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Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896.

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mentarfächern der Volksschule. Die Mehrzahl der Schülerinnen
wohnt in dem Hause selber. Keine der Anstalten des Lette-
Vereins ist so schnell aufgeblüht wie diese.

Endlich die jüngste Schule des Vereins ist die im October
1890 eröffnete "Photographische Lehranstalt", welche das Zeichnen
nach lebenden Modellen, Proportionslehre, Gewandzeichnen,
photographische Uebungen, Retouche, Lithographie, Kupferstich,
Radirung umfaßt. Auch sie fand von Anfang an lebhaften
Zuspruch.

II.

Hier ist, mit einigen nicht wohl zu vermeidenden Einzel-
heiten, das Wirken eines Vereins geschildert, der in hervor-
ragender Weise ein Stück der deutschen Frauenbewegung bildet,
der in zahlreichen kleineren Vereinen seine Nachahmung und
Ergänzung gefunden hat; es ist hier geschildert, um das Wesen
der deutschen Frauenbewegung zu charakterisiren. Allerdings
würde das Bild nicht erschöpfend sein, wenn wir uns auf diesen
einen Verein beschränkten.

Schon der parallel laufende Verein von ähnlichem Alter,
der in Leipzig seinen Mittelpunkt hat, wie jener in Berlin, der
in ein freundnachbarliches Verhältniß der Zusammenwirkung mit
dem andern Verein getreten ist, hat doch einen etwas ver-
schiedenen Charakter. Hier war es nicht eine bewährte Vereins-
organisation von bewährtem Rufe, die der neuen Bewegung
zum Dasein verhalf, nicht ein in den gewohnten Bahnen der
Gemeinnützigkeit thätiger Verein anerkannter Persönlichkeiten,
die jetzt ein neues Stück neben dem alten ergriffen, um daraus

mentarfächern der Volksschule. Die Mehrzahl der Schülerinnen
wohnt in dem Hause selber. Keine der Anstalten des Lette-
Vereins ist so schnell aufgeblüht wie diese.

Endlich die jüngste Schule des Vereins ist die im October
1890 eröffnete „Photographische Lehranstalt“, welche das Zeichnen
nach lebenden Modellen, Proportionslehre, Gewandzeichnen,
photographische Uebungen, Retouche, Lithographie, Kupferstich,
Radirung umfaßt. Auch sie fand von Anfang an lebhaften
Zuspruch.

II.

Hier ist, mit einigen nicht wohl zu vermeidenden Einzel-
heiten, das Wirken eines Vereins geschildert, der in hervor-
ragender Weise ein Stück der deutschen Frauenbewegung bildet,
der in zahlreichen kleineren Vereinen seine Nachahmung und
Ergänzung gefunden hat; es ist hier geschildert, um das Wesen
der deutschen Frauenbewegung zu charakterisiren. Allerdings
würde das Bild nicht erschöpfend sein, wenn wir uns auf diesen
einen Verein beschränkten.

Schon der parallel laufende Verein von ähnlichem Alter,
der in Leipzig seinen Mittelpunkt hat, wie jener in Berlin, der
in ein freundnachbarliches Verhältniß der Zusammenwirkung mit
dem andern Verein getreten ist, hat doch einen etwas ver-
schiedenen Charakter. Hier war es nicht eine bewährte Vereins-
organisation von bewährtem Rufe, die der neuen Bewegung
zum Dasein verhalf, nicht ein in den gewohnten Bahnen der
Gemeinnützigkeit thätiger Verein anerkannter Persönlichkeiten,
die jetzt ein neues Stück neben dem alten ergriffen, um daraus

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[20/0036] mentarfächern der Volksschule. Die Mehrzahl der Schülerinnen wohnt in dem Hause selber. Keine der Anstalten des Lette- Vereins ist so schnell aufgeblüht wie diese. Endlich die jüngste Schule des Vereins ist die im October 1890 eröffnete „Photographische Lehranstalt“, welche das Zeichnen nach lebenden Modellen, Proportionslehre, Gewandzeichnen, photographische Uebungen, Retouche, Lithographie, Kupferstich, Radirung umfaßt. Auch sie fand von Anfang an lebhaften Zuspruch. II. Hier ist, mit einigen nicht wohl zu vermeidenden Einzel- heiten, das Wirken eines Vereins geschildert, der in hervor- ragender Weise ein Stück der deutschen Frauenbewegung bildet, der in zahlreichen kleineren Vereinen seine Nachahmung und Ergänzung gefunden hat; es ist hier geschildert, um das Wesen der deutschen Frauenbewegung zu charakterisiren. Allerdings würde das Bild nicht erschöpfend sein, wenn wir uns auf diesen einen Verein beschränkten. Schon der parallel laufende Verein von ähnlichem Alter, der in Leipzig seinen Mittelpunkt hat, wie jener in Berlin, der in ein freundnachbarliches Verhältniß der Zusammenwirkung mit dem andern Verein getreten ist, hat doch einen etwas ver- schiedenen Charakter. Hier war es nicht eine bewährte Vereins- organisation von bewährtem Rufe, die der neuen Bewegung zum Dasein verhalf, nicht ein in den gewohnten Bahnen der Gemeinnützigkeit thätiger Verein anerkannter Persönlichkeiten, die jetzt ein neues Stück neben dem alten ergriffen, um daraus

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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2021-02-18T15:54:56Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cohn_frauenbewegung_1896/36>, abgerufen am 29.03.2024.