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Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631.

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Mit diesem discurs ist der lieben Sonnen Herrligkeit nichts benommen/
sondern sie ist vnd bleibt gleichwol das wunderschöne Liecht/ durch welches Gott
der Schöpffer gepreiset wird: Der es erschaffen/ nicht das es dort eben das Fir-
mament/ sondern das es die andern Planetenkugeln vnd diese niedere Welt er-
leuchten/ vnd daselbst seine Wirckung außgiessen sol.

Zum beschluß geb ich den Philosophis zubedencken/ weil alles zu gewissem
end erschaffen/ vnd/ wie man sagt/ die Sternen des menschen wegen erschaffen:
item weil die Sternen des Firmaments durchleuchtige allenthalben von sich
[l]euchtende Liechter sind/ was denn das Liecht nütze/ das sie in die tieffe des Him-
mels vber sich werffen?

VI.
Woher es komme/ das wir Anno 1622. in einem Vollen
Monden Ostern gehalten haben/ welches doch in der Christlichen

Kirchen vngebräuchlich/ auch vom Concilio Niceno gar
ernstlich verboten ist?

ERstlich erinnere ich/ was ich vorhin schon einmahl berichtet/ das nem
lich das Osterfest im alten Testament von Gott selbs ist eingesetzt/ das es
solte gefeyret werden am 14 tage des ersten Monden/ Exodi 12. v. 4. Levit. 23
v. 5 Num. 28/ v.
16. Der erste Mond aber im alten Testament war der Mond
Abib oder Nisan, in welchem Gott sein Volck auß Egypten geführet hatte/ Exo
di 23. v. 15. &c. 34. v. 18. Deuter. 16. v.
1. &. 2. Dieser Mond war im an-
fang des Frühlings/ vnd war der jenige/ dessen voll Mond einfiele/ wenn tag vnd
nacht gleich war/ oder zu nechst hernach/ das ist/ wenn die Sun in den getreten/
Joseph. lib. 3. Antiq. Jud. c. 10. Diese angesetzte Osterzeit haben auch die ersten
Christen im Newen Testament gehalten. Aber etwan anderthalbhundert Jar
nach Christi Geburt/ hat sich deßwegen zwischen den Asiatischen vnd Europaei-
schen Kirchen ein grosser Zwist erhoben/ Jn dem die Europaeischen mit den Ju-
den durchaus nichts gemeins haben wollen/ sondern die Christliche Ostern/ zu
ehren der Aufferstehung Christi/ allezeit an einem Sontage gefeyret. Welches
auch endlich durchs Concilium Nicenum (300 Jahr nach Christi geburt)
ist bestetigt worden/ da die Canones Paschales gemacht/ vnd geboten/ das in der
gantzen Christenheit der Ostertag an keinem andern tage/ als an einem Sonta-
ge sol gefeyret werden/ Nemlich an dem Sontage/ welcher zu nechst auff den
Jüdischen Ostertag (das ist auff den voll Mond Nisan, wie oben gesagt) fol-
get. Vnd damit/ wenn etwan der voll Mond Nisan auff einen Sontag einfiele/

die

Mit dieſem diſcurs iſt der lieben Sonnen Herrligkeit nichts benommen/
ſondern ſie iſt vnd bleibt gleichwol das wunderſchoͤne Liecht/ durch welches Gott
der Schoͤpffer gepreiſet wird: Der es erſchaffen/ nicht das es dort eben das Fir-
mament/ ſondern das es die andern Planetenkugeln vnd dieſe niedere Welt er-
leuchten/ vnd daſelbſt ſeine Wirckung außgieſſen ſol.

Zum beſchluß geb ich den Philoſophis zubedencken/ weil alles zu gewiſſem
end erſchaffen/ vnd/ wie man ſagt/ die Sternen des menſchen wegen erſchaffen:
item weil die Sternen des Firmaments durchleuchtige allenthalben von ſich
[l]euchtende Liechter ſind/ was denn das Liecht nuͤtze/ das ſie in die tieffe des Him-
mels vber ſich werffen?

VI.
Woher es komme/ das wir Anno 1622. in einem Vollen
Monden Oſtern gehalten haben/ welches doch in der Chriſtlichen

Kirchen vngebraͤuchlich/ auch vom Concilio Niceno gar
ernſtlich verboten iſt?

