Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 4. Straßburg, 1653.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Erste
Die Erste Predigt.

Von den Symbolis ins gemein.

GEliebte in Christo: Sehr berühmt ist in der Kirchen-Historia der
Fahnen vnd Standart/ welchen Constantinus Magnus der löb-
liche Kaiser pflegte wider Maxentium den Christenmörder/ vnd
vid. Euseb.
l. 1. de vit.
Const. M.
c. 22.
l. 1. adver-
sus Sym-
mach.
andere seine Feinde zu führen/ in welchen er die zween Griechische Buchsta-
ben X. vnd P. eingenähet vnd gepräget geführet/ in purpurrohten Feld wa-
ren sie durch Seidensticker Kunst mit Gold vnd Edelgestein eingesticket/
folgender Gestalt von Prudentio dem Christlichen Poeten beschrieben:

Christus purpureum gemmanti textus in auro,
Signabat labarum, clypeorum insignia Christus.

Christus im roten Purpurfeld
Triumphirt vnd den Sieg erhält.

Bey welchem Siegszeichen zu betrachten kommet/ Erstlich: Origo
der Vrsprung/ der entstanden von einem Gesicht/ so der löbliche Kaiser
bey hellem Mittag gesehen in der Lufft; dann da er mit dem Maxentio
dem Tyrannen schlagen wollen/ vnd nicht in geringen Aengsten gewest/
zweiffelend/ welchen Gott vnter den heydnischen Abgöttern er anruffen
solte/ sihe/ so erscheinet jhm in der Lufft ein wunderbares Gesicht/ vnd zwar
nicht/ wie biß dato geglaubt/ vnd fälschlich im Papstthumb vorgeben wor-
den/ das Crucifix in figura commissa, einer länglichten vnd oben zusam-
mengefügten Form/ Sintemal solche heutige Form der jenigen/ welche der
Lateinische Buchstab X praesentiret/ in welcher auch Constantino diese
Gestalt erschienen/ sich nicht vergleichen will. Wie Eusebius berichtet/
so sind die zween ineinandergeschrenckte Buchstaben X. P. als die zween er-
sten Buchstaben im Namen Christi gesehen worden mit dieser Vberschrifft:
en tou to nka, das ist/ nicht in diesem Zeichen/ sondern durch diesen
Christum/
wirst du überwinden vnd den Sieg erhalten/ wie dann auch
erfolgt: Sintemal er im Namen dieses Christi einen Zug gewagt/ auff
den Feind gerucket/ denselben auffs Haupt vnd in die Flucht geschlagen/
vnd jhn sambt seinem Heer/ gleich als einen andern Pharaonem in die
An. Christi
312. 24. Se-
ptembr.
Tiber gesprenget vnd erträncket/ auch deßwegen hernach dieses Zeichen in
seinen Wapen geführet. Es ist zum andern auch zu erwegen/ Finis,
die Endvrsach/ vmb welcher willen Constantinus dieses Bild auffge-
richtet/ nemlich/ auff daß es angesehen würde/ 1. ut signum victoriae,

als
Die Erſte
Die Erſte Predigt.

Von den Symbolis ins gemein.

GEliebte in Chriſto: Sehr beruͤhmt iſt in der Kirchen-Hiſtoria der
Fahnen vnd Standart/ welchen Conſtantinus Magnus der loͤb-
liche Kaiſer pflegte wider Maxentium den Chriſtenmoͤrder/ vnd
vid. Euſeb.
l. 1. de vit.
Conſt. M.
c. 22.
l. 1. adver-
ſus Sym-
mach.
andere ſeine Feinde zu fuͤhren/ in welchen er die zween Griechiſche Buchſta-
ben X. vnd P. eingenaͤhet vnd gepraͤget gefuͤhret/ in purpurrohten Feld wa-
ren ſie durch Seidenſticker Kunſt mit Gold vnd Edelgeſtein eingeſticket/
folgender Geſtalt von Prudentio dem Chriſtlichen Poeten beſchrieben:

Chriſtus purpureum gemmanti textus in auro,
Signabat labarum, clypeorum inſignia Chriſtus.

