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Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.

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Vber den Propheten Haggai.
der vier Rincken/ welche an derselbigen waren/ dadurch die
Stangen giengen/ an welchen sie getragen ward.
Diese vier
Rincken bedeuten alle vier Ecken der Welt/ in welche der HERR
Christus durch die Predigt des Evangelii getragen worden/ wel-
ches heilwertiges Wort gegen Morgen und Abend/ gegen Mittag
und Mitternacht erschollen/ auch unter aller Creatur/ die unter
dem Himmel ist/ ja in der gantzen Welt/ ist geprediget wor-
den
Col. 1. v. 4. Matth. 26. v. 13.

Col. 1, 4.
Matth.
26,
13.

Die lade des Bundes gibt eine himmlische und geistliche Veutung

8. Ratione Cherubinorum; wegen der Cherubim/ die
ihre Flügel ausbreiteten/ und ihr Antlitz zu dem Gnaden-
stul wendeten.
Der geistliche Gnadenstul ist Christus/ wie wir
droben gehöret haben. Die Cherubim sind das alt und newe Te-
stament. Beyde weisen uns auff Christum/ denn von Jhm zeu-
get die heilige Schrifft
Johan. 5. v. 39. Er ist des GesetzesJoh. 5, 39.
Rom.
10, 4.

Ende Rom. 10. v. 4. Jm alten Testament wird geweissaget von
dem Zukünfftigen/ im Newen wird geredet von dem erschienenen Hey-
lande aller Welt. Vnd damit wir nicht weit gehen/ so wollen wir
bald ein Exempel finden. Haggai hat/ laut unsers Texts/ im
Geist verkündiget/ daß die Herrligkeit des letzten Tempels solte grös-
ser werden als die Herrligkeit des Ersten gewest. S. Lucas in dem
Evangelio des nechst abgewichenen ersten Sontags nach der heili-
gen drey Könige Tag/ hat angezeiget/ wie solches erfüllet worden/
da Jesus im 12. Jahr seines Alters am Osterfest im
Tempel zu Jerusalem sich eingestellet/ da er mitten unter
den Lehrern gesessen.
Reimet sich also unser Text gar fein auffLuc. 2, 42.
43. 49.

gegenwertige Zeit. Nun/ wir wollen darzu schreiten/ und in der
Furcht des Herrn betrachten: Vaticinium de Messia conti-Proposicio.
nuatum; Die Weissagung von dem Herrn Messia/ wie solche
der Prophet Haggai vorstellet/ und wie er in demselben weiter fort-
fehret.

Ewte Christliche Liebe bereite Hertzen und Ohren zu fleis-

siger
B b

Vber den Propheten Haggai.
der vier Rincken/ welche an derſelbigen waren/ dadurch die
Stangen giengen/ an welchen ſie getragen ward.
Dieſe vier
Rincken bedeuten alle vier Ecken der Welt/ in welche der HERR
Chriſtus durch die Predigt des Evangelii getragen worden/ wel-
ches heilwertiges Wort gegen Morgen und Abend/ gegen Mittag
und Mitternacht erſchollen/ auch unter aller Creatur/ die unter
dem Himmel iſt/ ja in der gantzen Welt/ iſt geprediget wor-
den
Col. 1. v. 4. Matth. 26. v. 13.

Col. 1, 4.
Matth.
26,
13.

Die lade des Bundes gibt eine him̃liſche und geiſtliche Veutung

8. Ratione Cherubinorum; wegen der Cherubim/ die
ihre Fluͤgel ausbreiteten/ und ihr Antlitz zu dem Gnaden-
ſtul wendeten.
Der geiſtliche Gnadenſtul iſt Chriſtus/ wie wir
droben gehoͤret haben. Die Cherubim ſind das alt und newe Te-
ſtament. Beyde weiſen uns auff Chriſtum/ denn von Jhm zeu-
get die heilige Schrifft
Johan. 5. v. 39. Er iſt des GeſetzesJoh. 5, 39.
Rom.
10, 4.

