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Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631.

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weilen auch kein Füncklein mehr darinnen zufinden: Ein gleiches ist von dem
grossen Backoffen der Erden zu verstehen/ Welcher den Sommer vber inwen-
dig von der Sonnenhitz also durchgangen/ das er noch jmmerzu auch im ange-
henden Winter etwas Wärme von sich giebt/ eh dann er so gantz erkalten kan.

IX.
Was dann vom Hundsstern zu halten? Ob nicht dersel-
be durch seine gegenwart der Sonnen Krafft stercke? Daher dann

auch die hitzigste Zeit des Sommers die Hundstage
genennet werden?

DJß ist gar eine Weltkündige meinung/ vnd hat jhre scheinbare documen-
ta,
sonderlich bey den Poeten/ Als beym Ovidio:

Est canis, Icarium dicunt, quo sidere moto
Tota sitit tellus, praeripiturque seges.
Beim Tibullo:
--arentes cum findit Sirius agros:Jtem:
Et canis aestivo torreat arva siti.

Dem sey aber wie jhm wolle/ so ist dieser Stern an der grossen hitz vnd vn-
gesundheit/ so bißweilen mit in den Hundstagen einfellet/ an sich selbs nicht
schuldig. Wil hievon deß Kepleri wort (Aphor. 82. Tertii Intervenientis)
erstlich hieher setzen. Die Sonne/ spricht er/ fehet in den Hundstagen an zu
fallen/ der Erdboden aber behelt die alte wärme vom Junio her/ vnd schlegt sie
zu der newen/ so die Sonne noch alle tage/ doch je lenger je weniger verursachet/
Da wird die Lufft von vnten auff heiß/ da ist superficies aeris hoch (verstehe
die vnterste lufft/ infimam regionem,) vnd biß in alle höhe erhitzet/ vnnd dazu
dämpfig: vnd das daß ergste/ so erstirbt die hitze allgemach/ weil die Sonne be-
ginnet abzulassen/ vnd die hitz sich nur allein in der Materi auffhelt/ das es also
in der Lufft vnd Erden/ als gleich wie in eines Menschen Leibe/ der da erstorben/
eine Fäule verursachet: daher auch letzlich die stinckenden Nebel kommen. Jtem:
es wird vmb diese zeit in anno tropico diese gelegenheit bleiben hie bey vns/
wann schon der Hundsstern in einen andern Monat hinaus wandert. Biß hie-
her Keplerus. Nun wil ich auch den nahmen der Hundstage erkleren/ neben
den vrsachen/ warumb die wirckung dieser zeit von etlichen dem Hundsstern zu-
geschrieben werden. Jn Egypten regnet es gar selten oder nimmer/ sondern an
stat des Regens wird das gantze Land alle Jahr einmal durch ergiessung deß
flusses Nili so fruchtbarlich befeuchtet/ das es gentzlich vergnüget/ vnd keines re-
gens mehr bedörfftig. Solche ergiessung fehet an am ende deß Iunii, vnd wechst

das
C

weilen auch kein Fuͤncklein mehr darinnen zufinden: Ein gleiches iſt von dem
groſſen Backoffen der Erden zu verſtehen/ Welcher den Sommer vber inwen-
dig von der Sonnenhitz alſo durchgangen/ das er noch jmmerzu auch im ange-
henden Winter etwas Waͤrme von ſich giebt/ eh dann er ſo gantz erkalten kan.

IX.
Was dann vom Hundsſtern zu halten? Ob nicht derſel-
be durch ſeine gegenwart der Sonnen Krafft ſtercke? Daher dann

auch die hitzigſte Zeit des Sommers die Hundstage
genennet werden?

DJß iſt gar eine Weltkuͤndige meinung/ vnd hat jhre ſcheinbare documen-
ta,
ſonderlich bey den Poeten/ Als beym Ovidio:

Eſt canis, Icarium dicunt, quo ſidere moto
Tota ſitit tellus, præripiturque ſeges.
Beim Tibullo:
arentes cum findit Sirius agros:Jtem:
Et canis æſtivo torreat arva ſiti.