Chriſtus im roten Purpurfeld
Triumphirt vnd den Sieg erhaͤlt.

Bey welchem Siegszeichen zu betrachten kommet/ Erſtlich: Origo
der Vrſprung/ der entſtanden von einem Geſicht/ ſo der loͤbliche Kaiſer
bey hellem Mittag geſehen in der Lufft; dann da er mit dem Maxentio
dem Tyrannen ſchlagen wollen/ vnd nicht in geringen Aengſten geweſt/
zweiffelend/ welchen Gott vnter den heydniſchen Abgoͤttern er anruffen
ſolte/ ſihe/ ſo erſcheinet jhm in der Lufft ein wunderbares Geſicht/ vnd zwar
nicht/ wie biß dato geglaubt/ vnd faͤlſchlich im Papſtthumb vorgeben wor-
den/ das Crucifix in figura commiſſa, einer laͤnglichten vnd oben zuſam-
mengefuͤgten Form/ Sintemal ſolche heutige Form der jenigen/ welche der
Lateiniſche Buchſtab X præſentiret/ in welcher auch Conſtantino dieſe
Geſtalt erſchienen/ ſich nicht vergleichen will. Wie Euſebius berichtet/
ſo ſind die zween ineinandergeſchrenckte Buchſtaben X. P. als die zween er-
ſten Buchſtaben im Namen Chriſti geſehen worden mit dieſer Vberſchrifft:
ἐν τού τῳ νκᾷ, das iſt/ nicht in dieſem Zeichen/ ſondern durch dieſen
Chriſtum/
wirſt du uͤberwinden vnd den Sieg erhalten/ wie dann auch
erfolgt: Sintemal er im Namen dieſes Chriſti einen Zug gewagt/ auff
den Feind gerucket/ denſelben auffs Haupt vnd in die Flucht geſchlagen/
vnd jhn ſambt ſeinem Heer/ gleich als einen andern Pharaonem in die
An. Chriſti
312. 24. Se-
ptembr.
Tiber geſprenget vnd ertraͤncket/ auch deßwegen hernach dieſes Zeichen in
ſeinen Wapen gefuͤhret. Es iſt zum andern auch zu erwegen/ Finis,
die Endvrſach/ vmb welcher willen Conſtantinus dieſes Bild auffge-
richtet/ nemlich/ auff daß es angeſehen wuͤrde/ 1. ut ſignum victoriæ,

