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Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874.

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Bemühungen an den Kindern, auf daß sie zu Dei-
nem Wohlgefallen und zu ihrer und meiner Freude
heranwachsen. Du bist ein reicher Vergelter; so lohne
denn meiner Gattin Alles, was sie für die Kinder,
welche ja auch Dein sind, unablässig thut, mit Gnade
und ewigem Heile. Amen.

Gebet um die Gnade der standesmäßigen
Keuschheit.*)

O Gott, Du Liebhaber reiner Seelen, "von dem
jegliches vollkommene Geschenk kommt,"
auch ich

*) Mit Recht findet dieses Gebet Platz unter den Gebe-
ten eines christlichen Vaters. Denn kommt es, damit die
Erziehung wohl gelinge, vor Allem darauf an, daß die
Eltern echt christliche Frömmigkeit üben, weil nur dann
das so notwendige gute Beispiel und der Segen der gött-
lichen Gnade - beide ganz unentbehrlich - stattfindet,
so ist es ja eben ein keusches Herz und Leben, worin allein
solche Frömmigkeit gedeihet. Daher Gottes h. Wille, daß
auch Eheleute in ihrem Stande züchtig und ehrbar leben.
Es finde hier das ernste Wort des h. Engels Raphael
an den jüngern Tobias Platz (Buch Tobias 6, 17 ff.):
"Welche so in den Ehestand treten," und so darin leben,
"daß sie Gott von sich und von ihrem Herzen ausschlie-
ßen, und ihrer Wollust also Pflegen, wie Roß und Maul-
esel, die keinen Verstand haben, über die hat der Teufel
Gewalt"
(das bezieht sich auf die sieben Männer der Sara,
welche sämmtlich in der Nacht nach der Verehelichung plötz-
lich starben); "ich habe gehört," sagte Tobias (6, 14), "daß
ein böser Geist sie getödtet hat"
(und der Engel bestätigt
das). "Du aber," fährt der Engel fort, "nimm die Jung-
frau (Sara) zu dir in der Furcht des Herrn, mehr aus
Liebe zu den Kindern, als aus Lust."
Und also sprach
Tobias zu seiner Gemahlin Sara: "Wir sind Kinder der
Heiligen und dürfen nicht so zusammenkommen, wie die
Heiden, welche Gott nicht kennen."
Sollen aber christliche
Eheleute so zusammenkommen, wie es "Kindern der Heili-
gen"
d. i. Christen geziemt, sollen sie in standesmäßiger
Keuschheit leben, so bedürfen sie einer besondern Gnade.
"Und da ich wußte," heißt es im Buche der Weisheit
(8, 21) "daß ich nicht enthaltsam (keusch) sein könnte, wenn
der Herr es nicht verleihet, so trat ich zum Herrn und
flehete"
(um diese Gnade), "mit der ganzen Inbrunst mei-
nes Herzens."
Daher obiges Gebet. Möge es oft "mit
der ganzen Inbrunst des Herzens"
verrichtet werden.

Bemühungen an den Kindern, auf daß sie zu Dei-
nem Wohlgefallen und zu ihrer und meiner Freude
heranwachsen. Du bist ein reicher Vergelter; so lohne
denn meiner Gattin Alles, was sie für die Kinder,
welche ja auch Dein sind, unablässig thut, mit Gnade
und ewigem Heile. Amen.

Gebet um die Gnade der standesmäßigen
Keuschheit.*)

O Gott, Du Liebhaber reiner Seelen, „von dem
jegliches vollkommene Geschenk kommt,“
auch ich

