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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654.

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Die Zwey vnd funfftzigste


Die Erste Predigt.

Vom Jüngsten Gericht.
Von der Zukunfft zum Gericht vnd derselben
vnfehlbaren Gewißheit.

GEliebte in Christo: Was kan einem rechtglaubigen vnd
brünstigem/ andächtigem Christen lieblichers zuhören fürkom-
men? Was lautet anmuthiger vnd tröstlicher/ als das zwar kurtze
aber schöne colloquium amoebeum vnd Wechsel-gespräch/ damit Gott der
Heilige Geist den gantzen Canonem Biblicum beschlossen Apocal. 22. 17.
Der Geist vnd die Braut sprechen/ Komm/ vnd wer es höret/ der
spreche: Komm/ darauff antwortet der treue Zeuge Jesus Chri-
stus: Ja ich komme bald/ die Braut spricht das Amen dazu.
Amen! Ja komm HErr Jesu!
Was kan/ sag ich noch einmal einem
glaubigen/ andächtigen Christen holdseliger fürkommen/ wann er die
Wort nicht nur von aussen anhöret/ sondern in venis & visceribus, im
Hertzen vnd innersten Gemüth/ was sie in sich haben/ erweget vnd beweget.
Dann es ist ja lieblich I. Vox sponsae invitatoria, die freundliche Lock-
stimme der geistlichen Braut.
Die Braut auß trieb deß Heiligen
Rom. 8, 26.Geistes/ der mit ihr seufftzet vnd sie vertritt mit vnaußsprechlichem seufftzen/
die spricht/ Veni, Komm/ ach komme! vox cervina, eine lechtzende Hirtzen-
Ps. 42, 2.stimm/ wie der Hirsch von Schlangen angestecket etc. seine durstige vnd lech-
tzende Zung erhebt; wie die Jsraelitische Braut/ das Jüdische Volck/ sich
Ios. 2, 17. 18.
19, 20. 21.
gesehnet nach der Erlösung auß Egypten/ auß der Gefängnuß/ Ach komm/
Wie Rahab zu Jericho geseufftzet nach der rettung/ im hertzlichen vertrauen
auff die Wort der Kundschaffer vnd das Sacramentliche Zeichen/ das ge-
knüpffte rothe seil am fenster/ damit sie die außgewichenen kundschaffer ge-
bunden vnd zu sich gezogen/ deren hernach ein edler Bräutigam Salomon
Davids Großvatter zu theil worden: wie die gefangene Abigail sich geseh-
1. Sam. 30, 5net nach David/ als sie vnter den Amalekitern mußte gefangen seyn/ daß er
sie möchte erlösen; Ja wie die geistliche Sion geruffen vnd geseufftzet nach

der
Die Zwey vnd funfftzigſte


Die Erſte Predigt.

Vom Juͤngſten Gericht.
Von der Zukunfft zum Gericht vnd derſelben
vnfehlbaren Gewißheit.

