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Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631.

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Was ist von den verworffenen Tagen vnd erwehlun-
gen zu halten?

ES ist nicht ohne/ das eine zeit für der andern zu gewissen sachen dienlicher
sey/ wenns in der Natur seinen grund hat. Als das man etliche Samen
außsäet oder pflantzet oder propffet/ gegen das Newe. Liecht/ etliche gegen das
Volle: daß man zu gewissen Sommerszeiten gewisse Kräuter lieset. So haben
auch die Medici jhre dies Criticos bey den Kranckheiten/ nach dem Lauff deß
Monden/ Wiewol hievon die Philosophi vnter einander nicht gar einig/ davon
vielleicht zu anderer zeit.

Aber über diese vnnd dergleichen auff natürliche vrsachen gegründete Er-
wehlungen haben die Abergläubische Chaldaeer vnd Araber viel andere vnge-
gründete ja gottlose eingeführet/ davon deß Haly, Leupoldi, Guidonis Bonati
vnd anderer alten Autoren Bucher voll sind/ ja man findet sie auch wol bey et-
lichen Christlichen Astrologis, von denen solches etliche Calenderschreiber ent-
lehnen/ vnd in den Calendern mit gewissen Characteren verworffene tage be-
zeichnen. Als insonderheit die jenigen tage sind/ so man Egyptische nennet/ weil
man in dem wahn ist/ das Gott an denselben tagen die Egypter geplaget/ vnd
nerwegen die Patienten/ so an denselben tagen bettreisig worden/ nicht genesen
werden. Vnd sind einem jeglichen Römischen Monat dergleichen tage zween zu
geordnet/ als dem Januario der 1. vnd 7. dem Februario der 3. vnd 4. dem
Martio der 1. vnd 4. etc. Ja sie haben auch Klippelverß davon gemacht/ als:

Jan. Prima dies mensis & septima truncat ut ensis.
Febr. Quarta subit mortem, prosternit tertia sortem.
Mart. Martis prima necat, cujus sub cuspide quarta est.
April, Denus & undenus est mortis vulnere plenus. vnd so fortan.

Wer hats aber diesen Leuten gesagt/ daß es eben dieselben tage der Plagen ge-
wesen? Wer hat sie an die Römischen Monatstage angefügt? Ja wer hats jh-
nen gesagt/ das von der Zeit/ da sich die Plagen angefangen/ biß zum endlichen
außgang der Jsraeliten ein gantz Jahr verlauffen? Moses war Achtzig Jahr
alt/ da er für Pharao trat/ eh die Plagen anfiengen Exodi 7. v. 7. vnd war mit
den Kindern Jsrael in Egypten 40 Jahr/ wie bekandt/ vnd starb endlich da er
120 Jahr alt war/ Deut. 34. v. 7. Derhalben kan kein Jahr zwischen Mosis
Eingang zu Pharao vnd dem Außgang auß Egypten verflossen sein. Summa/
es sind dieses alles abergleubische vnd in heiliger Schrifft hochverbotene Er-
wehlungen/ deren man sich billich enthalten solte/ davon ich in meinem allerer-
sten Prognostico (vffs 1609 Jahr) mit mehrem geschrieben.

Warumb
Was iſt von den verworffenen Tagen vnd erwehlun-
gen zu halten?

ES iſt nicht ohne/ das eine zeit fuͤr der andern zu gewiſſen ſachen dienlicher
ſey/ wenns in der Natur ſeinen grund hat. Als das man etliche Samen
außſaͤet oder pflantzet oder propffet/ gegen das Newe. Liecht/ etliche gegen das
Volle: daß man zu gewiſſen Sommerszeiten gewiſſe Kraͤuter lieſet. So haben
auch die Medici jhre dies Criticos bey den Kranckheiten/ nach dem Lauff deß
Monden/ Wiewol hievon die Philoſophi vnter einander nicht gar einig/ davon
vielleicht zu anderer zeit.

Aber uͤber dieſe vnnd dergleichen auff natuͤrliche vrſachen gegruͤndete Er-
wehlungen haben die Aberglaͤubiſche Chaldæer vnd Araber viel andere vnge-
gruͤndete ja gottloſe eingefuͤhret/ davon deß Haly, Leupoldi, Guidonis Bonati
vnd anderer alten Autoren Bucher voll ſind/ ja man findet ſie auch wol bey et-
lichen Chriſtlichen Aſtrologis, von denen ſolches etliche Calenderſchreiber ent-
lehnen/ vnd in den Calendern mit gewiſſen Characteren verworffene tage be-
zeichnen. Als inſonderheit die jenigen tage ſind/ ſo man Egyptiſche nennet/ weil
man in dem wahn iſt/ das Gott an denſelben tagen die Egypter geplaget/ vnd
nerwegen die Patienten/ ſo an denſelben tagen bettreiſig worden/ nicht geneſen
werden. Vnd ſind einem jeglichen Roͤmiſchen Monat dergleichen tage zween zu
geordnet/ als dem Januario der 1. vnd 7. dem Februario der 3. vnd 4. dem
Martio der 1. vnd 4. etc. Ja ſie haben auch Klippelverß davon gemacht/ als:

Jan. Prima dies menſis & ſeptima truncat ut enſis.
Febr. Quarta ſubit mortem, proſternit tertia ſortem.
Mart. Martis prima necat, cujus ſub cuſpide quarta eſt.
April, Denus & undenus eſt mortis vulnere plenus. vnd ſo fortan.

