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Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874.

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Wenn sich bei den Unarten und Verkehrtheiten der Kinder
Unwillen, Zorn und Ungeduld in mir reget, so hilf mir,
diese Regungen zu beherrschen, auf daß ich sie nicht in
Wort und That an den Tag lege. Halte mich aufrecht,
daß ich ruhig und besonnen bleibe, so oft ich meine Kin-
der rügen oder bestrafen muß. Denn "der Zorn wirkt
nicht, was vor Dir gerecht ist."
Du sanfmüthigster Jesus,
erbarme Dich meiner! Amen.*)

Vater unser und Ave.

Gebet zu Jesus dem Kinderfreund.**)

(Besonders bei der h. Messe, bei der h. Communion oder sonst vor dem
h. Sakramente.)

O Jesus, wie groß war einst Deine Liebe zu den Kin-
dern! Sie ist es noch heut. Ja, Deine Liebe zu den
christlichen Kindern ist noch so viel größer. So liebst
Du, göttlicher Herr, auch meine Kinder mehr als ich, und
bist ihr göttlicher Freund. O wie trostreich und erhebend
für mich! Sei gelobet und gepriesen! - So verleihe mir
denn, göttlicher Heiland, die Gnade, daß ich in Allem mich
so gegen meine Kinder verhalte und Alles so an ihnen
thue, wie es dem Verlangen Deines h. Herzens und Deinem
Wohlgefallen entspricht. Gib mir, daß ich sie ganz für

*) Je mehr eine Mutter zum Zorne geneigt ist, je leichter sie sich dazu
hinreißen läßt, desto mehr muß sie es an jedem Morgen sich ernstlich
vornehmen, auf ihrer Huth zu sein und zu kämpfen, desto inständiger
muß sie zum Herrn um Beistand flehen, besonders Morgens und
auch sonst; um so den Zorn, dieses großes Uebel bei einer Mutter,
beherrschen zu lernen.
**) "Einmal," so erzählt das h. Evangelium, "wurden" (von den Müt-
tern) "Kinder zu Jesus gebracht, daß Er ihnen die Hände auflege
und für sie bete. Die Jünger aber"
(welche ihrem ohnehin so viel
belästigten Meister diese neu Mühe ersparen wollten) "wiesen sie mit
rauhen Worten ab. Da Jesus das bemerkte, legte Er ihnen seine
Mißbilligung an den Tag und sprach: Lasset die Kleinen zu Mir
kommen und wehret es ihnen nicht; denn für Solche ist das Himmel-
reich. Und Er schloß sie in Seine Arme, legte ihnen Seine Hände
auf und segnete sie."
Konnte Er auf eine rührendere Art
Seine Liebe zu den Kindern an den Tag legen? Aehnliche Züge
Seiner Liebe zu den Kindern erzählt das Evangelium auch an an-
dern Stellen. Und haben wir nicht Grund, anzunehmen, daß Jesus
die christlichen Kinder, welche nicht mehr wie die jüdischen in der
Erbsünde haften, welche als christliche Kinder so innig mit Ihm ver-
bunden sind, noch so viel mehr liebe? Also, christliche Mutter, Ihm,
dem großen Freunde deiner Kinder schließe dich innig an!

Wenn sich bei den Unarten und Verkehrtheiten der Kinder
Unwillen, Zorn und Ungeduld in mir reget, so hilf mir,
diese Regungen zu beherrschen, auf daß ich sie nicht in
Wort und That an den Tag lege. Halte mich aufrecht,
daß ich ruhig und besonnen bleibe, so oft ich meine Kin-
der rügen oder bestrafen muß. Denn „der Zorn wirkt
nicht, was vor Dir gerecht ist.“
Du sanfmüthigster Jesus,
erbarme Dich meiner! Amen.*)

Vater unser und Ave.

Gebet zu Jesus dem Kinderfreund.**)

(Besonders bei der h. Messe, bei der h. Communion oder sonst vor dem
h. Sakramente.)

O Jesus, wie groß war einst Deine Liebe zu den Kin-
dern! Sie ist es noch heut. Ja, Deine Liebe zu den
christlichen Kindern ist noch so viel größer. So liebst
Du, göttlicher Herr, auch meine Kinder mehr als ich, und
bist ihr göttlicher Freund. O wie trostreich und erhebend
für mich! Sei gelobet und gepriesen! – So verleihe mir
denn, göttlicher Heiland, die Gnade, daß ich in Allem mich
so gegen meine Kinder verhalte und Alles so an ihnen
thue, wie es dem Verlangen Deines h. Herzens und Deinem
Wohlgefallen entspricht. Gib mir, daß ich sie ganz für

