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Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.

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Vber den Propheten Haggai.
an seinem Halse hatte/ solcher abgesondert würd/ hette sich aberdie-
selbe verlohren/ so mochten sie ihn gleichsam in integrum restitui-
ren/ und für rein erkennen/ wie geschrieben stehet Levit 14. v. 3. Dar-Levit. 14, 3.
auff zeucht sichs/ daß in dem Evangelio des nechst abgewichenen
Sontags Matth. 8. v. 4. der Herr zu dem Manne/ der vorhin aus-Matth. 8, 4.
sätzig gewesen/ nach dem er ihn gesund gemacht und gereiniger hat-
te/ austrücklich sagt: Gehe hin/ und zeige dich dem Priester.
Denn/ ob wohl die Levitische Kirchen Ordnung nunmehr in ein Ab-
nehmen kam und die Mosaische Cerem[o]nien damahls sich allbereit
zum Falle neigten/ weil der Heyland aller Welt erschienen war:
so thut doch Christus/ der grosse Prophet/ dem Predig Amte diese
Ehre an/ und weiset diese Person an dasselbige/ unter andern deß-
wegen/ damit er anzeigete/ wie er noch heutiges Tages das liebe
Ministerium wolte respecriret und geehret haben. Wie auch die
Priester altes Testaments von dem leiblichen Aussatz urtheileten:
also haben die Prediger newes Testaments umb den geistlichen
Aussatz der Sünden sich zu bekümmern/ und solchen zuentdecken.
Darinnen ist ihnen vorgegangen der Mann Gottes Haggai/ welcher
den Jüden ihre geistliche Vnreinigkeit vorgehalten/ wie wir vor acht
Tagen vernommen haben. Derselbige höret noch nicht auff von
dieser Materia zu handeln/ und solchen Vnrath zu rügen/ massen
unser Text klärlich ausweiset: zu welchem wir uns ohne fernern Ein-
gang wenden.

Wir wollen aber den Jnhalt dessen in ein einiges Pünetlein fas-Propositio.
sen/ und betrachten/ Haggaeum incommoda priora urgentem &
exaggerantem;
Den Propheten Haggai/ wie er noch immer denen
Juden ihre vorhin erlittene Siraffen vorhelt/ und ihnen zu Ge-
müthe führet/ daß solche nicht ohne Vrsach über sie kommen weren/
ja daß sie sich zu befürchten hetten/ es würde ihneu weiter also übel
gehen/ wann sie nicht thäten/ was ihnen befohlen war/ und den Tem-
pel wieder auffbaweten. Hievon wollen wir kürtzlich reden. Ewre
Christliche Liebe bereite Hertzen und Ohren zu fleissiger und beharr-
licher Auffmerckung. GOtt aber stehe uns bey mit reicher Gua-

de/
G g

Vber den Propheten Haggai.
an ſeinem Halſe hatte/ ſolcher abgeſondert wuͤrd/ hette ſich aberdie-
ſelbe verlohren/ ſo mochten ſie ihn gleichſam in integrum reſtitui-
ren/ und für rein erkennen/ wie geſchrieben ſtehet Levit 14. v. 3. Dar-Levit. 14, 3.
auff zeucht ſichs/ daß in dem Evangelio des nechſt abgewichenen
Sontags Matth. 8. v. 4. der Herr zu dem Manne/ der vorhin auſ-Matth. 8, 4.
ſaͤtzig geweſen/ nach dem er ihn geſund gemacht und gereiniger hat-
te/ austruͤcklich ſagt: Gehe hin/ und zeige dich dem Prieſter.
Denn/ ob wohl die Levitiſche Kirchen Ordnung nunmehr in ein Ab-
nehmen kam und die Moſaiſche Cerem[o]nien damahls ſich allbereit
zum Falle neigten/ weil der Heyland aller Welt erſchienen war:
ſo thut doch Chriſtus/ der groſſe Prophet/ dem Predig Amte dieſe
Ehre an/ und weiſet dieſe Perſon an daſſelbige/ unter andern deß-
wegen/ damit er anzeigete/ wie er noch heutiges Tages das liebe
Miniſterium wolte reſpecriret und geehret haben. Wie auch die
Prieſter altes Teſtaments von dem leiblichen Auſſatz urtheileten:
alſo haben die Prediger newes Teſtaments umb den geiſtlichen
Auſſatz der Suͤnden ſich zu bekuͤmmern/ und ſolchen zuentdecken.
Dariñen iſt ihnen vorgegangen der Mann Gottes Haggai/ welcher
den Juͤden ihre geiſtliche Vnreinigkeit vorgehalten/ wie wir vor acht
Tagen vernommen haben. Derſelbige hoͤret noch nicht auff von
dieſer Materia zu handeln/ und ſolchen Vnrath zu ruͤgen/ maſſen
unſer Text klärlich ausweiſet: zu welchem wir uns ohne fernern Ein-
gang wenden.

