Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.

Bild:
<< vorherige Seite

Vber den Propheten Haggai.
David dermassen gekräncket/ daß er Psalm 120. v. 6. 7. 8. also ge-Ps. 120, 6. 7. 8.
klaget und gesaget: Wehe mir/ daß ich ein Frembdling bin
unter Mesech/ ich mus wohnen unter den Hütten Kedar.
Es wird meiner Seelen lang zu wohnen[/] bey denen/ die den
Frieden hasse: ich halte Friede/ aber wenn ich rede/ so fahen sie
Krieg an/
) so soll sichs doch zu f[ri]eden geben/ Gedult haben und geden-
cken/ daß die rechte Hand des Höhesten alles endern kan/
Psalm 77. v. 11. und daß denen/ die GOtt lieben/ alles zum Be-Psal. 77, 11.
Rom
8, 28.

sten dienen muß Rom. 8. v. 28. Ja sprichstu/ es bleibet gleichwol
der Friede noch immerfort dahinden/ ich bete so fleissig als ich will/
so kan ich noch zur Zeit nichts erbeten/ oder erhalten/ da doch Gott
der HEerr hat zugesaget/ daß er den Gerechten (der gerecht wor-
den ist durch den Glauben an Christum Jesum) nicht ewiglich
wolle in Vnr uhe lassen
Psalm 55. v. 23. das ist/ daß er nicht zu-Psal. 55, 23.
geben wolte/ daß di[e] Gläubigen ohne unterlaß in Vnglück schwebe-
ten/ sondern/ daß er dessen gewiß ein Ende machen/ und sie er-
retten wolle in einer Kürtze
Luc. 18. v. 7. Aber ein rechtsch affenerLuc. 18, 7.
Christ mus wissen/ daß das liebe Ertutz in solchen Verheissungen
zeitlicher Wolthaten ist ausgenommen/ welches doch nicht aussen
bleibet/ und daß der allwissende Gott/ der allein weise ist
1. Tim. 1. 17. am besten weiß was uns nützlich und zuträglich ist. Was1. Tim. 1, 17.
demnach zu gewisser Zeit zu unserm Nutz nicht gereichen mag/ auch
wohl gar an unser Seelen Seligkeit uns hindern köndte/ das gibt
Er uns nicht flugs/ sondern er verscheubets/ biß zu einer bequemen
Stunde/ die er selbst bestimmet hat/ daß Er unsern Glauben prüfe/
in uns Gedult und fewrige Andacht er wecke/ daß wir inbrünstiger be-
ten/ und endlich ein gnädiges Fiat herausbringen/ wie dort dem Ca-
naneischen W[e]ibe wiederfuhr/ welches in keinerley Wege wolte auff-
hören zu bitten/ sondern sich vest an Christum hielt/ auch alle Anfech-
tungen durch Krafft des heiligen Geistes überstund und überwand/
also/ daß Christilis endlich heraus brach und sprach: O Weib/Matth. 15
2[5].

dein Glaube ist groß/ dir gesch ehe wie du wilt/ Matth. 15.

v. 28.
D d 3

Vber den Propheten Haggai.
David dermaſſen gekraͤncket/ daß er Pſalm 120. v. 6. 7. 8. alſo ge-Pſ. 120, 6. 7. 8.
klaget und geſaget: Wehe mir/ daß ich ein Frembdling bin
unter Meſech/ ich mus wohnen unter den Huͤtten Kedar.
Es wird meiner Seelen lang zu wohnen[/] bey denen/ die den
Frieden haſſè: ich halte Friede/ aber weñ ich rede/ ſo fahen ſie
Krieg an/
) ſo ſoll ſichs doch zu f[ri]eden gebẽ/ Gedult habẽ und geden-
cken/ daß die rechte Hand des Hoͤheſten alles endern kan/
Pſalm 77. v. 11. und daß denen/ die GOtt lieben/ alles zum Be-Pſal. 77, 11.
Rom
8, 28.

