Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Drey und Zwantzigste (Neunte)


Die Drey und Zwantzigste

Vber den dritten Articul/ und über die Wort
St. Pauli 1. Corinth. 3/ 16. 17.

Die Neunte Predigt/

Von der widerruffenden Gnade Gottes
des Heiligen Geistes.

GEliebte in Christo: Wann St. Paulus in erst-abgelese-
nem Text den Tempel Gottes heilig nennet und sa-
get: der Tempel Gottes ist heilig/ der seyt ihr!
so folgert er zwar daraus claram & legalem con-
sequentiam,
diesen hellen/ deutlichen Gesetz-
Schluß und Lehr/
man solle denselben nicht violiren/ profaniren/ ent-
heiligen/ mit einem Worte/ verderben/ durch Ergernüß in Lehr und
Leben/ durch Abgötterey/ rebellion, Heydenthumb und Heydnisch Wesen/
man soll kein Huren-Hauß/ Raub-Hauß/ Sauff-Hauß/ Mörder-Grube
daraus machen/ wie droben in der Tempel-Verderbung mit meh-
rerm davon gehandelt worden; dann so wenig ein Herr im Hause ihm
sein Schloß/ Palast/ Hauß oder Statt lässet verschimpffen/ verderben/
ruiniren/ er eifert drüber/ es thut ihm wehe: so wenig könne es auch Gott
leiden/ Er lässet sich nicht spotten/ Er lässet ihm keinen Narren bohren/
schimpff nicht mit Ernst!

Gleichwol aber deutet der heilige Apostel/ wiewol obscure und dunckel
auff eine holdselige Evangelische consequentz: Der Tempel
Gottes ist heilig/
er ist in dem Bunde Gottes/ Gotte einmal initiirt
und geweihet/ derhalben wird er ihn nicht in solchem elenden/ verderbten
Stande allezeit lassen/ sondern reformiren/ umb seines Namens Ehre
willen/ dem Teufel den Sieg und Triumph nicht lassen/ sondern in inte-
gtum restitu
iren/ in verigen guten Stand wider richten und bringen;
Lev. 26, 41.
seqq.
dann so hat es der Herr versprochen Lev. 26. nach der langen/ scharffen
und ernsten Gesetz- und Straff-Predigt/ nach dem donnern und blitzen

fangt
Die Drey und Zwantzigſte (Neunte)


Die Drey und Zwantzigſte

Vber den dritten Articul/ und uͤber die Wort
St. Pauli 1. Corinth. 3/ 16. 17.

Die Neunte Predigt/

Von der widerruffenden Gnade Gottes
des Heiligen Geiſtes.

GEliebte in Chriſto: Wann St. Paulus in erſt-abgeleſe-
nem Text den Tempel Gottes heilig nennet und ſa-
get: der Tempel Gottes iſt heilig/ der ſeyt ihr!
ſo folgert er zwar daraus claram & legalem con-
ſequentiam,
dieſen hellen/ deutlichen Geſetz-
Schluß und Lehr/
man ſolle denſelben nicht violiren/ profaniren/ ent-
heiligen/ mit einem Worte/ verderben/ durch Ergernuͤß in Lehr und
Leben/ durch Abgoͤtterey/ rebellion, Heydenthumb und Heydniſch Weſen/
man ſoll kein Huren-Hauß/ Raub-Hauß/ Sauff-Hauß/ Moͤrder-Grube
daraus machen/ wie droben in der Tempel-Verderbung mit meh-
rerm davon gehandelt worden; dann ſo wenig ein Herr im Hauſe ihm
ſein Schloß/ Palaſt/ Hauß oder Statt laͤſſet verſchimpffen/ verderben/
ruiniren/ er eifert druͤber/ es thut ihm wehe: ſo wenig koͤnne es auch Gott
leiden/ Er laͤſſet ſich nicht ſpotten/ Er laͤſſet ihm keinen Narren bohren/
ſchimpff nicht mit Ernſt!

