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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Entdeckungen über die Theorie des Klanges. Leipzig, 1787.

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genden von 2 Querlinien fig. 164. u. s. f. Auch kann sich mehr als eine
in die Länge gehende Linie entweder allein, oder von Querlinien durchschnit-
ten, zeigen.

Von den gewöhnlichsten Abänderungen, welchen viele dieser Klänge
unterworfen sind, habe ich bey fig. 165. und 166. Beyspiele gegeben; bey-
de Figuren stellen den Klang eines an beyden Enden befestigten Blechstreifens
vor, wo eine in die Länge gehende Linie von fünf Querlinien durchschnitten
ist: auch bey andern Klängen zeigen sich die nämlichen Arten der Abände-
rung sehr oft.

Da die von mir bisher angestellten Versuche noch nicht hinlänglich sind,
um die Tonverhältnisse bey jeder Schwingungsart genau zu bestimmen; in-
dem selbige bey jeder Aenderung des Verhältnisses der Länge und Breite
auch unter sich sehr verschieden sind: so lasse ich es vorjetzt dabey bewenden,
fast nur von der Existenz dieser Klänge einige Nachricht gegeben zu haben;
behalte mir aber vor, sowohl über die Tonverhältnisse, als auch über die
andern Eigenschaften derselben vielleicht in der Folge mehrere Bemerkungen
zu liesern.

Die Klänge der Glocken sind bisher mit keinem guten Erfolge un-
tersucht worden; indem die Erfahrung fast allen darüber vorhandenen Be-
hauptungen schlechterdings widerspricht. Man hat sich nämlich die unge-
gründete Vorstellung gemacht, als ob eine Glocke gleichsam aus einer unend-
lichen Menge elastischer Ringe bestehe, und die Klänge derselben daraus zu
erklären sich bemühet; da sie doch vielmehr aus allgemeinen Eigenschaften
elastischer Flächenkrümmungen zu erklären sind, für welche die gehörigen
Berechnungsarten erst noch gefunden werden müssen, so wie sie Euler und
andere für elastische krumme Linien gefunden haben.

An

genden von 2 Querlinien fig. 164. u. ſ. f. Auch kann ſich mehr als eine
in die Laͤnge gehende Linie entweder allein, oder von Querlinien durchſchnit-
ten, zeigen.

Von den gewoͤhnlichſten Abaͤnderungen, welchen viele dieſer Klaͤnge
unterworfen ſind, habe ich bey fig. 165. und 166. Beyſpiele gegeben; bey-
de Figuren ſtellen den Klang eines an beyden Enden befeſtigten Blechſtreifens
vor, wo eine in die Laͤnge gehende Linie von fuͤnf Querlinien durchſchnitten
iſt: auch bey andern Klaͤngen zeigen ſich die naͤmlichen Arten der Abaͤnde-
rung ſehr oft.

Da die von mir bisher angeſtellten Verſuche noch nicht hinlaͤnglich ſind,
um die Tonverhaͤltniſſe bey jeder Schwingungsart genau zu beſtimmen; in-
dem ſelbige bey jeder Aenderung des Verhaͤltniſſes der Laͤnge und Breite
auch unter ſich ſehr verſchieden ſind: ſo laſſe ich es vorjetzt dabey bewenden,
faſt nur von der Exiſtenz dieſer Klaͤnge einige Nachricht gegeben zu haben;
behalte mir aber vor, ſowohl uͤber die Tonverhaͤltniſſe, als auch uͤber die
andern Eigenſchaften derſelben vielleicht in der Folge mehrere Bemerkungen
zu lieſern.

Die Klaͤnge der Glocken ſind bisher mit keinem guten Erfolge un-
terſucht worden; indem die Erfahrung faſt allen daruͤber vorhandenen Be-
hauptungen ſchlechterdings widerſpricht. Man hat ſich naͤmlich die unge-
gruͤndete Vorſtellung gemacht, als ob eine Glocke gleichſam aus einer unend-
lichen Menge elaſtiſcher Ringe beſtehe, und die Klaͤnge derſelben daraus zu
erklaͤren ſich bemuͤhet; da ſie doch vielmehr aus allgemeinen Eigenſchaften
elaſtiſcher Flaͤchenkruͤmmungen zu erklaͤren ſind, fuͤr welche die gehoͤrigen
Berechnungsarten erſt noch gefunden werden muͤſſen, ſo wie ſie Euler und
andere fuͤr elaſtiſche krumme Linien gefunden haben.

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[24/0032] genden von 2 Querlinien fig. 164. u. ſ. f. Auch kann ſich mehr als eine in die Laͤnge gehende Linie entweder allein, oder von Querlinien durchſchnit- ten, zeigen. Von den gewoͤhnlichſten Abaͤnderungen, welchen viele dieſer Klaͤnge unterworfen ſind, habe ich bey fig. 165. und 166. Beyſpiele gegeben; bey- de Figuren ſtellen den Klang eines an beyden Enden befeſtigten Blechſtreifens vor, wo eine in die Laͤnge gehende Linie von fuͤnf Querlinien durchſchnitten iſt: auch bey andern Klaͤngen zeigen ſich die naͤmlichen Arten der Abaͤnde- rung ſehr oft. Da die von mir bisher angeſtellten Verſuche noch nicht hinlaͤnglich ſind, um die Tonverhaͤltniſſe bey jeder Schwingungsart genau zu beſtimmen; in- dem ſelbige bey jeder Aenderung des Verhaͤltniſſes der Laͤnge und Breite auch unter ſich ſehr verſchieden ſind: ſo laſſe ich es vorjetzt dabey bewenden, faſt nur von der Exiſtenz dieſer Klaͤnge einige Nachricht gegeben zu haben; behalte mir aber vor, ſowohl uͤber die Tonverhaͤltniſſe, als auch uͤber die andern Eigenſchaften derſelben vielleicht in der Folge mehrere Bemerkungen zu lieſern. Die Klaͤnge der Glocken ſind bisher mit keinem guten Erfolge un- terſucht worden; indem die Erfahrung faſt allen daruͤber vorhandenen Be- hauptungen ſchlechterdings widerſpricht. Man hat ſich naͤmlich die unge- gruͤndete Vorſtellung gemacht, als ob eine Glocke gleichſam aus einer unend- lichen Menge elaſtiſcher Ringe beſtehe, und die Klaͤnge derſelben daraus zu erklaͤren ſich bemuͤhet; da ſie doch vielmehr aus allgemeinen Eigenſchaften elaſtiſcher Flaͤchenkruͤmmungen zu erklaͤren ſind, fuͤr welche die gehoͤrigen Berechnungsarten erſt noch gefunden werden muͤſſen, ſo wie ſie Euler und andere fuͤr elaſtiſche krumme Linien gefunden haben. An

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Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Entdeckungen über die Theorie des Klanges. Leipzig, 1787, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_klang_1787/32>, abgerufen am 29.03.2024.