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Collin, Heinrich Joseph von: Coriolan. Berlin, 1804.

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Ein jeder ehret deine Kriegserfahrung,
Und deine Tugend, deinen Heldenmuth;
Drum wünschet jeder, diesen Herrscherstab
Sogleich in deiner tapfern Hand zu sehen.
So lange noch der Krieg das Heer der Volsker
Im Felde hält, wird jeder, auch der Beste,
Dir unterwürfig seyn. Dein weiser Wille
Ist ihr Gesetz -- Du herrschest unumschränkt.
-- Ich aber lege meine Würde nieder,
Die oft mich drückte, selten mich erfreute,
Und bin entzückt, in stärkern Händen sie
Zu wissen. Heil dem Vaterland! So ruf'
Ich nun. Mein Herz erfreuet sich! Ich sehe
Das stolze Rom gebeuget! Heil den Volskern!
Und Heil auch dir! Du ziehst bald im Triumph
Als Sieger ein in unsrer Väter Stadt.
Wenn alles freudig jauchzt, dann hebet mich
Mein stilles Selbstgefühl; dann denk' ich mir:
Dem Edlern weichen, ist ein seltner Ruhm! --
Und so entsteig' ich nun dem Tribunal,
Und nahe dir, mein Feldherr, mein Gebieter! --
So wie ich, deine Rechte nun ergreifend,
Dir ehrfurchtsvoll Gehorsam angelobe,
Sieh, so gelobt ein jeder!
Alle.
Wir geloben!
Att. Tullus.
Und nun erfreue, Feldherr, deinen Rath!
Ein jeder ehret deine Kriegserfahrung,
Und deine Tugend, deinen Heldenmuth;
Drum wünſchet jeder, dieſen Herrſcherſtab
Sogleich in deiner tapfern Hand zu ſehen.
So lange noch der Krieg das Heer der Volsker
Im Felde hält, wird jeder, auch der Beſte,
Dir unterwürfig ſeyn. Dein weiſer Wille
Iſt ihr Geſetz — Du herrſcheſt unumſchränkt.
— Ich aber lege meine Würde nieder,
Die oft mich drückte, ſelten mich erfreute,
Und bin entzückt, in ſtärkern Händen ſie
Zu wiſſen. Heil dem Vaterland! So ruf’
Ich nun. Mein Herz erfreuet ſich! Ich ſehe
Das ſtolze Rom gebeuget! Heil den Volskern!
Und Heil auch dir! Du ziehſt bald im Triumph
Als Sieger ein in unſrer Väter Stadt.
Wenn alles freudig jauchzt, dann hebet mich
Mein ſtilles Selbſtgefühl; dann denk’ ich mir:
Dem Edlern weichen, iſt ein ſeltner Ruhm! —
Und ſo entſteig’ ich nun dem Tribunal,
Und nahe dir, mein Feldherr, mein Gebieter! —
So wie ich, deine Rechte nun ergreifend,
Dir ehrfurchtsvoll Gehorſam angelobe,
Sieh, ſo gelobt ein jeder!
Alle.
Wir geloben!
Att. Tullus.
Und nun erfreue, Feldherr, deinen Rath!
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[52/0060] Ein jeder ehret deine Kriegserfahrung, Und deine Tugend, deinen Heldenmuth; Drum wünſchet jeder, dieſen Herrſcherſtab Sogleich in deiner tapfern Hand zu ſehen. So lange noch der Krieg das Heer der Volsker Im Felde hält, wird jeder, auch der Beſte, Dir unterwürfig ſeyn. Dein weiſer Wille Iſt ihr Geſetz — Du herrſcheſt unumſchränkt. — Ich aber lege meine Würde nieder, Die oft mich drückte, ſelten mich erfreute, Und bin entzückt, in ſtärkern Händen ſie Zu wiſſen. Heil dem Vaterland! So ruf’ Ich nun. Mein Herz erfreuet ſich! Ich ſehe Das ſtolze Rom gebeuget! Heil den Volskern! Und Heil auch dir! Du ziehſt bald im Triumph Als Sieger ein in unſrer Väter Stadt. Wenn alles freudig jauchzt, dann hebet mich Mein ſtilles Selbſtgefühl; dann denk’ ich mir: Dem Edlern weichen, iſt ein ſeltner Ruhm! — Und ſo entſteig’ ich nun dem Tribunal, Und nahe dir, mein Feldherr, mein Gebieter! — So wie ich, deine Rechte nun ergreifend, Dir ehrfurchtsvoll Gehorſam angelobe, Sieh, ſo gelobt ein jeder! Alle. Wir geloben! Att. Tullus. Und nun erfreue, Feldherr, deinen Rath!

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Zitationshilfe: Collin, Heinrich Joseph von: Coriolan. Berlin, 1804, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/collin_coriolan_1804/60>, abgerufen am 29.03.2024.