Gleichwol aber deutet der heilige Apoſtel/ wiewol obſcurè und dunckel
auff eine holdſelige Evangeliſche conſequentz: Der Tempel
Gottes iſt heilig/
er iſt in dem Bunde Gottes/ Gotte einmal initiirt
und geweihet/ derhalben wird er ihn nicht in ſolchem elenden/ verderbten
Stande allezeit laſſen/ ſondern reformiren/ umb ſeines Namens Ehre
willen/ dem Teufel den Sieg und Triumph nicht laſſen/ ſondern in inte-
gtum reſtitu
iren/ in verigen guten Stand wider richten und bringen;
Lev. 26, 41.
ſeqq.
dann ſo hat es der Herr verſprochen Lev. 26. nach der langen/ ſcharffen
und ernſten Geſetz- und Straff-Predigt/ nach dem donnern und blitzen

fangt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0310" n="278"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die Drey und Zwantzig&#x017F;te (Neunte)</hi> </fw><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Die Drey und Zwantzig&#x017F;te</hi> </head><lb/>
        <argument>
          <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Vber den dritten Articul/ und u&#x0364;ber die Wort</hi><lb/>
St. Pauli 1. Corinth. 3/ 16. 17.</hi> </p>
        </argument><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#fr">Die Neunte Predigt/</hi> </head><lb/>
          <argument>
            <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Von der widerruffenden Gnade Gottes<lb/>
des Heiligen Gei&#x017F;tes.</hi> </hi> </p>
          </argument><lb/>
          <p><hi rendition="#in">G</hi>Eliebte in Chri&#x017F;to: Wann St. Paulus in er&#x017F;t-abgele&#x017F;e-<lb/>
nem Text <hi rendition="#fr">den Tempel Gottes heilig</hi> nennet und &#x017F;a-<lb/>
get: <hi rendition="#fr">der Tempel Gottes i&#x017F;t heilig/ der &#x017F;eyt ihr!</hi><lb/>
&#x017F;o folgert er zwar daraus <hi rendition="#aq">claram &amp; legalem con-<lb/>
&#x017F;equentiam,</hi> <hi rendition="#fr">die&#x017F;en hellen/ deutlichen Ge&#x017F;etz-<lb/>
Schluß und Lehr/</hi> man &#x017F;olle den&#x017F;elben nicht <hi rendition="#aq">viol</hi>iren/ <hi rendition="#aq">profan</hi>iren/ ent-<lb/>
heiligen/ mit einem Worte/ <hi rendition="#fr">verderben/</hi> durch Ergernu&#x0364;ß in Lehr und<lb/>
Leben/ durch Abgo&#x0364;tterey/ <hi rendition="#aq">rebellion,</hi> Heydenthumb und Heydni&#x017F;ch We&#x017F;en/<lb/>
man &#x017F;oll kein Huren-Hauß/ Raub-Hauß/ Sauff-Hauß/ Mo&#x0364;rder-Grube<lb/>
daraus machen/ wie droben <hi rendition="#fr">in der Tempel-Verderbung</hi> mit meh-<lb/>
rerm davon gehandelt worden; dann &#x017F;o wenig ein Herr im Hau&#x017F;e ihm<lb/>
&#x017F;ein Schloß/ Pala&#x017F;t/ Hauß oder Statt la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et ver&#x017F;chimpffen/ verderben/<lb/><hi rendition="#aq">ruin</hi>iren/ er eifert dru&#x0364;ber/ es thut ihm wehe: &#x017F;o wenig ko&#x0364;nne es auch <hi rendition="#k">Gott</hi><lb/>
leiden/ Er la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ich nicht &#x017F;potten/ Er la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et ihm keinen Narren bohren/<lb/>
&#x017F;chimpff nicht mit Ern&#x017F;t!</p><lb/>