ſten dienen muß Rom. 8. v. 28. Ja ſprichſtu/ es bleibet gleichwol
der Friede noch immerfort dahinden/ ich bete ſo fleiſſig als ich will/
ſo kan ich noch zur Zeit nichts erbeten/ oder erhalten/ da doch Gott
der HEerr hat zugeſaget/ daß er den Gerechten (der gerecht wor-
den iſt durch den Glauben an Chriſtum Jeſum) nicht ewiglich
wolle in Vnr uhe laſſen
Pſalm 55. v. 23. das iſt/ daß er nicht zu-Pſal. 55, 23.
geben wolte/ daß di[e] Glaͤubigen ohne unterlaß in Vngluͤck ſchwebe-
ten/ ſondern/ daß er deſſen gewiß ein Ende machen/ und ſie er-
retten wolle in einer Kuͤrtze
Luc. 18. v. 7. Aber ein rechtſch affenerLuc. 18, 7.
Chriſt mus wiſſen/ daß das liebe Ertutz in ſolchen Verheiſſungen
zeitlicher Wolthaten iſt ausgenommen/ welches doch nicht auſſen
bleibet/ und daß der allwiſſende Gott/ der allein weiſe iſt
1. Tim. 1. 17. am beſten weiß was uns nuͤtzlich und zutraͤglich iſt. Was1. Tim. 1, 17.
demnach zu gewiſſer Zeit zu unſerm Nutz nicht gereichen mag/ auch
wohl gar an unſer Seelen Seligkeit uns hindern koͤndte/ das gibt
Er uns nicht flugs/ ſondern er verſcheubets/ biß zu einer bequemen
Stunde/ die er ſelbſt beſtimmet hat/ daß Er unſern Glauben pruͤfe/
in uns Gedult und fewrige Andacht er wecke/ daß wir inbruͤnſtiger be-
ten/ und endlich ein gnaͤdiges Fiat herausbringen/ wie dort dem Ca-
naneiſchen W[e]ibe wiederfuhr/ welches in keinerley Wege wolte auff-
hoͤrẽ zu bitten/ ſondern ſich veſt an Chriſtum hielt/ auch alle Anfech-
tungen durch Krafft des heiligen Geiſtes überſtund und uͤberwand/
alſo/ daß Chriſtilis endlich heraus brach und ſprach: O Weib/Matth. 15
2[5].

dein Glaube iſt groß/ dir geſch ehe wie du wilt/ Matth. 15.