Wer hats aber dieſen Leuten geſagt/ daß es eben dieſelben tage der Plagen ge-
weſen? Wer hat ſie an die Roͤmiſchen Monatstage angefuͤgt? Ja wer hats jh-
nen geſagt/ das von der Zeit/ da ſich die Plagen angefangen/ biß zum endlichen
außgang der Jſraeliten ein gantz Jahr verlauffen? Moſes war Achtzig Jahr
alt/ da er fuͤr Pharao trat/ eh die Plagen anfiengen Exodi 7. v. 7. vnd war mit
den Kindern Jſrael in Egypten 40 Jahr/ wie bekandt/ vnd ſtarb endlich da er
120 Jahr alt war/ Deut. 34. v. 7. Derhalben kan kein Jahr zwiſchen Moſis
Eingang zu Pharao vnd dem Außgang auß Egypten verfloſſen ſein. Summa/
es ſind dieſes alles abergleubiſche vnd in heiliger Schrifft hochverbotene Er-
wehlungen/ deren man ſich billich enthalten ſolte/ davon ich in meinem allerer-
ſten Prognoſtico (vffs 1609 Jahr) mit mehrem geſchrieben.

Warumb
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[0254] Was iſt von den verworffenen Tagen vnd erwehlun- gen zu halten? ES iſt nicht ohne/ das eine zeit fuͤr der andern zu gewiſſen ſachen dienlicher ſey/ wenns in der Natur ſeinen grund hat. Als das man etliche Samen außſaͤet oder pflantzet oder propffet/ gegen das Newe. Liecht/ etliche gegen das Volle: daß man zu gewiſſen Sommerszeiten gewiſſe Kraͤuter lieſet. So haben auch die Medici jhre dies Criticos bey den Kranckheiten/ nach dem Lauff deß Monden/ Wiewol hievon die Philoſophi vnter einander nicht gar einig/ davon vielleicht zu anderer zeit. Aber uͤber dieſe vnnd dergleichen auff natuͤrliche vrſachen gegruͤndete Er- wehlungen haben die Aberglaͤubiſche Chaldæer vnd Araber viel andere vnge- gruͤndete ja gottloſe eingefuͤhret/ davon deß Haly, Leupoldi, Guidonis Bonati vnd anderer alten Autoren Bucher voll ſind/ ja man findet ſie auch wol bey et- lichen Chriſtlichen Aſtrologis, von denen ſolches etliche Calenderſchreiber ent- lehnen/ vnd in den Calendern mit gewiſſen Characteren verworffene tage be- zeichnen. Als inſonderheit die jenigen tage ſind/ ſo man Egyptiſche nennet/ weil man in dem wahn iſt/ das Gott an denſelben tagen die Egypter geplaget/ vnd nerwegen die Patienten/ ſo an denſelben tagen bettreiſig worden/ nicht geneſen werden. Vnd ſind einem jeglichen Roͤmiſchen Monat dergleichen tage zween zu geordnet/ als dem Januario der 1. vnd 7. dem Februario der 3. vnd 4. dem Martio der 1. vnd 4. etc. Ja ſie haben auch Klippelverß davon gemacht/ als: Jan. Prima dies menſis & ſeptima truncat ut enſis. Febr. Quarta ſubit mortem, proſternit tertia ſortem. Mart. Martis prima necat, cujus ſub cuſpide quarta eſt. April, Denus & undenus eſt mortis vulnere plenus. vnd ſo fortan. Wer hats aber dieſen Leuten geſagt/ daß es eben dieſelben tage der Plagen ge- weſen? Wer hat ſie an die Roͤmiſchen Monatstage angefuͤgt? Ja wer hats jh- nen geſagt/ das von der Zeit/ da ſich die Plagen angefangen/ biß zum endlichen außgang der Jſraeliten ein gantz Jahr verlauffen? Moſes war Achtzig Jahr alt/ da er fuͤr Pharao trat/ eh die Plagen anfiengen Exodi 7. v. 7. vnd war mit den Kindern Jſrael in Egypten 40 Jahr/ wie bekandt/ vnd ſtarb endlich da er 120 Jahr alt war/ Deut. 34. v. 7. Derhalben kan kein Jahr zwiſchen Moſis Eingang zu Pharao vnd dem Außgang auß Egypten verfloſſen ſein. Summa/ es ſind dieſes alles abergleubiſche vnd in heiliger Schrifft hochverbotene Er- wehlungen/ deren man ſich billich enthalten ſolte/ davon ich in meinem allerer- ſten Prognoſtico (vffs 1609 Jahr) mit mehrem geſchrieben. Warumb

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Zitationshilfe: Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/254>, abgerufen am 16.04.2024.