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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 4. Straßburg, 1653.

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Die Erste
Die Erste Predigt.

Vber den Ersten Artickul der Schöpffung/
Beweiß daß ein Gott sey.

GEliebte in Christo: Wann der hocherleuchte Apostel S. Paulus
die Endvrsach anmelden will/ warumb Gott der HErr/ von eines
Menschen Blut den gantzen Erdbodem angefüllet/ aller Men-
schen Geschlecht denselben zu bewohnen eingeräumet/ vnd jhnen zuvor Ziel
gesetzt/ wie lang vnd weit sie wohnen sollen; so sagt er es sey geschehen darumm/
Act. 17. 26.
27.
daß sie den HErrn suchen sollen. Ob sie doch jhn fühlen vnd
finden möchten?
Jn der Griechischen Spraach stehet gar ein bedencklich
vnd Emphatisch Wort/ pselapheseian auton. Ei arage pselapheseian auton,
das Wort pselapheseian, komt her von psallo vnd apto, von begreiffen der
Seiten an einem Seitenspiel/ als da ist ein Harff/ Laut oder Pfalter/ wel-
che man mit Fingern greiffen pflegt. Gibt damit zu verstehen/ daß der Mensch
seye 1. Homo caecus, gleichsam ein blinder Lauten oder Harffen-
schläger/
der blind an die Welt gebohren/ mehr nicht als einen kleinen
Glast/ von des Himmels Sonne/ dem Allmächtigen Gott sihet/ vnd sich
mit Greiffen vnd Tasten behelffen muß. Gott ist ein Liecht/ aber vnsere
1. Tim. 6,
16.
Ad Auto-
lycum.
sterbliche sündliche Augen sind viel zu dunckel denselben zu schawen. Non
quod oculi tui non vident, Sol luminosus non est
sagt Theophylactus,
das ist/ die Sonn ist deßwegen nicht dunckel vnd vnclar/ weil deine Augen
dieselbe nicht sehen können. Jtem/ quomodo homo positus in Sole cae-
cus, praesens est illi Sol, sed ipse Soli est absens, Solen sentit, non videt,
gleich-
wie ein blinder Mensch/ wann er in die Sonn hinauß vnter den freyen
Himmel sihet/ so ist jhm die Sonn zwar gegenwärtig/ aber er ist fern von
der Sonnen/ er spüret/ vnd empfindet zwar die Sonne/ aber sihet sie nicht/
Ep. 120. ad
Honorat.
c. 1.
l. a. min.
Metaphys.
sind Wort Augustini. Aristoteles hat solche Blindheit selbst erkennet/
darumb schreibt er: osper taton Nukter[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]don ommata pros to pheggos ekhei
to meth' emeran: ou`' to kai tes emeteras psukhes o nous pros ta tephusei phanerotata
panton: auff Teutsch also. Gleichwie es sich verhält mit dem Gesicht der
Fledermäuß bey hellem Tage/ oder Sonnenschein/ Ebenermassen ist
auch der Verstand vnserer Seelen beschaffen/ in denen Sachen/ die jhrer
Natur vnd Eigenschafft nach/ am aller herrlichsten/ scheinbarsten vnd für-
trefflichsten beschaffen seyn. Wann der blinde Mensch von Gott redet/
so redet er wie der blinde von der Farb: Es saget aber der Apostel hernach
daß ein solcher blinder Mensch sey II. ad psalteria positus, zum Psalter-

spiel
Die Erſte
Die Erſte Predigt.

Vber den Erſten Artickul der Schoͤpffung/
Beweiß daß ein Gott ſey.

GEliebte in Chriſto: Wann der hocherleuchte Apoſtel S. Paulus
die Endvrſach anmelden will/ warumb Gott der HErr/ von eines
Menſchen Blut den gantzen Erdbodem angefuͤllet/ aller Men-
ſchen Geſchlecht denſelben zu bewohnen eingeraͤumet/ vnd jhnen zuvor Ziel
geſetzt/ wie lang vñ weit ſie wohnen ſollen; ſo ſagt er es ſey geſchehen darum̃/
Act. 17. 26.
27.
daß ſie den HErrn ſuchen ſollen. Ob ſie doch jhn fuͤhlen vnd
findẽ moͤchten?
Jn der Griechiſchen Spraach ſtehet gar ein bedencklich
vnd Emphatiſch Wort/ ψηλαφήσειαν ἀυτὸν. Ει ἄραγε ψηλαφήσειαν ἀυτὸν,
das Wort ψηλαφήσειαν, komt her von ψάλλω vnd ἅπτω, von begreiffen der
Seiten an einem Seitenſpiel/ als da iſt ein Harff/ Laut oder Pfalter/ wel-
che man mit Fingern greiffen pflegt. Gibt damit zu verſtehẽ/ daß der Menſch
ſeye 1. Homo cæcus, gleichſam ein blinder Lauten oder Harffen-
ſchläger/
der blind an die Welt gebohren/ mehr nicht als einen kleinen
Glaſt/ von des Himmels Sonne/ dem Allmaͤchtigen Gott ſihet/ vnd ſich
mit Greiffen vnd Taſten behelffen muß. Gott iſt ein Liecht/ aber vnſere
1. Tim. 6,
16.
Ad Auto-
lycum.
ſterbliche ſuͤndliche Augen ſind viel zu dunckel denſelben zu ſchawen. Non
quod oculi tui non vident, Sol luminoſus non eſt
ſagt Theophylactus,
das iſt/ die Sonn iſt deßwegen nicht dunckel vnd vnclar/ weil deine Augen
dieſelbe nicht ſehen koͤnnen. Jtem/ quomodo homo poſitus in Sole cæ-
cus, præſens eſt illi Sol, ſed ipſe Soli eſt abſens, Solẽ ſentit, non videt,
gleich-
wie ein blinder Menſch/ wann er in die Sonn hinauß vnter den freyen
Himmel ſihet/ ſo iſt jhm die Sonn zwar gegenwaͤrtig/ aber er iſt fern von
der Sonnen/ er ſpuͤret/ vnd empfindet zwar die Sonne/ aber ſihet ſie nicht/
Ep. 120. ad
Honorat.
c. 1.
l. a. min.
Metaphyſ.
ſind Wort Auguſtini. Ariſtoteles hat ſolche Blindheit ſelbſt erkennet/
darumb ſchreibt er: ὥσπερ τὰτῶν Νυκτερ[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]δων ὄμματα πρὸς τὸ φέγγος ἔχει
τὸ μεθ᾽ ἡμεραν: ου῞ τω καὶ τῆς ἡμετέρας ψυχῆς ὁ νους πρὸς τὰ τῆφύσει φανερώτατα
πάντων: auff Teutſch alſo. Gleichwie es ſich verhaͤlt mit dem Geſicht der
Fledermaͤuß bey hellem Tage/ oder Sonnenſchein/ Ebenermaſſen iſt
auch der Verſtand vnſerer Seelen beſchaffen/ in denen Sachen/ die jhrer
Natur vnd Eigenſchafft nach/ am aller herrlichſten/ ſcheinbarſten vnd fuͤr-
trefflichſten beſchaffen ſeyn. Wann der blinde Menſch von Gott redet/
ſo redet er wie der blinde von der Farb: Es ſaget aber der Apoſtel hernach
daß ein ſolcher blinder Menſch ſey II. ad pſalteria poſitus, zum Pſalter-