als
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0144" n="126"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die Er&#x017F;te</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#fr">Die Er&#x017F;te Predigt.</hi> </head><lb/>
          <argument>
            <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Von den</hi> <hi rendition="#aq">Symbolis</hi> <hi rendition="#fr">ins gemein.</hi> </hi> </p>
          </argument><lb/>
          <p><hi rendition="#in">G</hi>Eliebte in Chri&#x017F;to: Sehr beru&#x0364;hmt i&#x017F;t in der Kirchen-Hi&#x017F;toria der<lb/>
Fahnen vnd Standart/ welchen <hi rendition="#aq">Con&#x017F;tantinus Magnus</hi> der lo&#x0364;b-<lb/>
liche Kai&#x017F;er pflegte wider <hi rendition="#aq">Maxentium</hi> den Chri&#x017F;tenmo&#x0364;rder/ vnd<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">vid. Eu&#x017F;eb.<lb/>
l. 1. de vit.<lb/>
Con&#x017F;t. M.<lb/>
c. 22.<lb/>
l. 1. adver-<lb/>
&#x017F;us Sym-<lb/>
mach.</hi></note>andere &#x017F;eine Feinde zu fu&#x0364;hren/ in welchen er die zween Griechi&#x017F;che Buch&#x017F;ta-<lb/>
ben <hi rendition="#aq">X.</hi> vnd <hi rendition="#aq">P.</hi> eingena&#x0364;het vnd gepra&#x0364;get gefu&#x0364;hret/ in purpurrohten Feld wa-<lb/>
ren &#x017F;ie durch Seiden&#x017F;ticker Kun&#x017F;t mit Gold vnd Edelge&#x017F;tein einge&#x017F;ticket/<lb/>
folgender Ge&#x017F;talt von <hi rendition="#aq">Prudentio</hi> dem Chri&#x017F;tlichen Poeten be&#x017F;chrieben:</p><lb/>
          <cit>
            <quote>
              <lg type="poem">
                <l> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Chri&#x017F;tus purpureum gemmanti textus in auro,</hi> </hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Signabat labarum, clypeorum in&#x017F;ignia Chri&#x017F;tus.</hi> </hi> </l>
              </lg>
            </quote>
            <bibl/>
          </cit><lb/>
          <lg type="poem">
            <l> <hi rendition="#fr">Chri&#x017F;tus im roten Purpurfeld</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Triumphirt vnd den Sieg erha&#x0364;lt.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <p>Bey welchem Siegszeichen zu betrachten kommet/ Er&#x017F;tlich: <hi rendition="#aq">Origo</hi><lb/><hi rendition="#fr">der Vr&#x017F;prung/</hi> der ent&#x017F;tanden von einem Ge&#x017F;icht/ &#x017F;o der lo&#x0364;bliche Kai&#x017F;er<lb/>
bey hellem Mittag ge&#x017F;ehen in der Lufft; dann da er mit dem <hi rendition="#aq">Maxentio</hi><lb/>
dem Tyrannen &#x017F;chlagen wollen/ vnd nicht in geringen Aeng&#x017F;ten gewe&#x017F;t/<lb/>
zweiffelend/ welchen Gott vnter den heydni&#x017F;chen Abgo&#x0364;ttern er anruffen<lb/>
&#x017F;olte/ &#x017F;ihe/ &#x017F;o er&#x017F;cheinet jhm in der Lufft ein wunderbares Ge&#x017F;icht/ vnd zwar<lb/>
nicht/ wie biß <hi rendition="#aq">dato</hi> geglaubt/ vnd fa&#x0364;l&#x017F;chlich im Pap&#x017F;tthumb vorgeben wor-<lb/>
den/ das <hi rendition="#aq">Crucifix</hi> in <hi rendition="#aq">figura commi&#x017F;&#x017F;a,</hi> einer la&#x0364;nglichten vnd oben zu&#x017F;am-<lb/>
mengefu&#x0364;gten Form/ Sintemal &#x017F;olche heutige Form der jenigen/ welche der<lb/>
Lateini&#x017F;che Buch&#x017F;tab <hi rendition="#aq">X præ&#x017F;en</hi>tiret/ in welcher auch <hi rendition="#aq">Con&#x017F;tantino</hi> die&#x017F;e<lb/>
Ge&#x017F;talt er&#x017F;chienen/ &#x017F;ich nicht vergleichen will. Wie <hi rendition="#aq">Eu&#x017F;ebius</hi> berichtet/<lb/>
&#x017F;o &#x017F;ind die zween ineinanderge&#x017F;chrenckte Buch&#x017F;taben <hi rendition="#aq">X. P.</hi> als die zween er-<lb/>
&#x017F;ten Buch&#x017F;taben im Namen Chri&#x017F;ti ge&#x017F;ehen worden mit die&#x017F;er Vber&#x017F;chrifft:<lb/>
&#x1F10;&#x03BD; &#x03C4;&#x03BF;&#x1F7B; &#x03C4;&#x1FF3; &#x03BD;&#x03BA;&#x1FB7;, das i&#x017F;t/ <hi rendition="#fr">nicht in die&#x017F;em Zeichen/ &#x017F;ondern durch die&#x017F;en<lb/>