v. 28.
D d 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0233" n="213"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vber den Propheten Haggai.</hi></fw><lb/>
David derma&#x017F;&#x017F;en gekra&#x0364;ncket/ daß er P&#x017F;alm 120. v. 6. 7. 8. al&#x017F;o ge-<note place="right"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">P&#x017F;.</hi> 120, 6. 7. 8.</hi></note><lb/>
klaget und ge&#x017F;aget: <hi rendition="#fr">Wehe mir/ daß ich ein Frembdling bin<lb/>
unter Me&#x017F;ech/ ich mus wohnen unter den Hu&#x0364;tten Kedar.<lb/>
Es wird meiner Seelen lang zu wohnen<supplied>/</supplied> bey denen/ die den<lb/>
Frieden ha&#x017F;&#x017F;è: ich halte Friede/ aber wen&#x0303; ich rede/ &#x017F;o fahen &#x017F;ie<lb/>
Krieg an/</hi>) &#x017F;o &#x017F;oll &#x017F;ichs doch zu f<supplied>ri</supplied>eden gebe&#x0303;/ Gedult habe&#x0303; und geden-<lb/>
cken/ daß <hi rendition="#fr">die rechte Hand des Ho&#x0364;he&#x017F;ten alles endern kan/</hi><lb/>
P&#x017F;alm 77. v. 11. und <hi rendition="#fr">daß denen/ die GOtt lieben/ alles zum Be-</hi><note place="right"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">P&#x017F;al. 77, 11.<lb/>
Rom</hi> 8, 28.</hi></note><lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;ten dienen muß</hi> Rom. 8. v. 28. Ja &#x017F;prich&#x017F;tu/ es bleibet gleichwol<lb/>
der Friede noch immerfort dahinden/ ich bete &#x017F;o flei&#x017F;&#x017F;ig als ich will/<lb/>
&#x017F;o kan ich noch zur Zeit nichts erbeten/ oder erhalten/ da doch Gott<lb/>
der H<hi rendition="#k">Eerr</hi> hat zuge&#x017F;aget/ daß er <hi rendition="#fr">den Gerechten</hi> (der gerecht wor-<lb/>
den i&#x017F;t durch den Glauben an Chri&#x017F;tum Je&#x017F;um) <hi rendition="#fr">nicht ewiglich<lb/>
wolle in Vnr uhe la&#x017F;&#x017F;en</hi> P&#x017F;alm 55. v. 23. das i&#x017F;t/ daß er nicht zu-<note place="right"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">P&#x017F;al.</hi> 55, 23.</hi></note><lb/>
geben wolte/ daß di<supplied>e</supplied> Gla&#x0364;ubigen ohne unterlaß in Vnglu&#x0364;ck &#x017F;chwebe-<lb/>
ten/ &#x017F;ondern/ daß er <hi rendition="#fr">de&#x017F;&#x017F;en gewiß ein Ende machen/ und &#x017F;ie er-<lb/>
retten wolle in einer Ku&#x0364;rtze</hi> Luc. 18. v. 7. Aber ein recht&#x017F;ch affener<note place="right"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Luc.</hi> 18, 7.</hi></note><lb/>
Chri&#x017F;t mus wi&#x017F;&#x017F;en/ daß das liebe Ertutz in &#x017F;olchen Verhei&#x017F;&#x017F;ungen<lb/>
zeitlicher Wolthaten i&#x017F;t ausgenommen/ welches doch nicht au&#x017F;&#x017F;en<lb/>
bleibet/ und daß der allwi&#x017F;&#x017F;ende <hi rendition="#fr">Gott/ der allein wei&#x017F;e i&#x017F;t</hi><lb/>
1. Tim. 1. 17. am be&#x017F;ten weiß was uns nu&#x0364;tzlich und zutra&#x0364;glich i&#x017F;t. Was<note place="right"><hi rendition="#i">1. <hi rendition="#aq">Tim.</hi> 1, 17.</hi></note><lb/>
demnach zu gewi&#x017F;&#x017F;er Zeit zu un&#x017F;erm Nutz nicht gereichen mag/ auch<lb/>
wohl gar an un&#x017F;er Seelen Seligkeit uns hindern ko&#x0364;ndte/ das gibt<lb/>
Er uns nicht flugs/ &#x017F;ondern er ver&#x017F;cheubets/ biß zu einer bequemen<lb/>
Stunde/ die er &#x017F;elb&#x017F;t be&#x017F;timmet hat/ daß Er un&#x017F;ern Glauben pru&#x0364;fe/<lb/>
in uns Gedult und fewrige Andacht er wecke/ daß wir inbru&#x0364;n&#x017F;tiger be-<lb/>