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[174/0192] Die Erſte Die Erſte Predigt. Vber den Erſten Artickul der Schoͤpffung/ Beweiß daß ein Gott ſey. GEliebte in Chriſto: Wann der hocherleuchte Apoſtel S. Paulus die Endvrſach anmelden will/ warumb Gott der HErr/ von eines Menſchen Blut den gantzen Erdbodem angefuͤllet/ aller Men- ſchen Geſchlecht denſelben zu bewohnen eingeraͤumet/ vnd jhnen zuvor Ziel geſetzt/ wie lang vñ weit ſie wohnen ſollen; ſo ſagt er es ſey geſchehen darum̃/ daß ſie den HErrn ſuchen ſollen. Ob ſie doch jhn fuͤhlen vnd findẽ moͤchten? Jn der Griechiſchen Spraach ſtehet gar ein bedencklich vnd Emphatiſch Wort/ ψηλαφήσειαν ἀυτὸν. Ει ἄραγε ψηλαφήσειαν ἀυτὸν, das Wort ψηλαφήσειαν, komt her von ψάλλω vnd ἅπτω, von begreiffen der Seiten an einem Seitenſpiel/ als da iſt ein Harff/ Laut oder Pfalter/ wel- che man mit Fingern greiffen pflegt. Gibt damit zu verſtehẽ/ daß der Menſch ſeye 1. Homo cæcus, gleichſam ein blinder Lauten oder Harffen- ſchläger/ der blind an die Welt gebohren/ mehr nicht als einen kleinen Glaſt/ von des Himmels Sonne/ dem Allmaͤchtigen Gott ſihet/ vnd ſich mit Greiffen vnd Taſten behelffen muß. Gott iſt ein Liecht/ aber vnſere ſterbliche ſuͤndliche Augen ſind viel zu dunckel denſelben zu ſchawen. Non quod oculi tui non vident, Sol luminoſus non eſt ſagt Theophylactus, das iſt/ die Sonn iſt deßwegen nicht dunckel vnd vnclar/ weil deine Augen dieſelbe nicht ſehen koͤnnen. Jtem/ quomodo homo poſitus in Sole cæ- cus, præſens eſt illi Sol, ſed ipſe Soli eſt abſens, Solẽ ſentit, non videt, gleich- wie ein blinder Menſch/ wann er in die Sonn hinauß vnter den freyen Himmel ſihet/ ſo iſt jhm die Sonn zwar gegenwaͤrtig/ aber er iſt fern von der Sonnen/ er ſpuͤret/ vnd empfindet zwar die Sonne/ aber ſihet ſie nicht/ ſind Wort Auguſtini. Ariſtoteles hat ſolche Blindheit ſelbſt erkennet/ darumb ſchreibt er: ὥσπερ τὰτῶν Νυκτερ_ δων ὄμματα πρὸς τὸ φέγγος ἔχει τὸ μεθ᾽ ἡμεραν: ου῞ τω καὶ τῆς ἡμετέρας ψυχῆς ὁ νους πρὸς τὰ τῆφύσει φανερώτατα πάντων: auff Teutſch alſo. Gleichwie es ſich verhaͤlt mit dem Geſicht der Fledermaͤuß bey hellem Tage/ oder Sonnenſchein/ Ebenermaſſen iſt auch der Verſtand vnſerer Seelen beſchaffen/ in denen Sachen/ die jhrer Natur vnd Eigenſchafft nach/ am aller herrlichſten/ ſcheinbarſten vnd fuͤr- trefflichſten beſchaffen ſeyn. Wann der blinde Menſch von Gott redet/ ſo redet er wie der blinde von der Farb: Es ſaget aber der Apoſtel hernach daß ein ſolcher blinder Menſch ſey II. ad pſalteria poſitus, zum Pſalter- ſpiel Act. 17. 26. 27. 1. Tim. 6, 16. Ad Auto- lycum. Ep. 120. ad Honorat. c. 1. l. a. min. Metaphyſ.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 4. Straßburg, 1653, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus04_1653/192>, abgerufen am 25.04.2024.