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Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.

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allenfalls, wenn Noth an Mann ginge, wäre er
ja immer mit seiner Hülfe noch da, die man
bestimmt nicht verschmähen werde.

So hatte jeder und jede in Blumenau etwas
zu ertheilt erhalten, was einen vorübergehenden
Kummer verursachte. Tina erbebte in der innern
Liebespein, Tante Letty bemühte sich vergebens,
ihren Bruder, den Grafen, für ihre Rachepläne
zu bearbeiten, und Heinrich war ärgerlich über
das Mißlingen seiner Operationen.

Anders sah es mit unserm Blauenstein aus.

7.
Das Testament.

Der Secretair Blum hatte mit gewissenhafter
Treue dafür gesorgt, daß man sich in keinem
Orte lange aufzuhalten brauchte, und so ging die
Reise in die Heimath mit möglichster Raschheit.
Am Abend des dritten Tages erhoben sich die
hohen Thürme von Blauensteins Vaterstadt in
die düstere Luft. Das Wetter war stürmisch;

allenfalls, wenn Noth an Mann ginge, waͤre er
ja immer mit ſeiner Huͤlfe noch da, die man
beſtimmt nicht verſchmaͤhen werde.

So hatte jeder und jede in Blumenau etwas
zu ertheilt erhalten, was einen voruͤbergehenden
Kummer verurſachte. Tina erbebte in der innern
Liebespein, Tante Letty bemuͤhte ſich vergebens,
ihren Bruder, den Grafen, fuͤr ihre Racheplaͤne
zu bearbeiten, und Heinrich war aͤrgerlich uͤber
das Mißlingen ſeiner Operationen.

Anders ſah es mit unſerm Blauenſtein aus.

7.
Das Teſtament.

Der Secretair Blum hatte mit gewiſſenhafter
Treue dafuͤr geſorgt, daß man ſich in keinem
Orte lange aufzuhalten brauchte, und ſo ging die
Reiſe in die Heimath mit moͤglichſter Raſchheit.
Am Abend des dritten Tages erhoben ſich die
hohen Thuͤrme von Blauenſteins Vaterſtadt in
die duͤſtere Luft. Das Wetter war ſtuͤrmiſch;

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[107/0113] allenfalls, wenn Noth an Mann ginge, waͤre er ja immer mit ſeiner Huͤlfe noch da, die man beſtimmt nicht verſchmaͤhen werde. So hatte jeder und jede in Blumenau etwas zu ertheilt erhalten, was einen voruͤbergehenden Kummer verurſachte. Tina erbebte in der innern Liebespein, Tante Letty bemuͤhte ſich vergebens, ihren Bruder, den Grafen, fuͤr ihre Racheplaͤne zu bearbeiten, und Heinrich war aͤrgerlich uͤber das Mißlingen ſeiner Operationen. Anders ſah es mit unſerm Blauenſtein aus. 7. Das Teſtament. Der Secretair Blum hatte mit gewiſſenhafter Treue dafuͤr geſorgt, daß man ſich in keinem Orte lange aufzuhalten brauchte, und ſo ging die Reiſe in die Heimath mit moͤglichſter Raſchheit. Am Abend des dritten Tages erhoben ſich die hohen Thuͤrme von Blauenſteins Vaterſtadt in die duͤſtere Luft. Das Wetter war ſtuͤrmiſch;

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Zitationshilfe: Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/113>, abgerufen am 29.03.2024.