Ehret Gott und fürchtet sein Gerichte: Nimm an/ entweder anathema oder anathema, Schmuck oder Fluch/ aut ara aut hara! Gottes Hauß oder des Schwein-Stall.
Ach Gott/ möcht iemand sagen: ein solch streng heiliges Leben und so gethaue Erneuerung nach der Schnur des Göttlichen Worts ge- messen/ so dem Ebenbilde Gottes in Christo Jesu Spiegel-klar und pur ähnlich/ ist mir armen Menschen zu leisten unmöglich/ meine Werck sind unvollkommen/ die Sünde wohnet in mir/ das Fleisch widerstrebet dem Geist; Ach daß ich mit allem Ernst Gottes Rechte halten könte/ daß es in meinem Vermögen were! kaum erwehr ich mich einer Sünde/ bald kommt die ander/ der Fuß ist mir bald unterschlagen/ Antwort: GottLuth. tom. 8. Witteb. ad Oseam p. 336. & in Prophet. Michae. p. 467. weiß wol/ daß du nicht zur Vollkommenheit in dieser Welt kanst gelangen/ biß auffs lotzte consummatum est; da gehet die Vollkommenheit erst an/ Da wird ihm Christus selbst darstellen eine Gemeine/ die nicht habe einen Flecken/ oder Runtzel/ oder des etwas/ die da gantz heilig sey und unsträfflich. Können wir den Zehenden nicht brin- gen von unsern Früchten/ der Herr läst sich auch contentiren mit den Erstlingen/ die sind als die Zartesten auch die Liebsten/ ob gleich die gantze Ernd noch nicht eingesamlet worden; gleichwol aber so gefället ihm derconat,die Befleissigung eines guten Gewissens/ der Eifer/Act. 24, 16. Tit. 2, 7. Phil. 3, 13. die Angelegenheit. Ein Herr der kein Tyrann ist/ nimmt vorlieb mit seinem Knechte/ wann er erst neulich von einer Kranckheit auffgestanden/ mit dem conat und Vnterstand seine Pflicht und Dienste zu leisten/ ob ers gleich noch nicht vollbringen kan. Gradus perfectionis,die Staffel der Vollkommenheit gefällt Gott wol/ ob man wol die perfection und Vollkommenheit des gradus nicht ersteigen oder erreichen kan/ akron labe kai meson exeis! strebe nach dem höchsten/ so wirstu doch noch in der mitten bleiben. Diesincerität/ die Auffrichtigkeit/ wie sie in Job ge-1. Tim. 1, 5. Iob. 31, 1. seqq. v. Luth. ad Genes. 20. p. 146. wesen/ als solches bezeuget sein Tugend-Spiegel/ Job. 31. Diesimpli- cität/ Hirten-Einfalt/ Abrahamische Enfalt/ Moses Einfalt. Jn der legend des allerheiligsten Patriarchen/ im Leben Abrahams wird keines selbst erwehlten Mönchen- und Nonnen-Werck/ Kloster-Gelübd/ und strengen Ordens-Leben gedacht: sondern sie wurden gelobt von ein- fältiger Gottesfurcht/ Tugend-Fleiß/ Zucht-Liebe/ nach der regul des Gött- lichen geoffenbarten Willens/ uns zur Nachfolge.
Es wird so gethaner guten Werck der reicheAct. 10, 4. Vergelter alles guten gedencken/ da im Gegen-Theil der
Gottlo-
Hh 2
Predigt.
Ehret Gott und fuͤrchtet ſein Gerichte: Nimm an/ entweder ἀνάϑημα oder ἀνάϑεμα, Schmuck oder Fluch/ aut ara aut hara! Gottes Hauß oder des Schwein-Stall.
Ach Gott/ moͤcht iemand ſagen: ein ſolch ſtreng heiliges Leben und ſo gethaue Erneuerung nach der Schnur des Goͤttlichen Worts ge- meſſen/ ſo dem Ebenbilde Gottes in Chriſto Jeſu Spiegel-klar und pur aͤhnlich/ iſt mir armen Menſchen zu leiſten unmoͤglich/ meine Werck ſind unvollkommen/ die Suͤnde wohnet in mir/ das Fleiſch widerſtrebet dem Geiſt; Ach daß ich mit allem Ernſt Gottes Rechte halten koͤnte/ daß es in meinem Vermoͤgen were! kaum erwehr ich mich einer Suͤnde/ bald kommt die ander/ der Fuß iſt mir bald unterſchlagen/ Antwort: GottLuth. tom. 8. Witteb. ad Oſeam p. 336. & in Prophet. Michæ. p. 467. weiß wol/ daß du nicht zur Vollkommenheit in dieſer Welt kanſt gelangen/ biß auffs lotzte conſummatum eſt; da gehet die Vollkommenheit erſt an/ Da wird ihm Chriſtus ſelbſt darſtellen eine Gemeine/ die nicht habe einen Flecken/ oder Runtzel/ oder des etwas/ die da gantz heilig ſey und unſträfflich. Koͤnnen wir den Zehenden nicht brin- gen von unſern Fruͤchten/ der Herr laͤſt ſich auch contentiren mit den Erſtlingen/ die ſind als die Zarteſten auch die Liebſten/ ob gleich die gantze Ernd noch nicht eingeſamlet worden; gleichwol aber ſo gefaͤllet ihm derconat,die Befleiſſigung eines guten Gewiſſens/ der Eifer/Act. 24, 16. Tit. 2, 7. Phil. 3, 13. die Angelegenheit. Ein Herr der kein Tyrann iſt/ nimmt vorlieb mit ſeinem Knechte/ wann er erſt neulich von einer Kranckheit auffgeſtanden/ mit dem conat und Vnterſtand ſeine Pflicht und Dienſte zu leiſten/ ob ers gleich noch nicht vollbringen kan. Gradus perfectionis,die Staffel der Vollkom̃enheit gefaͤllt Gott wol/ ob man wol die perfection und Vollkom̃enheit des gradus nicht erſteigen oder erreichen kan/ ἀκρὸν λάβε καὶ μέσον ἕξεις! ſtrebe nach dem hoͤchſten/ ſo wirſtu doch noch in der mitten bleiben. Dieſincerität/ die Auffrichtigkeit/ wie ſie in Job ge-1. Tim. 1, 5. Iob. 31, 1. ſeqq. v. Luth. ad Geneſ. 20. p. 146. weſen/ als ſolches bezeuget ſein Tugend-Spiegel/ Job. 31. Dieſimpli- citaͤt/ Hirten-Einfalt/ Abrahamiſche Enfalt/ Moſes Einfalt. Jn der legend des allerheiligſten Patriarchen/ im Leben Abrahams wird keines ſelbſt erwehlten Moͤnchen- und Nonnen-Werck/ Kloſter-Geluͤbd/ und ſtrengen Ordens-Leben gedacht: ſondern ſie wurden gelobt von ein- faͤltiger Gottesfurcht/ Tugend-Fleiß/ Zucht-Liebe/ nach der regul des Goͤtt- lichen geoffenbarten Willens/ uns zur Nachfolge.