GEliebte in Chriſto: Was kan einem rechtglaubigen vnd
bruͤnſtigem/ andaͤchtigem Chriſten lieblichers zuhoͤren fuͤrkom-
men? Was lautet anmuthiger vnd troͤſtlicher/ als das zwar kurtze
aber ſchoͤne colloquium amœbeum vnd Wechſel-geſpraͤch/ damit Gott der
Heilige Geiſt den gantzen Canonem Biblicum beſchloſſen Apocal. 22. 17.
Der Geiſt vnd die Braut ſprechen/ Kom̃/ vnd wer es hoͤret/ der
ſpreche: Kom̃/ darauff antwortet der treue Zeuge Jeſus Chri-
ſtus: Ja ich komme bald/ die Braut ſpricht das Amen dazu.
Amen! Ja kom̃ HErr Jeſu!
Was kan/ ſag ich noch einmal einem
glaubigen/ andaͤchtigen Chriſten holdſeliger fuͤrkommen/ wann er die
Wort nicht nur von auſſen anhoͤret/ ſondern in venis & viſceribus, im
Hertzen vnd innerſten Gemuͤth/ was ſie in ſich haben/ erweget vnd beweget.
Dann es iſt ja lieblich I. Vox ſponſæ invitatoria, die freundliche Lock-
ſtimme der geiſtlichen Braut.
Die Braut auß trieb deß Heiligen
Rom. 8, 26.Geiſtes/ der mit ihr ſeufftzet vnd ſie vertritt mit vnaußſprechlichem ſeufftzen/
die ſpricht/ Veni, Kom̃/ ach komme! vox cervina, eine lechtzende Hirtzen-
Pſ. 42, 2.ſtim̃/ wie der Hirſch von Schlangen angeſtecket ꝛc. ſeine durſtige vnd lech-
tzende Zung erhebt; wie die Jſraelitiſche Braut/ das Juͤdiſche Volck/ ſich
Ioſ. 2, 17. 18.
19, 20. 21.
geſehnet nach der Erloͤſung auß Egypten/ auß der Gefaͤngnuß/ Ach kom̃/
Wie Rahab zu Jericho geſeufftzet nach der rettung/ im hertzlichen vertrauen
auff die Wort der Kundſchaffer vnd das Sacramentliche Zeichen/ das ge-
knuͤpffte rothe ſeil am fenſter/ damit ſie die außgewichenen kundſchaffer ge-
bunden vnd zu ſich gezogen/ deren hernach ein edler Braͤutigam Salomon
Davids Großvatter zu theil worden: wie die gefangene Abigail ſich geſeh-
1. Sam. 30, 5net nach David/ als ſie vnter den Amalekitern mußte gefangen ſeyn/ daß er
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der
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[1288/0772] Die Zwey vnd funfftzigſte Die Erſte Predigt. Vom Juͤngſten Gericht. Von der Zukunfft zum Gericht vnd derſelben vnfehlbaren Gewißheit. GEliebte in Chriſto: Was kan einem rechtglaubigen vnd bruͤnſtigem/ andaͤchtigem Chriſten lieblichers zuhoͤren fuͤrkom- men? Was lautet anmuthiger vnd troͤſtlicher/ als das zwar kurtze aber ſchoͤne colloquium amœbeum vnd Wechſel-geſpraͤch/ damit Gott der Heilige Geiſt den gantzen Canonem Biblicum beſchloſſen Apocal. 22. 17. Der Geiſt vnd die Braut ſprechen/ Kom̃/ vnd wer es hoͤret/ der ſpreche: Kom̃/ darauff antwortet der treue Zeuge Jeſus Chri- ſtus: Ja ich komme bald/ die Braut ſpricht das Amen dazu. Amen! Ja kom̃ HErr Jeſu! Was kan/ ſag ich noch einmal einem glaubigen/ andaͤchtigen Chriſten holdſeliger fuͤrkommen/ wann er die Wort nicht nur von auſſen anhoͤret/ ſondern in venis & viſceribus, im Hertzen vnd innerſten Gemuͤth/ was ſie in ſich haben/ erweget vnd beweget. Dann es iſt ja lieblich I. Vox ſponſæ invitatoria, die freundliche Lock- ſtimme der geiſtlichen Braut. Die Braut auß trieb deß Heiligen Geiſtes/ der mit ihr ſeufftzet vnd ſie vertritt mit vnaußſprechlichem ſeufftzen/ die ſpricht/ Veni, Kom̃/ ach komme! vox cervina, eine lechtzende Hirtzen- ſtim̃/ wie der Hirſch von Schlangen angeſtecket ꝛc. ſeine durſtige vnd lech- tzende Zung erhebt; wie die Jſraelitiſche Braut/ das Juͤdiſche Volck/ ſich geſehnet nach der Erloͤſung auß Egypten/ auß der Gefaͤngnuß/ Ach kom̃/ Wie Rahab zu Jericho geſeufftzet nach der rettung/ im hertzlichen vertrauen auff die Wort der Kundſchaffer vnd das Sacramentliche Zeichen/ das ge- knuͤpffte rothe ſeil am fenſter/ damit ſie die außgewichenen kundſchaffer ge- bunden vnd zu ſich gezogen/ deren hernach ein edler Braͤutigam Salomon Davids Großvatter zu theil worden: wie die gefangene Abigail ſich geſeh- net nach David/ als ſie vnter den Amalekitern mußte gefangen ſeyn/ daß er ſie moͤchte erloͤſen; Ja wie die geiſtliche Sion geruffen vnd geſeufftzet nach der Rom. 8, 26. Pſ. 42, 2. Ioſ. 2, 17. 18. 19, 20. 21. 1. Sam. 30, 5

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654, S. 1288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus05_1654/772>, abgerufen am 19.03.2024.