Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite
4. für uns der Gewinn eines Theils dieser Quellen;
mit andern Worten: der Vortheil auf Kosten des Feindes
zu leben;
5. der Verlust des innern Zusammenhanges und der
regelmäßigen Bewegung aller Theile beim Feinde;
6. die Verbündeten des Gegners lassen von ihm
los und andere wenden sich uns zu;
7. endlich Muthlosigkeit des Gegners, wobei ihm
die Waffen zum Theil aus den Händen fallen.

Die Ursachen der Schwächung sind:

1. daß wir genöthigt sind feindliche Festungen zu be-
lagern, zu berennen oder zu beobachten; oder daß der Feind
vor dem Siege dasselbe that und beim Rückzug diese Korps
an sich zieht;
2. von dem Augenblick an wo wir das feindliche
Gebiet betreten ändert sich die Natur des Kriegstheaters,
es wird feindlich; wir müssen dasselbe besetzen, denn es
gehört uns nur so weit wie wir es besetzt haben, und
doch bietet es der ganzen Maschine überall Schwierigkei-
ten dar, die nothwendig zur Schwächung ihrer Wirkungen
führen müssen;
3. wir entfernen uns von unsern Quellen während
der Gegner sich den seinigen nähert; dies verursacht Auf-
enthalt in dem Ersatz der ausgegebenen Kräfte;
4. die Gefahr des bedrohten Staats ruft andere
Mächte zu seinem Schutz auf;
5. endlich größere Anstrengung des Gegners wegen
der Größe der Gefahr, dagegen ein Nachlassen in den
Anstrengungen von Seiten des siegenden Staates.

Alle diese Vortheile und Nachtheile können mit ein-
ander bestehen, sich gewissermaßen einander begegnen und

4. fuͤr uns der Gewinn eines Theils dieſer Quellen;
mit andern Worten: der Vortheil auf Koſten des Feindes
zu leben;
5. der Verluſt des innern Zuſammenhanges und der
regelmaͤßigen Bewegung aller Theile beim Feinde;
6. die Verbuͤndeten des Gegners laſſen von ihm
los und andere wenden ſich uns zu;
7. endlich Muthloſigkeit des Gegners, wobei ihm
die Waffen zum Theil aus den Haͤnden fallen.

Die Urſachen der Schwaͤchung ſind:

1. daß wir genoͤthigt ſind feindliche Feſtungen zu be-
lagern, zu berennen oder zu beobachten; oder daß der Feind
vor dem Siege daſſelbe that und beim Ruͤckzug dieſe Korps
an ſich zieht;
2. von dem Augenblick an wo wir das feindliche
Gebiet betreten aͤndert ſich die Natur des Kriegstheaters,
es wird feindlich; wir muͤſſen daſſelbe beſetzen, denn es
gehoͤrt uns nur ſo weit wie wir es beſetzt haben, und
doch bietet es der ganzen Maſchine uͤberall Schwierigkei-
ten dar, die nothwendig zur Schwaͤchung ihrer Wirkungen
fuͤhren muͤſſen;
3. wir entfernen uns von unſern Quellen waͤhrend
der Gegner ſich den ſeinigen naͤhert; dies verurſacht Auf-
enthalt in dem Erſatz der ausgegebenen Kraͤfte;
4. die Gefahr des bedrohten Staats ruft andere
Maͤchte zu ſeinem Schutz auf;
5. endlich groͤßere Anſtrengung des Gegners wegen
der Groͤße der Gefahr, dagegen ein Nachlaſſen in den
Anſtrengungen von Seiten des ſiegenden Staates.