ERſtlich erinnere ich/ was ich vorhin ſchon einmahl berichtet/ das nem
lich das Oſterfeſt im alten Teſtament von Gott ſelbs iſt eingeſetzt/ das es
ſolte gefeyret werden am 14 tage des erſten Monden/ Exodi 12. v. 4. Levit. 23
v. 5 Num. 28/ v.
16. Der erſte Mond aber im alten Teſtament war der Mond
Abib oder Niſan, in welchem Gott ſein Volck auß Egypten gefuͤhret hatte/ Exo
di 23. v. 15. &c. 34. v. 18. Deuter. 16. v.
1. &. 2. Dieſer Mond war im an-
fang des Fruͤhlings/ vnd war der jenige/ deſſen voll Mond einfiele/ wenn tag vnd
nacht gleich war/ oder zu nechſt hernach/ das iſt/ wenn die ☉ in den ♈ getreten/
Joſeph. lib. 3. Antiq. Jud. c. 10. Dieſe angeſetzte Oſterzeit haben auch die erſtẽ
Chriſten im Newen Teſtament gehalten. Aber etwan anderthalbhundert Jar
nach Chriſti Geburt/ hat ſich deßwegen zwiſchen den Aſiatiſchen vnd Europæi-
ſchen Kirchen ein groſſer Zwiſt erhoben/ Jn dem die Europæiſchen mit den Ju-
den durchaus nichts gemeins haben wollen/ ſondern die Chriſtliche Oſtern/ zu
ehren der Aufferſtehung Chriſti/ allezeit an einem Sontage gefeyret. Welches
auch endlich durchs Concilium Nicenum (300 Jahr nach Chriſti geburt)
iſt beſtetigt worden/ da die Canones Paſchales gemacht/ vnd geboten/ das in der
gantzen Chriſtenheit der Oſtertag an keinem andern tage/ als an einem Sonta-
ge ſol gefeyret werden/ Nemlich an dem Sontage/ welcher zu nechſt auff den
Juͤdiſchen Oſtertag (das iſt auff den voll Mond Niſan, wie oben geſagt) fol-
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[0144] Mit dieſem diſcurs iſt der lieben Sonnen Herrligkeit nichts benommen/ ſondern ſie iſt vnd bleibt gleichwol das wunderſchoͤne Liecht/ durch welches Gott der Schoͤpffer gepreiſet wird: Der es erſchaffen/ nicht das es dort eben das Fir- mament/ ſondern das es die andern Planetenkugeln vnd dieſe niedere Welt er- leuchten/ vnd daſelbſt ſeine Wirckung außgieſſen ſol. Zum beſchluß geb ich den Philoſophis zubedencken/ weil alles zu gewiſſem end erſchaffen/ vnd/ wie man ſagt/ die Sternen des menſchen wegen erſchaffen: item weil die Sternen des Firmaments durchleuchtige allenthalben von ſich leuchtende Liechter ſind/ was denn das Liecht nuͤtze/ das ſie in die tieffe des Him- mels vber ſich werffen? VI. Woher es komme/ das wir Anno 1622. in einem Vollen Monden Oſtern gehalten haben/ welches doch in der Chriſtlichen Kirchen vngebraͤuchlich/ auch vom Concilio Niceno gar ernſtlich verboten iſt? ERſtlich erinnere ich/ was ich vorhin ſchon einmahl berichtet/ das nem lich das Oſterfeſt im alten Teſtament von Gott ſelbs iſt eingeſetzt/ das es ſolte gefeyret werden am 14 tage des erſten Monden/ Exodi 12. v. 4. Levit. 23 v. 5 Num. 28/ v. 16. Der erſte Mond aber im alten Teſtament war der Mond Abib oder Niſan, in welchem Gott ſein Volck auß Egypten gefuͤhret hatte/ Exo di 23. v. 15. &c. 34. v. 18. Deuter. 16. v. 1. &. 2. Dieſer Mond war im an- fang des Fruͤhlings/ vnd war der jenige/ deſſen voll Mond einfiele/ wenn tag vnd nacht gleich war/ oder zu nechſt hernach/ das iſt/ wenn die ☉ in den ♈ getreten/ Joſeph. lib. 3. Antiq. Jud. c. 10. Dieſe angeſetzte Oſterzeit haben auch die erſtẽ Chriſten im Newen Teſtament gehalten. Aber etwan anderthalbhundert Jar nach Chriſti Geburt/ hat ſich deßwegen zwiſchen den Aſiatiſchen vnd Europæi- ſchen Kirchen ein groſſer Zwiſt erhoben/ Jn dem die Europæiſchen mit den Ju- den durchaus nichts gemeins haben wollen/ ſondern die Chriſtliche Oſtern/ zu ehren der Aufferſtehung Chriſti/ allezeit an einem Sontage gefeyret. Welches auch endlich durchs Concilium Nicenum (300 Jahr nach Chriſti geburt) iſt beſtetigt worden/ da die Canones Paſchales gemacht/ vnd geboten/ das in der gantzen Chriſtenheit der Oſtertag an keinem andern tage/ als an einem Sonta- ge ſol gefeyret werden/ Nemlich an dem Sontage/ welcher zu nechſt auff den Juͤdiſchen Oſtertag (das iſt auff den voll Mond Niſan, wie oben geſagt) fol- get. Vnd damit/ wenn etwan der voll Mond Niſan auff einen Sontag einfiele/ die

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Zitationshilfe: Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/144>, abgerufen am 19.04.2024.