          <p>Gleichwol aber deutet der heilige Apo&#x017F;tel/ wiewol <hi rendition="#aq">ob&#x017F;curè</hi> und dunckel<lb/><hi rendition="#fr">auff eine hold&#x017F;elige Evangeli&#x017F;che</hi> <hi rendition="#aq">con&#x017F;equen</hi><hi rendition="#fr">tz: Der Tempel<lb/>
Gottes i&#x017F;t heilig/</hi> er i&#x017F;t in dem Bunde Gottes/ Gotte einmal <hi rendition="#aq">initi</hi>irt<lb/>
und geweihet/ derhalben wird er ihn nicht in &#x017F;olchem elenden/ verderbten<lb/>
Stande allezeit la&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ondern <hi rendition="#aq">reform</hi>iren/ umb &#x017F;eines Namens Ehre<lb/>
willen/ dem Teufel den Sieg und Triumph nicht la&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ondern in <hi rendition="#aq">inte-<lb/>
gtum re&#x017F;titu</hi>iren/ in verigen guten Stand wider richten und bringen;<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Lev. 26, 41.<lb/>
&#x017F;eqq.</hi></note>dann &#x017F;o hat es der <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Herr</hi></hi> ver&#x017F;prochen <hi rendition="#aq">Lev.</hi> 26. nach der langen/ &#x017F;charffen<lb/>
und ern&#x017F;ten Ge&#x017F;etz- und Straff-Predigt/ nach dem donnern und blitzen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fangt</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[278/0310] Die Drey und Zwantzigſte (Neunte) Die Drey und Zwantzigſte Vber den dritten Articul/ und uͤber die Wort St. Pauli 1. Corinth. 3/ 16. 17. Die Neunte Predigt/ Von der widerruffenden Gnade Gottes des Heiligen Geiſtes. GEliebte in Chriſto: Wann St. Paulus in erſt-abgeleſe- nem Text den Tempel Gottes heilig nennet und ſa- get: der Tempel Gottes iſt heilig/ der ſeyt ihr! ſo folgert er zwar daraus claram & legalem con- ſequentiam, dieſen hellen/ deutlichen Geſetz- Schluß und Lehr/ man ſolle denſelben nicht violiren/ profaniren/ ent- heiligen/ mit einem Worte/ verderben/ durch Ergernuͤß in Lehr und Leben/ durch Abgoͤtterey/ rebellion, Heydenthumb und Heydniſch Weſen/ man ſoll kein Huren-Hauß/ Raub-Hauß/ Sauff-Hauß/ Moͤrder-Grube daraus machen/ wie droben in der Tempel-Verderbung mit meh- rerm davon gehandelt worden; dann ſo wenig ein Herr im Hauſe ihm ſein Schloß/ Palaſt/ Hauß oder Statt laͤſſet verſchimpffen/ verderben/ ruiniren/ er eifert druͤber/ es thut ihm wehe: ſo wenig koͤnne es auch Gott leiden/ Er laͤſſet ſich nicht ſpotten/ Er laͤſſet ihm keinen Narren bohren/ ſchimpff nicht mit Ernſt! Gleichwol aber deutet der heilige Apoſtel/ wiewol obſcurè und dunckel auff eine holdſelige Evangeliſche conſequentz: Der Tempel Gottes iſt heilig/ er iſt in dem Bunde Gottes/ Gotte einmal initiirt und geweihet/ derhalben wird er ihn nicht in ſolchem elenden/ verderbten Stande allezeit laſſen/ ſondern reformiren/ umb ſeines Namens Ehre willen/ dem Teufel den Sieg und Triumph nicht laſſen/ ſondern in inte- gtum reſtituiren/ in verigen guten Stand wider richten und bringen; dann ſo hat es der Herr verſprochen Lev. 26. nach der langen/ ſcharffen und ernſten Geſetz- und Straff-Predigt/ nach dem donnern und blitzen fangt Lev. 26, 41. ſeqq.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/310
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/310>, abgerufen am 16.04.2024.