ten/ und endlich ein gna&#x0364;diges <hi rendition="#aq">Fiat</hi> herausbringen/ wie dort dem Ca-<lb/>
nanei&#x017F;chen W<supplied>e</supplied>ibe wiederfuhr/ welches in keinerley Wege wolte auff-<lb/>
ho&#x0364;re&#x0303; zu bitten/ &#x017F;ondern &#x017F;ich ve&#x017F;t an Chri&#x017F;tum hielt/ auch alle Anfech-<lb/>
tungen durch Krafft des heiligen Gei&#x017F;tes über&#x017F;tund und u&#x0364;berwand/<lb/>
al&#x017F;o/ daß Chri&#x017F;tilis endlich heraus brach und &#x017F;prach: <hi rendition="#fr">O Weib/</hi><note place="right"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Matth.</hi> 15<lb/>
2<supplied>5</supplied>.</hi></note><lb/><hi rendition="#fr">dein Glaube i&#x017F;t groß/ dir ge&#x017F;ch ehe wie du wilt/</hi> Matth. 15.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D d 3</fw><fw place="bottom" type="catch">v. 28.</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[213/0233] Vber den Propheten Haggai. David dermaſſen gekraͤncket/ daß er Pſalm 120. v. 6. 7. 8. alſo ge- klaget und geſaget: Wehe mir/ daß ich ein Frembdling bin unter Meſech/ ich mus wohnen unter den Huͤtten Kedar. Es wird meiner Seelen lang zu wohnen/ bey denen/ die den Frieden haſſè: ich halte Friede/ aber weñ ich rede/ ſo fahen ſie Krieg an/) ſo ſoll ſichs doch zu frieden gebẽ/ Gedult habẽ und geden- cken/ daß die rechte Hand des Hoͤheſten alles endern kan/ Pſalm 77. v. 11. und daß denen/ die GOtt lieben/ alles zum Be- ſten dienen muß Rom. 8. v. 28. Ja ſprichſtu/ es bleibet gleichwol der Friede noch immerfort dahinden/ ich bete ſo fleiſſig als ich will/ ſo kan ich noch zur Zeit nichts erbeten/ oder erhalten/ da doch Gott der HEerr hat zugeſaget/ daß er den Gerechten (der gerecht wor- den iſt durch den Glauben an Chriſtum Jeſum) nicht ewiglich wolle in Vnr uhe laſſen Pſalm 55. v. 23. das iſt/ daß er nicht zu- geben wolte/ daß die Glaͤubigen ohne unterlaß in Vngluͤck ſchwebe- ten/ ſondern/ daß er deſſen gewiß ein Ende machen/ und ſie er- retten wolle in einer Kuͤrtze Luc. 18. v. 7. Aber ein rechtſch affener Chriſt mus wiſſen/ daß das liebe Ertutz in ſolchen Verheiſſungen zeitlicher Wolthaten iſt ausgenommen/ welches doch nicht auſſen bleibet/ und daß der allwiſſende Gott/ der allein weiſe iſt 1. Tim. 1. 17. am beſten weiß was uns nuͤtzlich und zutraͤglich iſt. Was demnach zu gewiſſer Zeit zu unſerm Nutz nicht gereichen mag/ auch wohl gar an unſer Seelen Seligkeit uns hindern koͤndte/ das gibt Er uns nicht flugs/ ſondern er verſcheubets/ biß zu einer bequemen Stunde/ die er ſelbſt beſtimmet hat/ daß Er unſern Glauben pruͤfe/ in uns Gedult und fewrige Andacht er wecke/ daß wir inbruͤnſtiger be- ten/ und endlich ein gnaͤdiges Fiat herausbringen/ wie dort dem Ca- naneiſchen Weibe wiederfuhr/ welches in keinerley Wege wolte auff- hoͤrẽ zu bitten/ ſondern ſich veſt an Chriſtum hielt/ auch alle Anfech- tungen durch Krafft des heiligen Geiſtes überſtund und uͤberwand/ alſo/ daß Chriſtilis endlich heraus brach und ſprach: O Weib/ dein Glaube iſt groß/ dir geſch ehe wie du wilt/ Matth. 15. v. 28. Pſ. 120, 6. 7. 8. Pſal. 77, 11. Rom 8, 28. Pſal. 55, 23. Luc. 18, 7. 1. Tim. 1, 17. Matth. 15 25. D d 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/233
Zitationshilfe: Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/233>, abgerufen am 25.04.2024.