Ende Rom. 10. v. 4. Jm alten Teſtament wird geweiſſaget von
dem Zukuͤnfftigen/ im Newen wird geredet von dem erſchienenẽ Hey-
lande aller Welt. Vnd damit wir nicht weit gehen/ ſo wollen wir
bald ein Exempel finden. Haggai hat/ laut unſers Texts/ im
Geiſt verkuͤndiget/ daß die Herrligkeit des letzten Tempels ſolte groͤſ-
ſer werden als die Herrligkeit des Erſten geweſt. S. Lucas in dem
Evangelio des nechſt abgewichenen erſten Sontags nach der heili-
gen drey Koͤnige Tag/ hat angezeiget/ wie ſolches erfuͤllet worden/
da Jeſus im 12. Jahr ſeines Alters am Oſterfeſt im
Tempel zu Jeruſalem ſich eingeſtellet/ da er mitten unter
den Lehrern geſeſſen.
Reimet ſich alſo unſer Text gar fein auffLuc. 2, 42.
43. 49.

gegenwertige Zeit. Nun/ wir wollen darzu ſchreiten/ und in der
Furcht des Herrn betrachten: Vaticinium de Meſſia conti-Propoſicio.
nuatum; Die Weiſſagung von dem Herrn Meſſia/ wie ſolche
der Prophet Haggai vorſtellet/ und wie er in demſelben weiter fort-
fehret.

Ewte Chriſtliche Liebe bereite Hertzen und Ohren zu fleiſ-

ſiger
B b
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[193/0213] Vber den Propheten Haggai. der vier Rincken/ welche an derſelbigen waren/ dadurch die Stangen giengen/ an welchen ſie getragen ward. Dieſe vier Rincken bedeuten alle vier Ecken der Welt/ in welche der HERR Chriſtus durch die Predigt des Evangelii getragen worden/ wel- ches heilwertiges Wort gegen Morgen und Abend/ gegen Mittag und Mitternacht erſchollen/ auch unter aller Creatur/ die unter dem Himmel iſt/ ja in der gantzen Welt/ iſt geprediget wor- den Col. 1. v. 4. Matth. 26. v. 13. Die lade des Bundes gibt eine him̃liſche und geiſtliche Veutung 8. Ratione Cherubinorum; wegen der Cherubim/ die ihre Fluͤgel ausbreiteten/ und ihr Antlitz zu dem Gnaden- ſtul wendeten. Der geiſtliche Gnadenſtul iſt Chriſtus/ wie wir droben gehoͤret haben. Die Cherubim ſind das alt und newe Te- ſtament. Beyde weiſen uns auff Chriſtum/ denn von Jhm zeu- get die heilige Schrifft Johan. 5. v. 39. Er iſt des Geſetzes Ende Rom. 10. v. 4. Jm alten Teſtament wird geweiſſaget von dem Zukuͤnfftigen/ im Newen wird geredet von dem erſchienenẽ Hey- lande aller Welt. Vnd damit wir nicht weit gehen/ ſo wollen wir bald ein Exempel finden. Haggai hat/ laut unſers Texts/ im Geiſt verkuͤndiget/ daß die Herrligkeit des letzten Tempels ſolte groͤſ- ſer werden als die Herrligkeit des Erſten geweſt. S. Lucas in dem Evangelio des nechſt abgewichenen erſten Sontags nach der heili- gen drey Koͤnige Tag/ hat angezeiget/ wie ſolches erfuͤllet worden/ da Jeſus im 12. Jahr ſeines Alters am Oſterfeſt im Tempel zu Jeruſalem ſich eingeſtellet/ da er mitten unter den Lehrern geſeſſen. Reimet ſich alſo unſer Text gar fein auff gegenwertige Zeit. Nun/ wir wollen darzu ſchreiten/ und in der Furcht des Herrn betrachten: Vaticinium de Meſſia conti- nuatum; Die Weiſſagung von dem Herrn Meſſia/ wie ſolche der Prophet Haggai vorſtellet/ und wie er in demſelben weiter fort- fehret. Joh. 5, 39. Rom. 10, 4. Luc. 2, 42. 43. 49. Propoſicio. Ewte Chriſtliche Liebe bereite Hertzen und Ohren zu fleiſ- ſiger B b

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Zitationshilfe: Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/213>, abgerufen am 20.04.2024.