Chri&#x017F;tum/</hi> wir&#x017F;t du u&#x0364;berwinden vnd den Sieg erhalten/ wie dann auch<lb/>
erfolgt: Sintemal er im Namen die&#x017F;es Chri&#x017F;ti einen Zug gewagt/ auff<lb/>
den Feind gerucket/ den&#x017F;elben auffs Haupt vnd in die Flucht ge&#x017F;chlagen/<lb/>
vnd jhn &#x017F;ambt &#x017F;einem Heer/ gleich als einen andern Pharaonem in die<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">An. Chri&#x017F;ti<lb/>
312. 24. Se-<lb/>
ptembr.</hi></note>Tiber ge&#x017F;prenget vnd ertra&#x0364;ncket/ auch deßwegen hernach die&#x017F;es Zeichen in<lb/>
&#x017F;einen Wapen gefu&#x0364;hret. Es i&#x017F;t zum andern auch zu erwegen/ <hi rendition="#aq">Finis,</hi><lb/><hi rendition="#fr">die Endvr&#x017F;ach/</hi> vmb welcher willen <hi rendition="#aq">Con&#x017F;tantinus</hi> die&#x017F;es Bild auffge-<lb/>
richtet/ nemlich/ auff daß es ange&#x017F;ehen wu&#x0364;rde/ 1. <hi rendition="#aq">ut &#x017F;ignum victoriæ,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">als</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[126/0144] Die Erſte Die Erſte Predigt. Von den Symbolis ins gemein. GEliebte in Chriſto: Sehr beruͤhmt iſt in der Kirchen-Hiſtoria der Fahnen vnd Standart/ welchen Conſtantinus Magnus der loͤb- liche Kaiſer pflegte wider Maxentium den Chriſtenmoͤrder/ vnd andere ſeine Feinde zu fuͤhren/ in welchen er die zween Griechiſche Buchſta- ben X. vnd P. eingenaͤhet vnd gepraͤget gefuͤhret/ in purpurrohten Feld wa- ren ſie durch Seidenſticker Kunſt mit Gold vnd Edelgeſtein eingeſticket/ folgender Geſtalt von Prudentio dem Chriſtlichen Poeten beſchrieben: vid. Euſeb. l. 1. de vit. Conſt. M. c. 22. l. 1. adver- ſus Sym- mach. Chriſtus purpureum gemmanti textus in auro, Signabat labarum, clypeorum inſignia Chriſtus. Chriſtus im roten Purpurfeld Triumphirt vnd den Sieg erhaͤlt. Bey welchem Siegszeichen zu betrachten kommet/ Erſtlich: Origo der Vrſprung/ der entſtanden von einem Geſicht/ ſo der loͤbliche Kaiſer bey hellem Mittag geſehen in der Lufft; dann da er mit dem Maxentio dem Tyrannen ſchlagen wollen/ vnd nicht in geringen Aengſten geweſt/ zweiffelend/ welchen Gott vnter den heydniſchen Abgoͤttern er anruffen ſolte/ ſihe/ ſo erſcheinet jhm in der Lufft ein wunderbares Geſicht/ vnd zwar nicht/ wie biß dato geglaubt/ vnd faͤlſchlich im Papſtthumb vorgeben wor- den/ das Crucifix in figura commiſſa, einer laͤnglichten vnd oben zuſam- mengefuͤgten Form/ Sintemal ſolche heutige Form der jenigen/ welche der Lateiniſche Buchſtab X præſentiret/ in welcher auch Conſtantino dieſe Geſtalt erſchienen/ ſich nicht vergleichen will. Wie Euſebius berichtet/ ſo ſind die zween ineinandergeſchrenckte Buchſtaben X. P. als die zween er- ſten Buchſtaben im Namen Chriſti geſehen worden mit dieſer Vberſchrifft: ἐν τού τῳ νκᾷ, das iſt/ nicht in dieſem Zeichen/ ſondern durch dieſen Chriſtum/ wirſt du uͤberwinden vnd den Sieg erhalten/ wie dann auch erfolgt: Sintemal er im Namen dieſes Chriſti einen Zug gewagt/ auff den Feind gerucket/ denſelben auffs Haupt vnd in die Flucht geſchlagen/ vnd jhn ſambt ſeinem Heer/ gleich als einen andern Pharaonem in die Tiber geſprenget vnd ertraͤncket/ auch deßwegen hernach dieſes Zeichen in ſeinen Wapen gefuͤhret. Es iſt zum andern auch zu erwegen/ Finis, die Endvrſach/ vmb welcher willen Conſtantinus dieſes Bild auffge- richtet/ nemlich/ auff daß es angeſehen wuͤrde/ 1. ut ſignum victoriæ, als An. Chriſti 312. 24. Se- ptembr.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus04_1653
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus04_1653/144
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 4. Straßburg, 1653, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus04_1653/144>, abgerufen am 19.04.2024.