Es wird ſo gethaner guten Werck der reicheAct. 10, 4. Vergelter alles guten gedencken/ da im Gegen-Theil der
Gottlo-
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Predigt.
Ehret Gott und fuͤrchtet ſein Gerichte: Nimm an/ entweder ἀνάϑημα
oder ἀνάϑεμα, Schmuck oder Fluch/ aut ara aut hara! Gottes Hauß oder
des Schwein-Stall.
Ach Gott/ moͤcht iemand ſagen: ein ſolch ſtreng heiliges Leben
und ſo gethaue Erneuerung nach der Schnur des Goͤttlichen Worts ge-
meſſen/ ſo dem Ebenbilde Gottes in Chriſto Jeſu Spiegel-klar und pur
aͤhnlich/ iſt mir armen Menſchen zu leiſten unmoͤglich/ meine Werck ſind
unvollkommen/ die Suͤnde wohnet in mir/ das Fleiſch widerſtrebet
dem Geiſt; Ach daß ich mit allem Ernſt Gottes Rechte halten koͤnte/ daß
es in meinem Vermoͤgen were! kaum erwehr ich mich einer Suͤnde/ bald
kommt die ander/ der Fuß iſt mir bald unterſchlagen/ Antwort: Gott
weiß wol/ daß du nicht zur Vollkommenheit in dieſer Welt kanſt gelangen/
biß auffs lotzte conſummatum eſt; da gehet die Vollkommenheit erſt an/
Da wird ihm Chriſtus ſelbſt darſtellen eine Gemeine/ die nicht
habe einen Flecken/ oder Runtzel/ oder des etwas/ die da gantz
heilig ſey und unſträfflich. Koͤnnen wir den Zehenden nicht brin-
gen von unſern Fruͤchten/ der Herr laͤſt ſich auch contentiren mit den
Erſtlingen/ die ſind als die Zarteſten auch die Liebſten/ ob gleich die gantze
Ernd noch nicht eingeſamlet worden; gleichwol aber ſo gefaͤllet ihm
der conat, die Befleiſſigung eines guten Gewiſſens/ der Eifer/
die Angelegenheit. Ein Herr der kein Tyrann iſt/ nimmt vorlieb mit
ſeinem Knechte/ wann er erſt neulich von einer Kranckheit auffgeſtanden/
mit dem conat und Vnterſtand ſeine Pflicht und Dienſte zu leiſten/ ob ers
gleich noch nicht vollbringen kan. Gradus perfectionis, die Staffel
der Vollkom̃enheit gefaͤllt Gott wol/ ob man wol die perfection und
Vollkom̃enheit des gradus nicht erſteigen oder erreichen kan/ ἀκρὸν λάβε καὶ
μέσον ἕξεις! ſtrebe nach dem hoͤchſten/ ſo wirſtu doch noch in der mitten
bleiben. Die ſincerität/ die Auffrichtigkeit/ wie ſie in Job ge-
weſen/ als ſolches bezeuget ſein Tugend-Spiegel/ Job. 31. Die ſimpli-
citaͤt/ Hirten-Einfalt/ Abrahamiſche Enfalt/ Moſes Einfalt.
Jn der legend des allerheiligſten Patriarchen/ im Leben Abrahams wird
keines ſelbſt erwehlten Moͤnchen- und Nonnen-Werck/ Kloſter-Geluͤbd/
und ſtrengen Ordens-Leben gedacht: ſondern ſie wurden gelobt von ein-
faͤltiger Gottesfurcht/ Tugend-Fleiß/ Zucht-Liebe/ nach der regul des Goͤtt-
lichen geoffenbarten Willens/ uns zur Nachfolge.
Luth. tom.
8. Witteb.
ad Oſeam
p. 336. & in
Prophet.
Michæ.
p. 467.
Act. 24, 16.
Tit. 2, 7.
Phil. 3, 13.
1. Tim. 1, 5.
Iob. 31, 1.
ſeqq.
v. Luth. ad
Geneſ. 20.
p. 146.
Es wird ſo gethaner guten Werck der reiche
Vergelter alles guten gedencken/ da im Gegen-Theil der
Gottlo-
Act. 10, 4.
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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/275>, abgerufen am 23.04.2024.
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