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Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.

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Wahrheit besser vertraut, als in dieser schönen
Stunde!"

2.
Die Verlobung.

Die Schloßuhr brummte die zwölfte Stunde
in die schweigende Nacht, als Blauenstein mit der
Niederlage des Oncle Heinrich, der seine Kräfte
auch an ihm messen wollte, das Schachbrett und
das Zimmer verließ. Tina war schon vorher mit
Tante Letty verschwunden, welche seit einer Stunde
immerwährend mit dem Kopfe genickt; sie hatte
bestimmt schon ihr blüthenweißes Bettchen aufge¬
sucht, und schlummerte in das Reich der glück¬
lichsten Träume hinüber, als Blauenstein in der
Begleitung des alten Graukopfs Martin in sein
ihm angewiesenes Zimmer trat.

"Waren der gnädige Herr schon einmal in
dieser Gegend?" hob der letztere schmunzelnd an.

"Nein," erwiederte Blauenstein kurz, und ließ
sich die schneeweiße Halsbinde lösen.

Wahrheit beſſer vertraut, als in dieſer ſchoͤnen
Stunde!“

2.
Die Verlobung.

Die Schloßuhr brummte die zwoͤlfte Stunde
in die ſchweigende Nacht, als Blauenſtein mit der
Niederlage des Oncle Heinrich, der ſeine Kraͤfte
auch an ihm meſſen wollte, das Schachbrett und
das Zimmer verließ. Tina war ſchon vorher mit
Tante Letty verſchwunden, welche ſeit einer Stunde
immerwaͤhrend mit dem Kopfe genickt; ſie hatte
beſtimmt ſchon ihr bluͤthenweißes Bettchen aufge¬
ſucht, und ſchlummerte in das Reich der gluͤck¬
lichſten Traͤume hinuͤber, als Blauenſtein in der
Begleitung des alten Graukopfs Martin in ſein
ihm angewieſenes Zimmer trat.

„Waren der gnaͤdige Herr ſchon einmal in
dieſer Gegend?“ hob der letztere ſchmunzelnd an.

„Nein,“ erwiederte Blauenſtein kurz, und ließ
ſich die ſchneeweiße Halsbinde loͤſen.

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[28/0034] Wahrheit beſſer vertraut, als in dieſer ſchoͤnen Stunde!“ 2. Die Verlobung. Die Schloßuhr brummte die zwoͤlfte Stunde in die ſchweigende Nacht, als Blauenſtein mit der Niederlage des Oncle Heinrich, der ſeine Kraͤfte auch an ihm meſſen wollte, das Schachbrett und das Zimmer verließ. Tina war ſchon vorher mit Tante Letty verſchwunden, welche ſeit einer Stunde immerwaͤhrend mit dem Kopfe genickt; ſie hatte beſtimmt ſchon ihr bluͤthenweißes Bettchen aufge¬ ſucht, und ſchlummerte in das Reich der gluͤck¬ lichſten Traͤume hinuͤber, als Blauenſtein in der Begleitung des alten Graukopfs Martin in ſein ihm angewieſenes Zimmer trat. „Waren der gnaͤdige Herr ſchon einmal in dieſer Gegend?“ hob der letztere ſchmunzelnd an. „Nein,“ erwiederte Blauenſtein kurz, und ließ ſich die ſchneeweiße Halsbinde loͤſen.

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Zitationshilfe: Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/34>, abgerufen am 25.04.2024.