13. Die Verpflegung der Truppen ist eine noth- wendige Bedingung des Kriegführens und hat deshalb einen großen Einfluß auf die Operationen, vorzüglich da- durch daß sie das Konzentriren der Massen nur bis auf einen gewissen Grad erlaubt und daß sie bei der Wahl der Operationslinie das Kriegstheater mitbestimmt.
14. Die Verpflegung der Truppen geschieht da wo die Provinz es irgend erlaubt auf Kosten der Provinz durch Requisitionen.
Bei der jetzigen Kriegsart nehmen die Armeen einen beträchtlich größern Raum ein als ehemals.
Die Bildung eigener selbstständiger Korps hat dies möglich gemacht ohne sich gegen Den in Nachtheil zu stel- len welcher auf die alte Art (mit 70- bis 100,000 Mann) auf einem Flecke konzentrirt steht; denn ein einzelnes Korps was so organisirt ist wie man sie jetzt organisirt hat, kann es mit einem zwei- und dreifach überlegenen Feinde eine Zeit lang aufnehmen; die übrigen kommen dann herbei, und wenn dies Korps auch wirklich schon geschlagen ist, so hat es nicht umsonst gefochten, wie das schon bei einer andern Gelegenheit bemerkt ist.
Es rücken also jetzt die einzelnen Divisionen und Korps von einander getrennt neben und hintereinander ins Feld, nur so weit zusammengehalten daß sie, wenn sie zu einer Armee gehören, noch an der nämlichen Schlacht An- theil nehmen können.
Dies macht die augenblickliche Verpflegung ohne Magazine möglich. Die Einrichtung der Korps selbst mit ihrem Generalstabe und ihrer Verpflegungsbehörde er- leichtert sie.
15. Da wo nicht wichtigere Gründe entscheiden (z. B. die Stellung der feindlichen Hauptarmee), wählt man die
13. Die Verpflegung der Truppen iſt eine noth- wendige Bedingung des Kriegfuͤhrens und hat deshalb einen großen Einfluß auf die Operationen, vorzuͤglich da- durch daß ſie das Konzentriren der Maſſen nur bis auf einen gewiſſen Grad erlaubt und daß ſie bei der Wahl der Operationslinie das Kriegstheater mitbeſtimmt.
14. Die Verpflegung der Truppen geſchieht da wo die Provinz es irgend erlaubt auf Koſten der Provinz durch Requiſitionen.
Bei der jetzigen Kriegsart nehmen die Armeen einen betraͤchtlich groͤßern Raum ein als ehemals.
Die Bildung eigener ſelbſtſtaͤndiger Korps hat dies moͤglich gemacht ohne ſich gegen Den in Nachtheil zu ſtel- len welcher auf die alte Art (mit 70- bis 100,000 Mann) auf einem Flecke konzentrirt ſteht; denn ein einzelnes Korps was ſo organiſirt iſt wie man ſie jetzt organiſirt hat, kann es mit einem zwei- und dreifach uͤberlegenen Feinde eine Zeit lang aufnehmen; die uͤbrigen kommen dann herbei, und wenn dies Korps auch wirklich ſchon geſchlagen iſt, ſo hat es nicht umſonſt gefochten, wie das ſchon bei einer andern Gelegenheit bemerkt iſt.
Es ruͤcken alſo jetzt die einzelnen Diviſionen und Korps von einander getrennt neben und hintereinander ins Feld, nur ſo weit zuſammengehalten daß ſie, wenn ſie zu einer Armee gehoͤren, noch an der naͤmlichen Schlacht An- theil nehmen koͤnnen.
Dies macht die augenblickliche Verpflegung ohne Magazine moͤglich. Die Einrichtung der Korps ſelbſt mit ihrem Generalſtabe und ihrer Verpflegungsbehoͤrde er- leichtert ſie.
15. Da wo nicht wichtigere Gruͤnde entſcheiden (z. B. die Stellung der feindlichen Hauptarmee), waͤhlt man die
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13. Die Verpflegung der Truppen iſt eine noth-
wendige Bedingung des Kriegfuͤhrens und hat deshalb
einen großen Einfluß auf die Operationen, vorzuͤglich da-
durch daß ſie das Konzentriren der Maſſen nur bis auf
einen gewiſſen Grad erlaubt und daß ſie bei der Wahl
der Operationslinie das Kriegstheater mitbeſtimmt.
14. Die Verpflegung der Truppen geſchieht da wo
die Provinz es irgend erlaubt auf Koſten der Provinz
durch Requiſitionen.
Bei der jetzigen Kriegsart nehmen die Armeen einen
betraͤchtlich groͤßern Raum ein als ehemals.
Die Bildung eigener ſelbſtſtaͤndiger Korps hat dies
moͤglich gemacht ohne ſich gegen Den in Nachtheil zu ſtel-
len welcher auf die alte Art (mit 70- bis 100,000 Mann)
auf einem Flecke konzentrirt ſteht; denn ein einzelnes Korps
was ſo organiſirt iſt wie man ſie jetzt organiſirt hat, kann
es mit einem zwei- und dreifach uͤberlegenen Feinde eine
Zeit lang aufnehmen; die uͤbrigen kommen dann herbei,
und wenn dies Korps auch wirklich ſchon geſchlagen iſt,
ſo hat es nicht umſonſt gefochten, wie das ſchon bei einer
andern Gelegenheit bemerkt iſt.
Es ruͤcken alſo jetzt die einzelnen Diviſionen und
Korps von einander getrennt neben und hintereinander ins
Feld, nur ſo weit zuſammengehalten daß ſie, wenn ſie zu
einer Armee gehoͤren, noch an der naͤmlichen Schlacht An-
theil nehmen koͤnnen.
Dies macht die augenblickliche Verpflegung ohne
Magazine moͤglich. Die Einrichtung der Korps ſelbſt
mit ihrem Generalſtabe und ihrer Verpflegungsbehoͤrde er-
leichtert ſie.
15. Da wo nicht wichtigere Gruͤnde entſcheiden (z. B.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/260>, abgerufen am 25.04.2024.
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