*) Je mehr eine Mutter zum Zorne geneigt ist, je leichter sie sich dazu
hinreißen läßt, desto mehr muß sie es an jedem Morgen sich ernstlich
vornehmen, auf ihrer Huth zu sein und zu kämpfen, desto inständiger
muß sie zum Herrn um Beistand flehen, besonders Morgens und
auch sonst; um so den Zorn, dieses großes Uebel bei einer Mutter,
beherrschen zu lernen.
**) „Einmal,“ so erzählt das h. Evangelium, „wurden“ (von den Müt-
tern) „Kinder zu Jesus gebracht, daß Er ihnen die Hände auflege
und für sie bete. Die Jünger aber“
(welche ihrem ohnehin so viel
belästigten Meister diese neu Mühe ersparen wollten) „wiesen sie mit
rauhen Worten ab. Da Jesus das bemerkte, legte Er ihnen seine
Mißbilligung an den Tag und sprach: Lasset die Kleinen zu Mir
kommen und wehret es ihnen nicht; denn für Solche ist das Himmel-
reich. Und Er schloß sie in Seine Arme, legte ihnen Seine Hände
auf und segnete sie.“
Konnte Er auf eine rührendere Art
Seine Liebe zu den Kindern an den Tag legen? Aehnliche Züge
Seiner Liebe zu den Kindern erzählt das Evangelium auch an an-
dern Stellen. Und haben wir nicht Grund, anzunehmen, daß Jesus
die christlichen Kinder, welche nicht mehr wie die jüdischen in der
Erbsünde haften, welche als christliche Kinder so innig mit Ihm ver-
bunden sind, noch so viel mehr liebe? Also, christliche Mutter, Ihm,
dem großen Freunde deiner Kinder schließe dich innig an!
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[158/0369] Wenn sich bei den Unarten und Verkehrtheiten der Kinder Unwillen, Zorn und Ungeduld in mir reget, so hilf mir, diese Regungen zu beherrschen, auf daß ich sie nicht in Wort und That an den Tag lege. Halte mich aufrecht, daß ich ruhig und besonnen bleibe, so oft ich meine Kin- der rügen oder bestrafen muß. Denn „der Zorn wirkt nicht, was vor Dir gerecht ist.“ Du sanfmüthigster Jesus, erbarme Dich meiner! Amen. *) Vater unser und Ave. Gebet zu Jesus dem Kinderfreund. **) (Besonders bei der h. Messe, bei der h. Communion oder sonst vor dem h. Sakramente.) O Jesus, wie groß war einst Deine Liebe zu den Kin- dern! Sie ist es noch heut. Ja, Deine Liebe zu den christlichen Kindern ist noch so viel größer. So liebst Du, göttlicher Herr, auch meine Kinder mehr als ich, und bist ihr göttlicher Freund. O wie trostreich und erhebend für mich! Sei gelobet und gepriesen! – So verleihe mir denn, göttlicher Heiland, die Gnade, daß ich in Allem mich so gegen meine Kinder verhalte und Alles so an ihnen thue, wie es dem Verlangen Deines h. Herzens und Deinem Wohlgefallen entspricht. Gib mir, daß ich sie ganz für *) Je mehr eine Mutter zum Zorne geneigt ist, je leichter sie sich dazu hinreißen läßt, desto mehr muß sie es an jedem Morgen sich ernstlich vornehmen, auf ihrer Huth zu sein und zu kämpfen, desto inständiger muß sie zum Herrn um Beistand flehen, besonders Morgens und auch sonst; um so den Zorn, dieses großes Uebel bei einer Mutter, beherrschen zu lernen. **) „Einmal,“ so erzählt das h. Evangelium, „wurden“ (von den Müt- tern) „Kinder zu Jesus gebracht, daß Er ihnen die Hände auflege und für sie bete. Die Jünger aber“ (welche ihrem ohnehin so viel belästigten Meister diese neu Mühe ersparen wollten) „wiesen sie mit rauhen Worten ab. Da Jesus das bemerkte, legte Er ihnen seine Mißbilligung an den Tag und sprach: Lasset die Kleinen zu Mir kommen und wehret es ihnen nicht; denn für Solche ist das Himmel- reich. Und Er schloß sie in Seine Arme, legte ihnen Seine Hände auf und segnete sie.“ Konnte Er auf eine rührendere Art Seine Liebe zu den Kindern an den Tag legen? Aehnliche Züge Seiner Liebe zu den Kindern erzählt das Evangelium auch an an- dern Stellen. Und haben wir nicht Grund, anzunehmen, daß Jesus die christlichen Kinder, welche nicht mehr wie die jüdischen in der Erbsünde haften, welche als christliche Kinder so innig mit Ihm ver- bunden sind, noch so viel mehr liebe? Also, christliche Mutter, Ihm, dem großen Freunde deiner Kinder schließe dich innig an!

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Zitationshilfe: Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/369>, abgerufen am 19.03.2024.