Alle dieſe Vortheile und Nachtheile koͤnnen mit ein-
ander beſtehen, ſich gewiſſermaßen einander begegnen und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0087" n="73"/>
            <list>
              <item>4. fu&#x0364;r uns der Gewinn eines Theils die&#x017F;er Quellen;<lb/>
mit andern Worten: der Vortheil auf Ko&#x017F;ten des Feindes<lb/>
zu leben;</item><lb/>
              <item>5. der Verlu&#x017F;t des innern Zu&#x017F;ammenhanges und der<lb/>
regelma&#x0364;ßigen Bewegung aller Theile beim Feinde;</item><lb/>
              <item>6. die Verbu&#x0364;ndeten des Gegners la&#x017F;&#x017F;en von ihm<lb/>
los und andere wenden &#x017F;ich uns zu;</item><lb/>
              <item>7. endlich Muthlo&#x017F;igkeit des Gegners, wobei ihm<lb/>
die Waffen zum Theil aus den Ha&#x0364;nden fallen.</item>
            </list><lb/>
            <p>Die Ur&#x017F;achen der Schwa&#x0364;chung &#x017F;ind:</p><lb/>
            <list>
              <item>1. daß wir geno&#x0364;thigt &#x017F;ind feindliche Fe&#x017F;tungen zu be-<lb/>
lagern, zu berennen oder zu beobachten; oder daß der Feind<lb/>
vor dem Siege da&#x017F;&#x017F;elbe that und beim Ru&#x0364;ckzug die&#x017F;e Korps<lb/>
an &#x017F;ich zieht;</item><lb/>
              <item>2. von dem Augenblick an wo wir das feindliche<lb/>
Gebiet betreten a&#x0364;ndert &#x017F;ich die Natur des Kriegstheaters,<lb/>
es wird feindlich; wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en da&#x017F;&#x017F;elbe be&#x017F;etzen, denn es<lb/>
geho&#x0364;rt uns nur &#x017F;o weit wie wir es be&#x017F;etzt haben, und<lb/>
doch bietet es der ganzen Ma&#x017F;chine u&#x0364;berall Schwierigkei-<lb/>
ten dar, die nothwendig zur Schwa&#x0364;chung ihrer Wirkungen<lb/>
fu&#x0364;hren mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en;</item><lb/>
              <item>3. wir entfernen uns von un&#x017F;ern Quellen wa&#x0364;hrend<lb/>
der Gegner &#x017F;ich den &#x017F;einigen na&#x0364;hert; dies verur&#x017F;acht Auf-<lb/>
enthalt in dem Er&#x017F;atz der ausgegebenen Kra&#x0364;fte;</item><lb/>
              <item>4. die Gefahr des bedrohten Staats ruft andere<lb/>
Ma&#x0364;chte zu &#x017F;einem Schutz auf;</item><lb/>
              <item>5. endlich gro&#x0364;ßere An&#x017F;trengung des Gegners wegen<lb/>
der Gro&#x0364;ße der Gefahr, dagegen ein Nachla&#x017F;&#x017F;en in den<lb/>
An&#x017F;trengungen von Seiten des &#x017F;iegenden Staates.</item>
            </list><lb/>
            <p>Alle die&#x017F;e Vortheile und Nachtheile ko&#x0364;nnen mit ein-<lb/>
ander be&#x017F;tehen, &#x017F;ich gewi&#x017F;&#x017F;ermaßen einander begegnen und<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[73/0087] 4. fuͤr uns der Gewinn eines Theils dieſer Quellen; mit andern Worten: der Vortheil auf Koſten des Feindes zu leben; 5. der Verluſt des innern Zuſammenhanges und der regelmaͤßigen Bewegung aller Theile beim Feinde; 6. die Verbuͤndeten des Gegners laſſen von ihm los und andere wenden ſich uns zu; 7. endlich Muthloſigkeit des Gegners, wobei ihm die Waffen zum Theil aus den Haͤnden fallen. Die Urſachen der Schwaͤchung ſind: 1. daß wir genoͤthigt ſind feindliche Feſtungen zu be- lagern, zu berennen oder zu beobachten; oder daß der Feind vor dem Siege daſſelbe that und beim Ruͤckzug dieſe Korps an ſich zieht; 2. von dem Augenblick an wo wir das feindliche Gebiet betreten aͤndert ſich die Natur des Kriegstheaters, es wird feindlich; wir muͤſſen daſſelbe beſetzen, denn es gehoͤrt uns nur ſo weit wie wir es beſetzt haben, und doch bietet es der ganzen Maſchine uͤberall Schwierigkei- ten dar, die nothwendig zur Schwaͤchung ihrer Wirkungen fuͤhren muͤſſen; 3. wir entfernen uns von unſern Quellen waͤhrend der Gegner ſich den ſeinigen naͤhert; dies verurſacht Auf- enthalt in dem Erſatz der ausgegebenen Kraͤfte; 4. die Gefahr des bedrohten Staats ruft andere Maͤchte zu ſeinem Schutz auf; 5. endlich groͤßere Anſtrengung des Gegners wegen der Groͤße der Gefahr, dagegen ein Nachlaſſen in den Anſtrengungen von Seiten des ſiegenden Staates. Alle dieſe Vortheile und Nachtheile koͤnnen mit ein- ander beſtehen, ſich gewiſſermaßen einander begegnen und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/87
Zitationshilfe: Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/87>, abgerufen am 28.03.2024.