*) Mit Recht findet dieses Gebet Platz unter den Gebe-
ten eines christlichen Vaters. Denn kommt es, damit die
Erziehung wohl gelinge, vor Allem darauf an, daß die
Eltern echt christliche Frömmigkeit üben, weil nur dann
das so notwendige gute Beispiel und der Segen der gött-
lichen Gnade – beide ganz unentbehrlich – stattfindet,
so ist es ja eben ein keusches Herz und Leben, worin allein
solche Frömmigkeit gedeihet. Daher Gottes h. Wille, daß
auch Eheleute in ihrem Stande züchtig und ehrbar leben.
Es finde hier das ernste Wort des h. Engels Raphael
an den jüngern Tobias Platz (Buch Tobias 6, 17 ff.):
„Welche so in den Ehestand treten,“ und so darin leben,
„daß sie Gott von sich und von ihrem Herzen ausschlie-
ßen, und ihrer Wollust also Pflegen, wie Roß und Maul-
esel, die keinen Verstand haben, über die hat der Teufel
Gewalt“
(das bezieht sich auf die sieben Männer der Sara,
welche sämmtlich in der Nacht nach der Verehelichung plötz-
lich starben); „ich habe gehört,“ sagte Tobias (6, 14), „daß
ein böser Geist sie getödtet hat“
(und der Engel bestätigt
das). „Du aber,“ fährt der Engel fort, „nimm die Jung-
frau (Sara) zu dir in der Furcht des Herrn, mehr aus
Liebe zu den Kindern, als aus Lust.“
Und also sprach
Tobias zu seiner Gemahlin Sara: „Wir sind Kinder der
Heiligen und dürfen nicht so zusammenkommen, wie die
Heiden, welche Gott nicht kennen.“
Sollen aber christliche
Eheleute so zusammenkommen, wie es „Kindern der Heili-
gen“
d. i. Christen geziemt, sollen sie in standesmäßiger
Keuschheit leben, so bedürfen sie einer besondern Gnade.
„Und da ich wußte,“ heißt es im Buche der Weisheit
(8, 21) „daß ich nicht enthaltsam (keusch) sein könnte, wenn
der Herr es nicht verleihet, so trat ich zum Herrn und
flehete“
(um diese Gnade), „mit der ganzen Inbrunst mei-
nes Herzens.“
Daher obiges Gebet. Möge es oft „mit
der ganzen Inbrunst des Herzens“
verrichtet werden.
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[197/0200] Bemühungen an den Kindern, auf daß sie zu Dei- nem Wohlgefallen und zu ihrer und meiner Freude heranwachsen. Du bist ein reicher Vergelter; so lohne denn meiner Gattin Alles, was sie für die Kinder, welche ja auch Dein sind, unablässig thut, mit Gnade und ewigem Heile. Amen. Gebet um die Gnade der standesmäßigen Keuschheit. *) O Gott, Du Liebhaber reiner Seelen, „von dem jegliches vollkommene Geschenk kommt,“ auch ich *) Mit Recht findet dieses Gebet Platz unter den Gebe- ten eines christlichen Vaters. Denn kommt es, damit die Erziehung wohl gelinge, vor Allem darauf an, daß die Eltern echt christliche Frömmigkeit üben, weil nur dann das so notwendige gute Beispiel und der Segen der gött- lichen Gnade – beide ganz unentbehrlich – stattfindet, so ist es ja eben ein keusches Herz und Leben, worin allein solche Frömmigkeit gedeihet. Daher Gottes h. Wille, daß auch Eheleute in ihrem Stande züchtig und ehrbar leben. Es finde hier das ernste Wort des h. Engels Raphael an den jüngern Tobias Platz (Buch Tobias 6, 17 ff.): „Welche so in den Ehestand treten,“ und so darin leben, „daß sie Gott von sich und von ihrem Herzen ausschlie- ßen, und ihrer Wollust also Pflegen, wie Roß und Maul- esel, die keinen Verstand haben, über die hat der Teufel Gewalt“ (das bezieht sich auf die sieben Männer der Sara, welche sämmtlich in der Nacht nach der Verehelichung plötz- lich starben); „ich habe gehört,“ sagte Tobias (6, 14), „daß ein böser Geist sie getödtet hat“ (und der Engel bestätigt das). „Du aber,“ fährt der Engel fort, „nimm die Jung- frau (Sara) zu dir in der Furcht des Herrn, mehr aus Liebe zu den Kindern, als aus Lust.“ Und also sprach Tobias zu seiner Gemahlin Sara: „Wir sind Kinder der Heiligen und dürfen nicht so zusammenkommen, wie die Heiden, welche Gott nicht kennen.“ Sollen aber christliche Eheleute so zusammenkommen, wie es „Kindern der Heili- gen“ d. i. Christen geziemt, sollen sie in standesmäßiger Keuschheit leben, so bedürfen sie einer besondern Gnade. „Und da ich wußte,“ heißt es im Buche der Weisheit (8, 21) „daß ich nicht enthaltsam (keusch) sein könnte, wenn der Herr es nicht verleihet, so trat ich zum Herrn und flehete“ (um diese Gnade), „mit der ganzen Inbrunst mei- nes Herzens.“ Daher obiges Gebet. Möge es oft „mit der ganzen Inbrunst des Herzens“ verrichtet werden.

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Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

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  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
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Zitationshilfe: Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/200>, abgerufen am 19.03.2024.