Dem ſey aber wie jhm wolle/ ſo iſt dieſer Stern an der groſſen hitz vnd vn-
geſundheit/ ſo bißweilen mit in den Hundstagen einfellet/ an ſich ſelbs nicht
ſchuldig. Wil hievon deß Kepleri wort (Aphor. 82. Tertii Intervenientis)
erſtlich hieher ſetzen. Die Sonne/ ſpricht er/ fehet in den Hundstagen an zu
fallen/ der Erdboden aber behelt die alte waͤrme vom Junio her/ vnd ſchlegt ſie
zu der newen/ ſo die Sonne noch alle tage/ doch je lenger je weniger verurſachet/
Da wird die Lufft von vnten auff heiß/ da iſt ſuperficies aeris hoch (verſtehe
die vnterſte lufft/ infimam regionem,) vnd biß in alle hoͤhe erhitzet/ vnnd dazu
daͤmpfig: vnd das daß ergſte/ ſo erſtirbt die hitze allgemach/ weil die Sonne be-
ginnet abzulaſſen/ vnd die hitz ſich nur allein in der Materi auffhelt/ das es alſo
in der Lufft vnd Erden/ als gleich wie in eines Menſchen Leibe/ der da erſtorben/
eine Faͤule verurſachet: daher auch letzlich die ſtinckenden Nebel kom̃en. Jtem:
es wird vmb dieſe zeit in anno tropico dieſe gelegenheit bleiben hie bey vns/
wann ſchon der Hundsſtern in einen andern Monat hinaus wandert. Biß hie-
her Keplerus. Nun wil ich auch den nahmen der Hundstage erkleren/ neben
den vrſachen/ warumb die wirckung dieſer zeit von etlichen dem Hundsſtern zu-
geſchrieben werden. Jn Egypten regnet es gar ſelten oder nimmer/ ſondern an
ſtat des Regens wird das gantze Land alle Jahr einmal durch ergieſſung deß
fluſſes Nili ſo fruchtbarlich befeuchtet/ das es gentzlich vergnuͤget/ vnd keines re-
gens mehr bedoͤrfftig. Solche ergieſſung fehet an am ende deß Iunii, vñ wechſt

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[0035] weilen auch kein Fuͤncklein mehr darinnen zufinden: Ein gleiches iſt von dem groſſen Backoffen der Erden zu verſtehen/ Welcher den Sommer vber inwen- dig von der Sonnenhitz alſo durchgangen/ das er noch jmmerzu auch im ange- henden Winter etwas Waͤrme von ſich giebt/ eh dann er ſo gantz erkalten kan. IX. Was dann vom Hundsſtern zu halten? Ob nicht derſel- be durch ſeine gegenwart der Sonnen Krafft ſtercke? Daher dann auch die hitzigſte Zeit des Sommers die Hundstage genennet werden? DJß iſt gar eine Weltkuͤndige meinung/ vnd hat jhre ſcheinbare documen- ta, ſonderlich bey den Poeten/ Als beym Ovidio: Eſt canis, Icarium dicunt, quo ſidere moto Tota ſitit tellus, præripiturque ſeges.Beim Tibullo: —arentes cum findit Sirius agros:Jtem: Et canis æſtivo torreat arva ſiti. Dem ſey aber wie jhm wolle/ ſo iſt dieſer Stern an der groſſen hitz vnd vn- geſundheit/ ſo bißweilen mit in den Hundstagen einfellet/ an ſich ſelbs nicht ſchuldig. Wil hievon deß Kepleri wort (Aphor. 82. Tertii Intervenientis) erſtlich hieher ſetzen. Die Sonne/ ſpricht er/ fehet in den Hundstagen an zu fallen/ der Erdboden aber behelt die alte waͤrme vom Junio her/ vnd ſchlegt ſie zu der newen/ ſo die Sonne noch alle tage/ doch je lenger je weniger verurſachet/ Da wird die Lufft von vnten auff heiß/ da iſt ſuperficies aeris hoch (verſtehe die vnterſte lufft/ infimam regionem,) vnd biß in alle hoͤhe erhitzet/ vnnd dazu daͤmpfig: vnd das daß ergſte/ ſo erſtirbt die hitze allgemach/ weil die Sonne be- ginnet abzulaſſen/ vnd die hitz ſich nur allein in der Materi auffhelt/ das es alſo in der Lufft vnd Erden/ als gleich wie in eines Menſchen Leibe/ der da erſtorben/ eine Faͤule verurſachet: daher auch letzlich die ſtinckenden Nebel kom̃en. Jtem: es wird vmb dieſe zeit in anno tropico dieſe gelegenheit bleiben hie bey vns/ wann ſchon der Hundsſtern in einen andern Monat hinaus wandert. Biß hie- her Keplerus. Nun wil ich auch den nahmen der Hundstage erkleren/ neben den vrſachen/ warumb die wirckung dieſer zeit von etlichen dem Hundsſtern zu- geſchrieben werden. Jn Egypten regnet es gar ſelten oder nimmer/ ſondern an ſtat des Regens wird das gantze Land alle Jahr einmal durch ergieſſung deß fluſſes Nili ſo fruchtbarlich befeuchtet/ das es gentzlich vergnuͤget/ vnd keines re- gens mehr bedoͤrfftig. Solche ergieſſung fehet an am ende deß Iunii, vñ wechſt das C

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Zitationshilfe: Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/35>, abgerufen am 28.03.2024.