Wir wollen aber den Jnhalt deſſen in ein einiges Puͤnetlein faſ-Propoſitio.
ſen/ und betrachten/ Haggæum incommoda priora urgentem &
exaggerantem;
Den Propheten Haggai/ wie er noch immer denen
Juden ihre vorhin erlittene Siraffen vorhelt/ und ihnen zu Ge-
muͤthe fuͤhret/ daß ſolche nicht ohne Vrſach uͤber ſie kommen weren/
ja daß ſie ſich zu befuͤrchten hetten/ es wuͤrde ihneu weiter alſo uͤbel
gehen/ wann ſie nicht thäten/ was ihnen befohlen war/ und den Tem-
pel wieder auffbaweten. Hievon wollen wir kürtzlich reden. Ewre
Chriſtliche Liebe bereite Hertzen und Ohren zu fleiſſiger und beharr-
licher Auffmerckung. GOtt aber ſtehe uns bey mit reicher Gua-

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[233/0253] Vber den Propheten Haggai. an ſeinem Halſe hatte/ ſolcher abgeſondert wuͤrd/ hette ſich aberdie- ſelbe verlohren/ ſo mochten ſie ihn gleichſam in integrum reſtitui- ren/ und für rein erkennen/ wie geſchrieben ſtehet Levit 14. v. 3. Dar- auff zeucht ſichs/ daß in dem Evangelio des nechſt abgewichenen Sontags Matth. 8. v. 4. der Herr zu dem Manne/ der vorhin auſ- ſaͤtzig geweſen/ nach dem er ihn geſund gemacht und gereiniger hat- te/ austruͤcklich ſagt: Gehe hin/ und zeige dich dem Prieſter. Denn/ ob wohl die Levitiſche Kirchen Ordnung nunmehr in ein Ab- nehmen kam und die Moſaiſche Ceremonien damahls ſich allbereit zum Falle neigten/ weil der Heyland aller Welt erſchienen war: ſo thut doch Chriſtus/ der groſſe Prophet/ dem Predig Amte dieſe Ehre an/ und weiſet dieſe Perſon an daſſelbige/ unter andern deß- wegen/ damit er anzeigete/ wie er noch heutiges Tages das liebe Miniſterium wolte reſpecriret und geehret haben. Wie auch die Prieſter altes Teſtaments von dem leiblichen Auſſatz urtheileten: alſo haben die Prediger newes Teſtaments umb den geiſtlichen Auſſatz der Suͤnden ſich zu bekuͤmmern/ und ſolchen zuentdecken. Dariñen iſt ihnen vorgegangen der Mann Gottes Haggai/ welcher den Juͤden ihre geiſtliche Vnreinigkeit vorgehalten/ wie wir vor acht Tagen vernommen haben. Derſelbige hoͤret noch nicht auff von dieſer Materia zu handeln/ und ſolchen Vnrath zu ruͤgen/ maſſen unſer Text klärlich ausweiſet: zu welchem wir uns ohne fernern Ein- gang wenden. Levit. 14, 3. Matth. 8, 4. Wir wollen aber den Jnhalt deſſen in ein einiges Puͤnetlein faſ- ſen/ und betrachten/ Haggæum incommoda priora urgentem & exaggerantem; Den Propheten Haggai/ wie er noch immer denen Juden ihre vorhin erlittene Siraffen vorhelt/ und ihnen zu Ge- muͤthe fuͤhret/ daß ſolche nicht ohne Vrſach uͤber ſie kommen weren/ ja daß ſie ſich zu befuͤrchten hetten/ es wuͤrde ihneu weiter alſo uͤbel gehen/ wann ſie nicht thäten/ was ihnen befohlen war/ und den Tem- pel wieder auffbaweten. Hievon wollen wir kürtzlich reden. Ewre Chriſtliche Liebe bereite Hertzen und Ohren zu fleiſſiger und beharr- licher Auffmerckung. GOtt aber ſtehe uns bey mit reicher Gua- de/ Propoſitio. G g

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Zitationshilfe: Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/253>, abgerufen am 24.04.2024.