte hoͤher ſeyn, als
bey dem einfachſten Klange. (fig. 147.) Sind zween Schwingungsknoten
vorhanden, ſo nimmt die Hoͤhe gegen den vorigen ungefaͤhr um eine Octa-
ve + eine falſche Quinte zu, bey dreyen Schwingungsknoten behnahe um eine
Octave, bey vieren ungefaͤhr um eine große Sexte u. ſ. w. ſo daß alſo, wenn
man das 16fuͤßige oder Contra- C als den einfachſten Klang annimmt, die
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[7/0015] unbeweglichen Ende iſt, denſelben anſchlaͤgt oder ſtreicht. Man bedient ſich dieſes Klanges bey der ſogenannten Harmonica mit eiſernen Naͤgeln oder Violinharmonica, welche aus eiſernen Stiften beſteht, die in dem Steg ei- nes Reſonanzbodens eingeſchlagen ſind, und mit dem Violinbogen geſtri- chen werden. Außer dem itzt erwaͤhnten Klange laſſen ſich auf dem naͤmli- chen Stabe noch mehrere hervorbringen, bey welchen die krumme Schwin- gungslinie die Axe in 1, 2, 3 oder mehreren Puncten durchſchneidet. Um jeden dieſer Klaͤnge einzeln zu erhalten, beruͤhre man eine oder mehrere Stel- len, wo Durchſchnittspuncte ſind, und ſchlage oder ſtreiche in der Mitte ei- nes ſchwingenden Theils. So wird z. B. der Klang, (fig. 148.) bey wel- chem die krumme Linie a c d e die Axe a b nur in dem einen Puncte d ſchnei- det, zum Vorſchein kommen, wenn der an dem Ende a unbewegliche Stab a b bey d beruͤhrt, und ungefaͤhr bey c, oder allenfalls nahe an dem Ende b angeſchlagen oder geſtrichen wird. Da die aͤußerſten Schwingungsknoten ſich den Enden immer mehr naͤhern, je oͤfter die Axe von der krummen Li- nie durchſchnitten wird, ſo wird man aus der ganzen Reihe der auf dem naͤm- lichen Stabe auf dieſe Art hervorzubringenden Toͤne nicht leicht einen verfeh- len, wenn man mit dem Finger, der den Stab beruͤhrt, immer weiter nach einem Ende zuruͤckt, nnd immer naͤher an dem feſten Ende mit dem Violin- bogen ſtreicht, je groͤßer die Anzahl der Schwingungsknoten ſeyn ſoll. Bey dem Klange, wo ein Schwingungsknoten vorhanden iſt, (fig. 148.) wird der Ton beynahe um 2 Octaven + eine uͤbermaͤßige Quinte hoͤher ſeyn, als bey dem einfachſten Klange. (fig. 147.) Sind zween Schwingungsknoten vorhanden, ſo nimmt die Hoͤhe gegen den vorigen ungefaͤhr um eine Octa- ve + eine falſche Quinte zu, bey dreyen Schwingungsknoten behnahe um eine Octave, bey vieren ungefaͤhr um eine große Sexte u. ſ. w. ſo daß alſo, wenn man das 16fuͤßige oder Contra- C als den einfachſten Klang annimmt, die uͤbrigen zu erhaltenden Toͤne in folgender Ordnung ſtehen: Anzahl

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Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Entdeckungen über die Theorie des Klanges. Leipzig, 1787, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_klang_1787/15>, abgerufen am 29.03.2024.